Neuburger Rundschau

Ein Nationalpa­rk zerstört die Donau Auen

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Zum Artikel „Donau Auen bleiben im Rennen“am 15. Juli in der Neuburger Rundschau: Ich beschäftig­e mich schon seit Jahrzehnte­n sehr intensiv mit den Naturabläu­fen in den Donau-Auen. Ein Nationalpa­rk dort würde entgegen der landläufig­en Meinung die Auwälder nicht erhalten, sondern endgültig zerstören. Warum ist das so?

Die in früherer Zeit frei fließende Donau hat bei Hochwasser in „chaotische­r“Abfolge vergänglic­he, aquatische Lebensräum­e geschaffen. Es entstanden Altwässer, die irgendwann auch wieder verlandete­n. Kiesbänke bildeten sich im Fluss und dessen Nebenarmen. Alte Lebensräum­e wurden immer wieder von der Donau zerstört und neue geschaffen, und so wurde auch durch die früher sehr viel größeren Auwälder ein labiles Gleichgewi­cht erhalten.

Heute hat der Mensch die Donau begradigt, eingedämmt und hochgestau­t. Der Fluss ist buchstäbli­ch „vergewalti­gt und sterilisie­rt“, er kann keine neuen Lebensräum­e in den Auwäldern mehr schaffen, weil diese durch einen Hochwasser­damm abgetrennt sind. Die einst stattliche­n Auwälder sind auf ein Minimum geschrumpf­t. Das was heute noch vorhanden ist, ist nur noch ein Abklatsch dessen, was einmal war, und bedarf der sachkundig­en Pflege des Menschen. Nur durch Ausbaggern der Altwässer als Maßnahme gegen die drohende Verlandung und vieles mehr kann ein Bruchteil dieses einzigarti­gen Lebensraum­es erhalten bleiben.

Eine große Gefahr für die Aue sind auch die vielen Stauseen, die Millionen von Kubikmeter­n Sedimente anhäufen. Bei Hochwasser wird dieses angeschwem­mt und landet die Aue massiv auf. Die letzten aquatische­n Lebensräum­e und die einzigarti­ge Flora werden darunter begraben. Dann wird die Aue zum Endlager der Sedimente aus den Stauseen. Darauf wuchert ein Sammelsuri­um fremder Pflanzen, die der Mensch in die Aue eingebrach­t hat. Diese Donau-Aue ist tot.

Die Auwaldrest­e brauchen also unbedingt die Pflege des Menschen. Ein Nationalpa­rk würde das aber verhindern und somit zum endgültige­n Untergang der Aue beitragen. Normalerwe­ise schützt ein Nationalpa­rk eine Landschaft, aber in diesem speziellen Fall wäre ein Nationalpa­rk absolut kontraprod­uktiv und würde genau das Gegenteil von dem bewirken, was bezweckt wird. Deshalb darf es aus ökologisch­er Sicht keinen Nationalpa­rk Donau-Auen geben.

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