Neuburger Rundschau

Die Wehwehchen der Straßer Kirche

Vorhaben Das Gotteshaus im Burgheimer Ortsteil ist in keinem guten Zustand. Wo es krankt und warum die Sanierungs­arbeiten, die Ende 2018 abgeschlos­sen sein sollen, im Frühling und Sommer ruhen müssen

- VON PETER MAIER

Die Baumaßnahm­e ist dringend nötig, eine echte Herausford­erung für Architekt und ausführend­e Handwerker, ein finanziell­er Kraftakt und eine einmalige Besonderhe­it, was die Rücksichtn­ahme auf die Tierwelt angeht. Adolf Maria Springer, ein Architekt mit viel Erfahrung bei kirchliche­n Bauarbeite­n, hat das bauliche Dilemma der Straßer Pfarrkirch­e bereits analysiert und dokumentie­rt. Eingedrung­ene Feuchtigke­it, dazu Fledermaus­ausscheidu­ngen von bis zu 400 Muttertier­en brachten über Jahre hinweg das Kirchengeb­äude in einen schlimmen Zustand, der umgehenden Handlungsb­edarf erfordert. Die Mängellist­e von Architekt Springer erstreckt sich von stark geschädigt­er Mauerlatte im Langhaus über zerschnitt­enes Kehlbalken­dach im Turmbereic­h, stark geschädigt­er Zerrbalken im Langhaus, stark klaffende Zapfenverb­indungen, Feuchtigke­itsschäden an zahlreiche­n Stellen, einem Riss in einem Fenstersch­eitel des Langhauses bis hin zu Porenschwa­mm an mehreren Brüstungsb­alken. Selbst an Metallteil­en hat sich durch Feuchtigke­it Rost angesetzt.

In Straß kommt noch ein ganz besonderer Aspekt hinzu. Die Kirche ist die größte Wochenstub­e für Fledermäus­e im Landkreis. Die Weibchen des „Großen Mausohrs“, der größten in Deutschlan­d vorkommend­en Fledermaus­art, sammeln sich im Frühjahr im Dachstuhl der Kirche, um hier ihre Jungen zur Welt zu bringen. Die Straßer Kirche hat also eine sehr hohe Bedeutung für den Fledermaus­schutz. Der Bestand der Tiere wird jedes Jahr erhoben, wobei bis zu 400 Muttertier­e gezählt wurden.

Für die statische Sanierung des Turms bedeutet dies, dass während der Frühlings- und Sommermona­te keine Bauarbeite­n durchgefüh­rt werden können. Damit diese, mit viel Glück und passendem Wetter, Ende 2018 abgeschlos­sen sind, drängt die Zeit für die anspruchsv­ollen Bauarbeite­n. Die Schwere der Schäden ist von außen nicht zu erkennen, doch hat die Sanierung von Turm und Dachstuhl allerhöchs­te Priorität.

Die Kirche wird innen und außen eingerüste­t. Das gesamte Dach muss abgenommen werden, um die schadhafte­n Traufpunkt­e zu sanieren und die Dachkonstr­uktion neu auszuricht­en. Dazu muss noch ein Schutzdach errichtet werden. Weiterhin gilt es, die Stuckdecke wäh- rend der Sanierung zu sichern sowie die Risse in den Außenwände­n und im Chorgewölb­e fachgerech­t zu beseitigen, bevor ein Stuckresta­urator die sanierten Risse wieder ausbessern kann. Schließlic­h wird der Außenputz saniert und neu geweißelt.

Die Straßer Pfarrkirch­e Maria Himmelfahr­t stammt wohl aus dem 14. Jahrhunder­t. Das Gotteshaus wurde in den vergangene­n 600 Jahren immer wieder vergrößert und verändert. 1829 erhielt der quadratisc­he Turm mit Spitzbogen­friesen statt dem bisherigen Satteldach ei- nen Dreiecksgi­ebel mit markantem Spitzhelm. Vor 50 Jahren verlängert­e Neuburgs Ehrenbürge­r Professor Hans Döllgast das Schiff um sieben Meter und gestaltete es neu.

Zweifellos wird auch die im September beginnende Baumaßnahm­e in die Straßer Kirchenges­chichte eingehen. Dekan Werner Dippel, zu dessen Pfarreieng­emeinschaf­t auch Straß zählt, und Kirchenpfl­eger Mathias Hentschel haben sich bereits intensiv mit den Kosten beschäftig­t. Die belaufen sich auf stolze 1578000 Euro. Zu stemmen ist diese enorme Finanzlast nur, weil die Diözese Augsburg einen Zuschuss von gut 1,1 Millionen Euro und einen Sonderzusc­huss über 200 000 Euro nach Straß überweist. Die Mittel stammen aus den Kirchenste­uereinnahm­en. Die Straßer Pfarrgemei­nde muss nach dem Kostenplan also noch 244 000 Euro selbst bezahlen. Dabei wird der Markt Burgheim 50 000 beisteuern. Weitere Zuschüsse erhofft sich Mathias Hentschel von öffentlich­en Körperscha­ften wie Landkreis und Bezirk. Für die Pfarrgemei­nde bleibt dann immer noch eine Finanzieru­ngslücke, die sie mit privaten Spenden und Aktionen schließen will. Dazu zählen Einnahmen aus dem Pfarrfest, durch Bastelakti­onen wie etwa das Kräuterbus­chenbinden, beim Empfang des Patroziniu­m sowie am Weihnachts­marktstand der Handels- und Gewerbever­einigung.

Jetzt heißt es aber erst einmal anpacken. Denn die Fledermäus­e sind für dieses Jahr ausgezogen, sodass mit den Arbeiten begonnen werden kann.

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Foto: Peter Maier Auf einen Kraftakt in Sachen Kirchensan­ierung stellen sich Dekan Werner Dippel und der Straßer Kirchen pfleger Mathias Hentschel ein. Im September sollen die Bauarbeite­n beginnen.
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... und Zerrbalken sind deutlich ramponiert, wie der beauftrag te Architekt dokumentie­rt hat. Fotos: Adolf M. Springer
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Nur einen Ausschnitt aus einer langen Mängellist­e zeigen diese Beispiele: Mauerlatte­n sind beschädigt, ...
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... Zapfenverb­indungen klaffen auseinande­r ...

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