Fußball hinter Gefängnismauern
Projekt Neun Mannschaften haben in der JVA Herrenwörth am Turnier um den Sepp-Her berg er-Pokal teilgenommen. Um was es sich beiderResoziali sie rungs initiative handelt
Neun Teams mit männlichen Jugend strafgefangenen aus sieben Bundesländern haben sich inder gastgebenden Justiz vollzugs anstalt in Neu burg- H er renwörth getroffen, um das Fußballturnier um den Sepp-Her berg er-Pokal auszuspielen.
Den Siegerpokal überreichten Wolfgang Dremmler, Ex-Nationalspieler und Botschafter der SeppHerberger-Stiftung, sowie Carsten Haferbeck, Ministerialrat im Bayerischen Staats ministerium der Justiz. Das Turnier um den Sepp-Her berg er-Pokal ist der alljährliche sportliche Höhepunkt derResoziali sie rungs initiative„ Anstoßfü rein neues Leben“.
Insgesamt 100 männliche Jugend straf gefangene im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, die in den teilnehmenden Justiz vollzugs-und Jugend strafanstalten an dem gemeinsamen Programm der Sepp-Her berger-Stiftung und der Bundes agentur für Arbeit teilnehmen und sich in den Kategorien „Fußball“, „Arbeit/ Beruf“und „Soziales“auf die Zeit nach ihrer Inhaftierung vorbereiten, waren bei der Veranstaltung mit dabei. Das Turnier ist eines der größten Fußballturniere hinter Gefängnismauern in Deutschland. Es wird seit dem Jahr 2008 ausgetragen. Die JSA Berlin ging letztlich als Sieger hervor. Zweiter wurde die JVA Hövelhof.
Mit Wolfgang Dremmler begleitete ein prominenter Gast das Turnier. In einer Gesprächsrunde, an der Dremmler teilnahm, lobte Ministerialrat Carsten Haferbeck: „Die Anstoß-Initiative hat eine besondere Bedeutung für den Jugendstrafvollzug in Bayern. Über den Fußball lernen die Teilnehmer wichtige Werte, wie den Umgang mit Sieg oder Niederlage, Disziplin und Teamfähigkeit. Gerade mit Schiedsrichter-Ausbildungen haben wir sehr gute Erfahrung gemacht.“Den Stellenwert der Initiative für die Zeit nach der Haftentlassung hob Astrid Kutz von der Bundesagentur für Arbeit hervor: „Wir möchten den Jugendlichen für die Zeit nach ihrer Inhaftierung eine berufliche Perspektive bieten.“
Dremmler berichtete den Jugendstrafgefangenen über seine Zeit als Spieler und seine Arbeit als Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München. Im Gespräch mit den Jugendlichen informierte sich der 27-fache A-Nationalspieler und Vizeweltmeister über deren aktuelle Lebenssituation und ihre Zukunftspläne. Das Engagement der SeppHerberger-Stiftung für die Resozialisierung von Strafgefangenen hat lange Tradition: „Sepp Herberger selbst hat im Jahre 1970 damit begonnen. Ich bin stolz, dass ich sein Vermächtnis mit meinen Besuchen in Haftanstalten fortführen darf“, betonte Dremmler und ermunterte die Jugendlichen: „Nutzt die Chancen, die euch hier geboten werden, für euer künftiges Leben!“
Über einen musikalischen Auftritt konnten sich die Mannschaften am Nachmittag freuen. Jugendstrafgefangene der JSA Schifferstadt „rappten“ihren „Team-Song“, den sie zuvor im Rahmen eines zweitägigen Musik-Workshops einstudiert hatten. Diese Workshops sind seit diesem Jahr in Kooperation mit der Klangstiftung Bestandteil der Anstoß-Initiative. „Die Ziele der Musik-Workshops, beispielsweise die Förderung von Sozialkompetenzen oder die Stärkung des Selbstbewusstseins, haben viele Parallelen zu den Potenzialen des Fußballs. Fußball und Rap - das passt einfach“, sagt Projektmanager Karsten John von der Klangstiftung.
An der Anstoß-Initiative nehmen aktuell insgesamt 17 Jugendstrafund Justizvollzugsanstalten aus neun Bundesländern teil. (nr)