SPD sieht einen Nationalpark als Chance
Haltung Der Kreisverband positioniert sich. Er möchte, dass der Auwald in die Konzeptphase mit aufgenommen wird
Werner Widuckel hat sich viele Gedanken über einen möglichen Nationalpark in den Donau-Auen gemacht, wie der Kreisvorsitzende der SPD sagt. Und er hat sich über das Thema intensiv informiert: bei Gesprächen mit Vertretern des Umweltministeriums und Ministerin Ulrike Scharf selbst in Neuburg und Weichering. Bei einem Spaziergang mit Siegfried Geißler von der Unteren Naturschutzbehörde mitten im Auwald. Und im Austausch mit seinem SPDKollegen Anton Krammer, der bei einer vom Landratsamt organisierten Exkursion im Bayerischen Wald dabei war. Am Ende ist er zu einem Ergebnis gekommen: Der Nationalpark in den Donau-Auen wäre eine riesige Chance für die Region und sollte zum jetzigen Zeitpunkt keinesfalls begraben werden. Deshalb plädiert er dafür, den Auwald in jedem Fall in die nächste Entscheidungsstufe, die sogenannte Konzeptphase, mitzunehmen. Darin sind sich alle SPD-Politiker im Landkreis, egal ob auf Kommunaloder Kreisebene, einig.
Ob dem so sein wird, das entscheidet allerdings weder die SPD, noch eine andere Partei noch der Kreistag, sondern der bayerische Ministerrat. Im Juli will das Gremium verkünden, mit welcher Region der Dialog fortgesetzt werden soll. Neben den Donau-Auen stehen auch die Röhn, der Spessart und der Frankenwald zur Auswahl. Anton Krammer glaubt, dass von den vier Kandidaten mindestens zwei in die nächste Auswahlrunde kommen.
Während in der aktuellen Dialogphase alle Beteiligten Informationen sammeln, analysieren und besprechen, wird in der Konzeptphase ausgelotet, in welchem Umfang ein Nationalpark in der jeweiligen Region möglich wäre. Hier kommen alle Fakten auf den Tisch, um die Architektur des Parks bestimmen zu können. Widuckel und Krammer, beide ehemalige Audi-Mitarbeiter, vergleichen diese Phase mit dem Bau eines Konzeptautos, das notwendig und wichtig ist, um alle theoretischen Daten, Berechnungen und Überlegungen überprüfen zu können. „Vielleicht stoßen wir dadurch auf Themen, an die wir sonst nie gedacht hätten“, sagt Widuckel. Deshalb sind er und seine Verbandskollegen der Meinung, dass die DonauAuen in jedem Fall dieser Überprüfung unterzogen werden sollten, zumal ein Ausstieg während der Konzeptphase jederzeit möglich sei. „Wir sollten nicht von vorne herein sagen: Das wird nichts.“
Nach dem jetzigen Stand der Dinge glaubt die SPD, dass ein Nationalpark in den Donau-Auen eine Reihe von Vorteilen für den Landkreis und die Region hätte. Dazu gehört, wie Werner Widuckel sagt, dass es in Deutschland nicht mehr viele Auwälder gebe. „Deshalb wäre es wichtig, dieses seltene Naturensemble auch entsprechend hervorzuheben.“Ein Nationalpark sei darüber hinaus für jede Region ein Prädikat, mit dem man werben könnte. Das Auenzentrum könnte aufgewertet werden und Hochschulen könnten den Nationalpark als „Forschungsobjekt“nutzen.
Im Gegensatz dazu hielten sich die Nachteile in Grenzen: Unter anderem sei keine Trophäenjagd für Jäger mehr möglich. „Das heißt aber nicht, dass gar nicht mehr gejagt werden darf“, betont Widuckel. Weil die Donau ausgenommen sei, würden die Fischereirechte nicht beeinträchtigt. Und Spaziergänger und Pilzsammler könnten wie gewohnt den Wald nutzen.
Die SPD im Landkreis hat sich also positioniert. Andere Mandatsträger tun sich damit noch schwer und kritisieren den Zeitplan des Ministeriums. Widuckel ist der Meinung, dass die Entscheidungsträger in München diesem Wunsch Rechnung tragen sollten. „Gas geben um jeden Preis kann nicht sein.“