Eine zweite Chance
Die Idee, auf dem Gelände der ehemaligen Lassigny-Kaserne in Neuburg mit dem Integrationscampus einen Vorläufer einer künftigen Zweigstelle der Hochschule Ingolstadt zu installieren, war aus Sicht der Stadt nachvollziehbar. Letztlich ist sie an der Realität gescheitert. In Ingolstadt bekommt das Pilotprojekt, und mit ihm die Studierenden, eine zweite Chance.
Kaum hatte der Integrationscampus im Jahr 2016 mit 20 Studierenden in Neuburg euphorisch seinen Betrieb aufgenommen, mehrten sich kritische Stimmen. Ist Neuburg der richtige Standort? Sind die Wohnräume in der Lassigny-Kaserne und die Lernräume im ehemaligen Biohistoricum angemessen? Wie wird sich das Projekt entwickeln? Die Antwort gaben die Studierenden selbst. In Gesprächen mit der THI lautete ihr Fazit zu Neuburg: Zu weit ab vom Schuss, zu isoliert vom Rest der Hochschule, zu weit weg vom studentischen Leben. Am Ende waren von 20 Studierenden noch 13 übrig.
Die Verlegung des Pilotprojekts an die Hochschule nach Ingolstadt ist konsequent. Hier haben die hoch qualifizierten Asylbewerber nicht nur Zugang zu einem Sprachlabor und einer Bibliothek, sondern sie sind in einen Campus mit 5500 Studierenden und einem Ausländeranteil von zehn Prozent integriert. Dabei waren aufseiten der Stadt die Vorbehalte groß, erneut Wohnraum für Asylbewerber schaffen zu müssen. Verständlich, hat Ingolstadt seine Aufnahmequote für Flüchtlinge übererfüllt und liegt oberbayernweit an der Spitze.
Umso erfreulicher, dass eine Lösung gefunden wurde. Formal sind damit alle Rahmenbedingungen erfüllt, damit das Projekt gelingen kann. Jetzt liegt es an den Teilnehmern, sie müssen zeigen, dass sie die Chance ergreifen, bereit sind zu lernen und sich in das Hochschulsystem einzugliedern. Integration ist keine Einbahnstraße. Im Idealfall profitieren beide Seiten. Die Studierenden, denen eine aussichtsreiche berufliche Qualifikation offensteht und das Land, das gut ausgebildetete, motivierte Fachkräfte brauchen kann. Dem Projekt wäre ein Erfolg zu wünschen.