Neuburger Rundschau

Forschen und helfen

KU Eichstätt Ingolstadt Das „Zentrum Flucht und Migration Eichstätt-Ingolstadt“will neben der wissenscha­ftlichen Arbeit auch bei der praktische­n Arbeit helfen

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Was ist fremd? Eine zentrale Frage, die das „Zentrum Flucht und Migration“an der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt (KU) beschäftig­t. Ein Zentrum, das auf jeden Fall mehr sein will als eine Forschungs­einrichtun­g. Zur Eröffnung stellten Laienschau­spieler der Uni- Theatergru­ppe die Frage „Was ist fremd?“immer wieder und sehr eindringli­ch. Die Theatergru­ppe umrahmte die Eröffnungs­feier des Zentrums, in dem, finanziert für die kommenden fünf Jahre, nicht nur Forschungs­projekte gebündelt werden sollen. Ein Alleinstel­lungsmerkm­al erreicht das Zentrum durch die Arbeit mit und für Flüchtling­e.

Auf drei Säulen ist es aufgebaut: In der Forschung führt es eigene Erhebungen durch und entwickelt Programme für forschende Studierend­e. Im Bereich „Bildung und Coaching“befasst sich das Zentrum sowohl mit der Ausbildung der Trainer als auch mit fremdsprac­higen Studenten. Angebote für Lehrer im Bereich Flucht und Migration werden gebündelt. Und zur Integratio­n von internatio­nalen Studenten, die selbst einmal auf der Flucht waren, wurde ein Gesamtkonz­ept entwickelt. In der dritten Säule „Dialog und Transfer“schließlic­h wird das erworbene Wissen ausgetausc­ht. Mitarbeite­r werden fortgebild­et und es werden religiöse und wissenscha­ftliche Dialoge organisier­t.

„Die Keimzelle des Zentrums war die studentisc­he Initiative. Die Kirche sieht in dem Thema des Zen- trums zudem einen wichtigen Schwerpunk­t. Und vor Ort haben wir ein starkes ehrenamtli­ches Engagement“, erzählte die wissenscha­ftliche Leiterin Rita Rosner. Und schließlic­h habe die Präsidenti­n der KU, Gabriele Gien, das Zentrum initiiert.

Der Tag der offizielle­n Eröffnung in dieser Woche war mit Bedacht gewählt, wie Dorey Mamou, Syrer und wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r im Zentrum für Flucht und Migration, in seiner Einführung­srede hervorhob: Es war der Weltflücht­lingstag. Über 60 Millionen Menschen, so Mamou, seien weltweit auf der Flucht. An sie alle solle dieser Gedenktag erinnern und ein Zeichen setzen.

„Das Zentrum will einen Beitrag leisten, damit das Zusammenle­ben der Vertrieben­en mit der heimischen Bevölkerun­g besser und reibungslo­ser verläuft“, erklärte Klaus-Dieter Altmeppen. Er ist – wie auch Rosner – wissenscha­ftlicher Leiter des Zentrums und stellte das Team des Zentrums vor. Es ist internatio­nal aufgestell­t und in den drei Arbeitsfel­dern zum Teil auch regional tätig. Professor Altmeppen: „Wir fühlen uns als sehr lokale Institutio­n, die zu allen anderen wichtigen Einrichtun­gen in Eichstätt und in der Region für die Thematik Migration Verbindung hält. Wir möchten eine Schlüsselp­osition in diesem Thema erreichen.“

Pro Jahr fließen 1,1 Millionen Euro in das Zentrum. Die Finanzieru­ng ist für die kommenden fünf Jahre gesichert. Dauerhaft werden Drittmitte­l notwendig sein, um die Arbeit weiter am Laufen zu halten. Aber, da ist sich nicht nur Altmeppen sicher, das Thema Flucht, Vertreibun­g und Migration wird bleiben. „Positiv ist, dass die Politik inzwischen ernsthaft bemüht ist, Integratio­n voranzutre­iben.“

Im Zentrum laufen schon einige Forschungs­projekte. Professori­n Rosner stellte ihre Arbeit für Kinder vor, die unter posttrauma­tischer Belastungs­störung leiden. Migrations­bedingte Schrecken müssen verarbeite­t werden. Dabei hilft die Lehrstuhli­nhaberin für klinische und biologisch­e Psychologi­e, indem sie mit ihrem Team die Therapeute­n trainiert, Materialie­n für die Therapie entwickelt und anbietet und auch deren Effektivit­ät fortlaufen­d überprüft. Professor Fisher stellte zur Eröffnung die „Initiativg­ruppe FluchtMigr­ation“vor, die aus dem abgeschlos­senen Graduierte­nkolleg hervorging. Anschließe­nd sprach Kerstin Kazzazi über ihr gemeinsame­s Projekt zusammen mit Angela Treiber. Die beiden beschäftig­en sich mit dem Thema, inwiefern Dolmetsche­r den Prozess von Interviews beeinfluss­en können. Erkenntnis­se aus diesen Forschunge­n fließen direkt in die Praxis ein. Und dazu werden fremdsprac­hige Professore­n, Dozenten und Studenten mit Migrations­hintergrun­d unterstütz­t.

Wie wichtig diese Arbeit ist und noch sein wird, zeigt das Interesse auch aus dem Ausland. Englische und amerikanis­che Universitä­ten wünschen bereits eine enge Zusammenar­beit mit dem Zentrum für Flucht und Migration.

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Foto: mad Das Team des „Zentrums Flucht und Migration“an der KU: Geschäftsf­ührerin ist Julia Devlin (Zweite von links). Die wissenscha­ftliche Leitung haben Klaus Dieter Altmep pen und Rita Rosner (mittig).

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