Schnaken bekämpfen oder nicht?
Diskussion Der Kampf gegen die Stechmücken bereitet der Gemeinde Rennertshofen Kopfzerbrechen – nicht nur, weil die Kartierung der Brutgebiete 38000 Euro kosten würde
Ja, natürlich gibt es sie, die Schnakenplage in Bereichen der Marktgemeinde Rennertshofen. Und etwas dagegen zu unternehmen, ist wohl notwendig. Zumindest darüber waren die Gemeinderäte am Dienstagabend einer Meinung. Aber damit war die Einigkeit im Gremium auch schon vorbei. Denn der Kostenvoranschlag zur Kartierung der Hauptbrutgebiete der kleinen Plagegeister stieß so manchem Gemeinderat sauer auf: rund 38000 Euro – und das nur für das erste Jahr. Die eigentliche Bekämpfung der kleinen Biester ist dabei noch gar nicht eingerechnet. Das ist dem einen oder anderen Rennertshofener Gemeinderat dann doch zu viel.
Während Ludwig Bayer wissen wollte, wann denn die Kartierung beginne, sollte sich die Gemeinde für das Angebot entscheiden, sah Theo Rehm vor allem darin ein Ri- siko, dass sich bisher keine andere Nachbargemeinde zum Mitmachen durchringen konnte. „Alleine nützt das alles nichts.“Bürgermeister Georg Hirschbeck schränkte noch weiter ein: „Ein großer Teil der Flächen gehört Privateigentümer, dem Freistaat oder ist als Biotop ausgezeichnet. Überall dort dürfen wir ohnehin nicht bekämpfen. Und die Hausbesitzer müssen auch alle mitmachen mit ihren Gartenteichen und Regentonnen.“Und Alfred Ehrnstraßer legte nach: „So wünschenswert und wahrscheinlich auch notwendig die Maßnahme ist, so wenig detailliert ist das Angebot, das uns vorliegt.“Das stammt von der Firma, die sich auch am Rhein um die Mückenbekämpfung kümmert. Laut Hirschbecks Recherchen ist sie die einzige Firma, die eine solche Bekämpfung mit dem Eiweißstoff BTI anbietet. Aus diesem Grund gebe es auch nur ein Angebot, so Hirschbeck weiter. Das Unternehmen bietet auch die Schu- lung von Personal an. Denn das Zeitfenster für das Ausbringen von BTI ist nur drei bis fünf Tage offen, da nur die Larven den Eiweißstoff verzehren. Das alles sei kein Grund, tatenlos zu bleiben, finden dagegen die Befürworter. Johann Muschler aus Riedensheim, der auch als Sprecher der sich formierenden Bürgerinitiative fungiert, möchte die Aktion nicht nur auf die Kosten reduziert sehen. „Die meisten Tümpel bei uns gehören doch eh der Gemeinde. Als Ausgleichsflächen bekommen wir immer mehr Biotope und damit ideale Brutstätten dazu.“Der hohe Nutzen aus Ausgleichsflächen müsse den finanziellen Einsatz rechtfertigen. Ulrike Polleichtner möchte ein deutliches Zeichen der Marktgemeinde sehen. Sie könne und müsse Vorreiter sein. „Irgendjemand muss den ersten Schritt tun. Der Druck aus der Bevölkerung wird auch bei anderen Gemeinden wachsen. Das Klima verändert sich. Die Mücken werden mehr.“Und Gerhard Göbel formulierte die Endgültigkeit einer Ablehnung: „Wenn wir jetzt den Betrag für die Erfassung der Brutgebiete nicht in die Hand nehmen, ist die Aktion gestorben.“Ludwig Bayer möchte gar nicht erst kartieren lassen. „Wenn wir ohnehin nur unser Gemeindegebiet gegen die Mückenlarven behandeln dürfen, sollten wir dort gleich alle Feuchtgebiete bearbeiten.“Rosemarie Haag allerdings sprach sich gegen eine Bekämpfung aus: „Alles, was in der Natur ausgebracht wird, hat irgendwelche Nebenwirkungen.“
Zu einem Beschluss für oder gegen die Erfassung der Brutgebiete in der Gemeinde konnte sich der Rat nicht durchringen. Vielmehr vertagte das Gremium die Entscheidung und wollte die am gestrigen Mittwoch stattfindende Informationsveranstaltung nutzen, um mehr Klarheit zu dem Thema zu erlangen. Darüber werden wir in unserer Freitagsausgabe berichten.