Frau durch Straße geschleift: 14 Jahre Haft
Urteil Mann hatte seine Ex-Frau mit einem Seil um den Hals ans Auto gebunden. Staatsanwaltschaft wollte höhere Strafe
Ein Messerstich streifte ihren Herzmuskel, ein Axthieb erschütterte ihren Schädel. Danach wurde der Mutter eines kleinen Sohnes beinahe das Genick gebrochen, als ihr Ex-Mann Nurettin B. sie mit einem Seil um den Hals an sein Auto band und 200 Meter durch Hameln in Niedersachsen schleifte.
„Sie sind dem Tod dreimal sehr nahe gewesen“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Rosenbusch am Mittwoch im Landgericht Hannover zu der 28-Jährigen, die im Prozess gegen ihren Peiniger als Nebenklägerin auftrat. Der 39-Jährige wurde wegen versuchten Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert.
Richter Rosenbusch betonte: „Aufgabe eines Gerichts ist es nicht, Rache zu üben.“Strafmildernd wirke sich das „uneingeschränkte Mordgeständnis“des Angeklagten aus. Zudem stelle er dem Opfer praktisch sein gesamtes Vermögen zur Verfügung. Zum Auftakt des Prozesstages hatten sich Verteidigung und Nebenklage auf ein Schmerzensgeld von 137 000 Euro für die Frau geeinigt. Nurettin B. übergibt ihr sein Haus sowie das Auto, mit dem er am 20. November 2016 versucht hatte, sie zu töten. Der damals fast dreijährige Sohn der beiden saß während des Gewaltexzesses im Wagen und hörte die Schmerzensschreie der Mutter.
Im ersten Moment der Urteilsverkündung wirkte die 28-Jährige schockiert. Sie leidet immer noch massiv physisch und psychisch unter den Folgen des Verbrechens. Im Prozess hatte sie beschrieben, wie ihr Mann ihr nach der Hochzeit nach islamischem Recht das Leben mit Schlägen und Demütigungen zur Hölle gemacht hatte. Täter und Opfer haben beide kurdische Wurzeln. „Für ihn sind Frauen Sklaven“, sagte die 28-Jährige.
2014 floh sie mit dem Kind zu ihrer Mutter. Es folgte ein Streit um Sorgerecht und Unterhalt. Die Unterhaltspfändung bei seinem Arbeitgeber führte dann zu dem durch mehrfache Morddrohungen angekündigten öffentlichen Verbrechen, das bundesweit für Entsetzen sorgte und viele an mittelalterliche Folter erinnerte. Richter Rosenbusch sprach von einer menschenverachtenden Form der Erniedrigung.
Die grausame Tat hatte die Frau nur überlebt, weil sich das Seil am Auto nach 200 Metern löste und ihr ein junger Mann sofort Erste Hilfe leistete. Vor einer ersten Notoperation musste sie zwei Mal wiederbelebt werden.