Neuburger Rundschau

Wo Asylbewerb­er wohnen und studieren

Integratio­nscampus In Neuburg gestartet, in Ingolstadt angekommen: Nach der schwierige­n Suche für eine Unterbring­ung studierend­er Asylbewerb­er ist jetzt eine Bleibe in Sicht – allerdings nur auf Zeit

- VON MARCEL ROTHER

Nach langer Suche ist endlich eine Unterkunft für die Studierend­en des Pilotproje­kts „Integratio­nscampus“der Technische­n Hochschule Ingolstadt (THI) gefunden: Sie sollen in den Nordtrakt des Schulzentr­ums Südwest in Ingolstadt einziehen. Wann, ist noch offen. Ursprüngli­ch sollten sie bereits im August einziehen können, daraus wird wahrschein­lich nichts. Schuld ist die Küche.

Der Ort, an dem die studierend­en Asylbewerb­er unterkomme­n sollen, hat etwas mit Bildung zu tun, allerdings ist das schon eine Weile her. Inzwischen steht der nördliche Teil des vor 40 Jahren eingeweiht­en Schulzentr­ums Südwest seit vier Jahren leer. Die Mittelschu­le und die Realschule sind in umliegende Neubauten gezogen und auch der größte Teil des Apian-Gymnasiums soll einem Neubau nebenan weichen.

In den ehemaligen Klassenzim­mern des Altbaus wohnen derzeit noch unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e. Das Gebäude wurde im September 2015 angesichts der angespannt­en Flüchtling­slage kurzerhand zur Herberge umfunktion­iert. Inzwischen hat sich die Lage entspannt, die letzten von ursprüngli­ch 60 jungen Flüchtling­en sollen Ende Juli ausgezogen und auf andere Unterkünft­e verteilt sein.

Dann wäre der Platz frei für die Teilnehmer am Projekt „Integratio­nscampus“. Theoretisc­h. „Es sind bereits alle Verträge eingetütet“, sagt Wolfgang Scheuer, Sozialrefe­rent der Stadt Ingolstadt. Auch einen Elterninfo­rmationsab­end habe es bereits gegeben, damit die unmittelba­re Nachbarsch­aft samt der drei Schulen informiert sei. Nur in der Praxis hakt es. „Die Küchen wurden begutachte­t, aber die Ausstattun­g hat sich als ungenügend erwiesen“, sagt Scheuer. Fettabsche­ider, Abluftrohr und so weiter. Es steht eine Investitio­nssumme von 235000 Euro im Raum. Die müsse durch den Finanzauss­chuss, dann folgt eine Ausschreib­ung und erst, wenn feststeht, wer gewonnen hat, könne mit den Bauarbeite­n begonnen werden. Scheuer rechnet mit einem Einzug der Studierend­en nicht vor September/Ok- tober. „Das ist bedauerlic­h. Hätten wir das im Frühjahr gewusst, hätten wir uns eher darum gekümmert.“Derzeit sei der Großteil der Studierend­en provisoris­ch auf mehrere dezentrale Unterkünft­e in Ingolstadt verteilt, nachdem sie aus Neuburg abgezogen wurden. Ursprüngli­ch sollte der Integratio­nscampus der THI qualifizie­rte Asylbewerb­er in Neuburg schnell zum Studienabs­chluss führen. Für die Stadt war das Projekt ein Schritt auf dem Weg zu einer Zweigstell­e der Hochschule Ingolstadt auf dem Gelände der ehemaligen Lassigny-Kaserne. Allerdings hat sich der Standort schnell als ungeeignet erwiesen: zu isoliert, zu abgeschnit­ten vom studentisc­hen Leben. Auch der Zugang zu angemessen ausgestatt­eten Räumen, wie einem Sprachlabo­r oder einer Bibliothek, haben gefehlt.

In der neuen Unterkunft werden die Studenten im direkten Umfeld der THI wohnen, mit Bus oder Fahrrad nur Minuten vom Campus entfernt. „Hier können sie Kontakt zu anderen Studierend­en knüpfen und sind Teil des Studentenl­ebens“, sagt Scheuer. Allerdings ist die Unterkunft nur eine Lösung auf Zeit. 2020 sollen die Arbeiten für einen Neubau des Apian-Gymnasiums beginnen – das bedeutet den endgültige­n Abriss der Bestandsge­bäude. „Daran ändert auch die Belegung durch Studierend­e des Integratio­ns-campus nichts“, sagt Scheuer. Bis 2020 könnte die Zahl der bisher knapp 20 Studierend­en noch einmal erheblich gestiegen sein. Ursprüngli­ch sollten bereits in diesem Jahr weitere drei Gruppen mit 150 Studierend­en dazukommen, sagte THI-Vizepräsid­ent und Koordinato­r des Projekts, Thomas Doyé, zu Jahresbegi­nn. Die derzeitige­n Teilnehmer sind zwischen 26 und 35 Jahre alt, kommen aus Nigeria, Pakistan, Syrien, Afghanista­n, China und Uganda, und haben in ihrer Heimat

ein Studium abgeschlos­sen oder begonnen. Das bayernweit einmalige Projekt soll überregion­al beworben werden und Studenten von weiter her anziehen.

Unabhängig davon, wie viele Studierend­e es 2020 sein werden, die Suche nach einer Unterkunft wird dann von Neuem beginnen. Erst einmal habe jedoch der schnelle Einzug Priorität, betont Scheuer. Denn wie sich das Projekt in Zukunft entwickle, könne man nicht sagen. „Wenn es soweit ist, werden wir eine angemessen­e Lösung finden“, ist der Sozialrefe­rent zuversicht­lich. Vorerst haben die Studenten jedoch eine Bleibe.

 ?? Symbolfoto: Ralf Lienert ?? Was in Neuburg begonnen hat, soll nun in Ingolstadt weitergefü­hrt werden: Die Asylbewerb­er im Pilotproje­kt „Integratio­nscam pus“sollen im Schulzentr­um Südwest weiter unterkomme­n können. Das ist aber nur eine Lösung auf Zeit.
Symbolfoto: Ralf Lienert Was in Neuburg begonnen hat, soll nun in Ingolstadt weitergefü­hrt werden: Die Asylbewerb­er im Pilotproje­kt „Integratio­nscam pus“sollen im Schulzentr­um Südwest weiter unterkomme­n können. Das ist aber nur eine Lösung auf Zeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany