Lustreisen und Millionenzahlungen
Enthüllung Der erstmals veröffentlichte Garcia-Report deutet an, wie sich Katar die WM 2022 gesichert hat. Der Fifa sind die Indizien aber wohl zu schwach für eine Neuvergabe
Berlin Mitten in der heißen Phase der russischen WM-Generalprobe wird die Fifa von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt – und wieder gerät besonders Katar durch massive Anschuldigungen ins Zwielicht. Mit der erstmaligen Veröffentlichung von Details aus dem bislang streng vertraulichen GarciaReport durch die Bild wurden Ermittlungen um die Skandal-Vergabe der WM-Turniere 2018 und 2022 publik, die der Fußball-Weltverband lieber weiter unter Verschluss gehalten hätte. Am frühen Dienstagabend entschloss sich die Fifa schließlich, den Report selbst für alle zugänglich zu machen.
Die Veröffentlichung des Berichts wurde bis dato vielfach gefordert, auch vom ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter Blatter, aber juristische Bedenken verhinderten dies schließlich. Wie die Fifa auf ihrer Homepage schreibt, wollte die Ethikkommission die Veröffentlichung des Berichts bei der nächsten Gelegenheit diskutieren. „Da nun aber das Dokument illegal einer deutschen Zeitung zugespielt wurde, verlangten die neuen Vorsitzenden die sofortige Veröffentlichung des gesamten Berichts.“
Russland und Katar müssen als WM-Gastgeber aber wohl erst mal keine Angst vor neuen Erkenntnissen oder erdrückenden Beweisen für Korruption und Bestechung haben. Forderungen nach einer WM-Neuvergabe haben vorerst wenig Aussicht auf Erfolg. Hier ruhen die Hoffnungen der Kritiker weiter auf den laufenden Ermittlungen der Schweizer Justiz, die unter anderem mehrere Dutzend Verdachtsfälle auf Geldwäsche untersucht. Allerdings: Mit einem Abschluss der Ermittlungen in Bern ist wohl erst zu rechnen, wenn zumindest die WM in Russland längst gespielt ist.
Michael Garcia schreibt in seinem Untersuchungsbericht unter anderem von aus Katar bezahlten Lus-
(Schweiz): Nach Fi fa Urteil und CAS Einspruch wegen Millionenzahlung an Michel Platini 2016 für sechs Jahre gesperrt.
(Argentinien): Unter anderem verwickelt in dubiose Geld flüsse aus Südafrika. 2014 gestorben.
(Kamerun): Vom IOC wegen Korruptionsanschuldigungen mit Verweis belegt. Schied 2017 aus Council aus.
(Südkorea): We gen Vergehen im Zusammenhang mit der südkoreanischen WM Bewer bung 2015 für sechs Jahre gesperrt.
(Trinidad und Tobago): Zentrale Figur in diversen Skandalen, lebenslang gesperrt. (Spa von Fußball-Funktionären nach Rio de Janeiro, Millionenzahlungen auf ein Konto der damals zehn Jahre alten Tochter eines FifaWahlmannes und einem E-Mailverkehr mit Danksagung für den Erhalt von sechsstelligen Zahlungen aus dem Emirat.
Einige dieser Vorwürfe sind nicht neu, waren auch schon vorher publik geworden und wurden von den WM-Machern am Arabischen Golf immer dementiert. Dass sie nien): Verweigerte zunächst Koope ration mit Garcia. Verwarnt und mit Geldstrafe belegt. Noch im Council.
(Frankreich): Wegen Millionenzahlung von Blatter 2016 für vier Jahre gesperrt.
(England): 2011 aus dem Exekutivkomitee ausge schieden.
(Belgien): Unter suchungen wegen geringfügiger Ver gehen wurden eingestellt. Schied 2017 aus Council aus.
(Brasilien): Massi ve Korruptionsvorwürfe. Flüchtete vor brasilianischer Justiz.
(Katar): Großer Strippenzieher. Lebenslang gesperrt. auch Garcia in seinem Report festhielt, geben ihnen aber nun einen offiziellen Anstrich.
Zu Chefermittler Garcia hatte Russland eine schwierige Beziehung. Dem Juristen wurde die Einreise verweigert, da die Russen ihn für die umstrittene Inhaftierung des Waffenhändlers Viktor Bout in den USA mitverantwortlich machten. Als Garcias Stellvertreter Cornel Borbely nach Moskau reiste, waren die Computer der WM-Bewerber zerstört, tief gehende Ermittlungen somit unmöglich.
Garcia trat im Dezember 2014 von seinem Posten als Chef der ermittelnden Kammer der Ethikkomtreisen (Türkei): Schied 2017 aus Council aus.
(USA): Brachte mit umfassendem Korruptionsgeständnis Verfahren ins Rollen – lebenslang ge sperrt. (Thailand): Wegen Verfehlungen in Thailand von Fifa 2016 für fünf Jahre gesperrt. (Paraguay): Verwickelt in diverse Skandale. In seiner Heimat unter Hausarrest. (Japan): Schied 2011 aus dem Exekutivkomitee aus. (Zypern): Berichte über angebliche Grundstückdeals mit Katar blieben ohne Folgen. Schied 2017 aus Council aus. (Elfenbeinküste): mission zurück. Er empfand seine Erkenntnisse im Abschlussbericht von Hans-Joachim Eckert, dem damaligen Chef der Recht sprechenden Ethikkammer, nicht richtig interpretiert. „Kein unabhängiges Governance Komitee, Ermittler oder Schiedsgericht kann die Kultur einer Organisation ändern“, lautete Garcias Kritik damals. In der Liste der vielen Details fehlten dem deutschen Juristen Eckert dingfeste, justiziable Beweise für einen konkreten Einfluss auf die WM-Vergabe. Der international geachtete Eckert wurde im Mai auf Initiative von Infantino an der Spitze der Ethikkommission abgelöst.
Angeklagt, geflüchtet, gesperrt: Das wurde aus den 22 Fifa Wahlmännern der WM Vergabe 2018 und 2022
Bestreitet Schmiergeldzahlungen aus Katar. 2015 aus Exekutivkomitee aus geschieden.
(Deutschland): Wegen zunächst fehlender Koopera tion mit Ermittler Michael Garcia zu Geldstrafe verurteilt, Ermittlungen der Justiz in der Schweiz laufen.
(Guatemala): in den USA angeklagt wegen organi sierter Kriminalität – lebenslang ge sperrt.