Wie Geflüchtete an Jobs kommen
Arbeit Wenn Unternehmer einen Asylbewerber einstellen möchten, müssen sie einiges beachten. Eine Erfolgsgeschichte zeigt mögliche Hürden
Die Beschäftigung von Geflüchteten stellt die Arbeitgeber im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen vor große Herausforderungen. Welche Voraussetzungen müssen Asylbewerber erfüllen? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Im Bürokratiedschungel finden sich viele Unternehmer nicht zurecht. Unter dem Motto „Zeigen, wie es gelingen kann: Beschäftigung von Geflüchteten“veranstaltet das Landratsamt einen Infonachmittag, um interessierten Arbeitgebern Fragen zu beantworten und Mut zu machen. Ein Erfolgsbeispiel des Unternehmens Richard Schulz Tiefbau sollte zusätzlich zeigen, dass es gelingen kann.
Stellvertretend für den 24-jährigen Mamoud Conthe aus Sierra Leone sprach Norbert Meinert. Er begleitet den jungen Mann seit zweieinhalb Jahren, überwand mit ihm alle Hürden – und davon nicht wenige. Conthe war 2012 nach Deutschland gekommen. Meinert erzählt, dass Conthe der Sohn eines Bürgermeisters gewesen sei. Als man in der Nacht seine ganze Familie ermordet habe, habe er als einziger fliehen können. Mit einer Hilfsorganisation gelang dem damals 19-Jährigen schließlich die Flucht nach Deutschland. „Das ist zumindest die offizielle Geschichte“, erzählte Norbert Mei- und fügt hinzu: „Wichtig ist aber, dass er jetzt hier ist und sich anstrengt.“
Im März 2015 rief das Berufliche Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (Bfz) bei Richard Schulz Tiefbau an und bat um ein Praktikum für einen Asylbewerber. Der junge Mann gab sich Mühe, wollte lernen, fiel nicht negativ auf. Im September desselben Jahres begann er eine Lehre im Straßen- und Tiefbau. Als dann drei Monate später ein Schreiben kam, dass sein Asylantrag abgelehnt worden war, begann für Conthe und seine fleißigen Unterstützer eine Odyssee. Sie nahmen Kontakt zu Emmy Böhm vom Ausländeramt auf. Gemeinsam kümmerten sie sich um Papiere aus Sierra Leone, erwirkten einige Duldungen und damit immer ein paar Wochen Aufschub. Mit dem Auszubildenden fuhren sie in die Botschaft von Sierra Leone nach Berlin, besorgten ihm einen Platz in einer firmeneigenen Unterkunft und engagierten Nachhilfelehrer, weil die schulischen Leistungen nicht ausreichten.
Noch ist unklar, ob der junge Mann bis zum Ausbildungsende im nächsten Herbst bleiben kann. Meinert hofft, dass sie gemeinsam die restlichen sprachlichen und rechtlinert chen Herausforderungen meistern werden. „Wenn wir alle Gebühren, unsere Arbeitszeit und alle weiteren Kosten zusammenrechnen“, sagt er, „kommen wir auf etwa 12 000 Euro.“Ob die Geschichte von Mamoud Conthe eine erfolgreiche ist, das wisse er nicht so recht. Abschreckend könne sie aber allemal sein.
So wirkte die Geschichte auch auf den Unternehmer Robert Brix aus Burgheim. Er hatte gehofft, dass es eine einfache Lösung gebe: „Wie soll ich das als mittelständischer Unternehmer neben meiner täglichen Arbeit bewerkstelligen? Ich fühle mich überfordert.“Christina Senner leitet ein Bauunternehmen in Neuburg und findet die Gesetze nicht praktikabel. Erleichtert ist sie aber dennoch: „Ich habe heute erfahren, dass wir mit unserem Praktikanten nicht solche Probleme haben werden.“Er habe eine Aufenthaltserlaubnis und könne somit eine Ausbildung im Bauunternehmen beginnen.
„Der Rechtsstatus ist entscheidend. Arbeitgeber sollten erst darauf schauen“, sagt Emmy Böhm „Außerdem ist jeder Fall unterschiedlich.“Es lohne sich, im Ausländeramt anzurufen und nachzufragen. O
Wer Fragen zum Thema „Asyl und Beschäftigung“hat, kann Emmy Böhm unter der Rufnummer 08431/57 201 kontaktieren.