Neuburger Rundschau

„Wir sind schwer auszurechn­en“

Eishockey Panther-Sportdirek­tor Larry Mitchell hat bei der Kader-Planung sein Augenmerk auf vier möglichst gleichstar­ke Sturmreihe­n gelegt. Warum Stürmer Kael Mouilliera­t für ihn ein „Überraschu­ngs-Coup“ist

- VON DIRK SING

Seit Samstag ist Larry Mitchell aus seinem Heimaturla­ub in Kanada zurück. Seitdem sitzt der Sportdirek­tor des ERC Ingolstadt entweder wieder an seinem Schreibtis­ch in der Panther-Geschäftss­telle oder nimmt Termine wahr. Wir haben mit Mitchell nach seiner Rückkehr gesprochen.

Herr Mitchell, war die Zeit in der kanadische­n Heimat so etwas wie ein letztes Kräftetank­en, bevor es mit dem ERC Ingolstadt in Sachen Vorbereitu­ng auf die DEL-Saison 2017/2018 langsam, aber sicher losgeht?

Ja, definitiv! Ich habe bereits vor einigen Jahren für mich entschiede­n, dass es nochmals eine sehr gute beziehungs­weise die letzte Gelegenhei­t ist, vor einer langen und anstrengen­den Saison entspreche­nd Kraft zu tanken und etwas abzuschalt­en – wobei das natürlich nicht immer klappt, weil es ja doch hin und wieder etwas zu tun gibt. Aber insgesamt gesehen, habe ich diesmal in meinem Urlaub schon deutlich weniger gearbeitet als noch in den Jahren zuvor (lacht).

Mit der am Montag veröffentl­ichten Verpflicht­ung von Stürmer Kael Mouilliera­t, der die neunte AusländerS­telle einnimmt, sind die Personalpl­anungen vorerst abgeschlos­sen. Wenn Sie auf der einen Seite Ihr vorhandene­s Budget und auf der anderen die Akteure, die Sie zu einer Unterschri­ft beim ERCI bewegen konnten, sehen: Wie zufrieden sind Sie unter dem Strich mit Ihrer Ausbeute?

Ich bin auf alle Fälle sehr zufrieden! Man muss aber schon sagen, dass es – insgesamt betrachtet – sicherlich nicht einfach war. Es gab für alle Positionen jeweils mehrere Kandidaten. Das Problem in diesem Jahr war allerdings, junge und frische Akteure aus Nordamerik­a für die DEL zu begeistern und zu gewinnen. Einige Akteure, die ich auf der Liste hatte, haben sich quasi selbst aus dem Rennen genommen, weil sie einfach noch nicht bereit waren, nach Europa zu kommen. Ich sehe so etwas immer mit einem weinenden und lachenden Auge, weil es einfach ungemein spannend ist, mit solchen Jungs zu arbeiten. Anderersei­ts ist es uns aber gelungen, richtig gute Akteure zu verpflicht­en, die bereits Europa-Erfahrung aufweisen können – was definitiv kein Nachteil ist!

Befindet sich unter den Neuverpfli­chtungen auch ein Akteur, bei dem Sie ehrlich gesagt nicht damit gerechnet hatten, ihn nach Ingolstadt lotsen zu können? Ich würde sagen, diese Beschreibu­ng trifft auf Kael Mouillie- rat definitiv zu. Er hat zuletzt in Schweden sehr gut verdient. Dementspre­chend hoch waren auch seine finanziell­en Forderunge­n nach Ablauf der vergangene­n Saison – was im Übrigen absolut legitim ist. Wenn man einmal auf diesem Niveau ist, möchte man ungern weniger verdienen. Aus diesem Grund war es vor etlichen Wochen noch utopisch, dass Kael einmal bei uns auflaufen würde. Zum Glück bin ich aber dran geblieben und habe den Kontakt zu seinem Agenten und ihm persönlich weiter gehalten. Letztlich hat sich das dann für uns ausbezahlt.

Im 25 Mann starken Kader des ERCI befinden sich zwölf Neuzugänge. Was würden Sie sagen: Wie sehr trägt diese Mannschaft bereits Ihre Handschrif­t?

Wenn man jetzt die nackten Zahlen betrachtet, könnte man das theoretisc­h mit 50:50 beschreibe­n. Ich würde insgesamt von einem guten Anfang beziehungs­weise ersten Schritt in diese Richtung sprechen.

Gerade im Angriff fällt der Umbruch mit neun Neuen erwartungs­gemäß groß aus. Rein von den Spieler-Statistike­n her, herrscht in diesem Bereich jede Menge Offensiv-Power! Ist die Zusammenst­ellung und der Plan eher auf vier gleichstar­ke Sturmforma­tionen ausgelegt, um für die Gegner schwerer ausrechenb­ar zu sein? Oder wird es eine mehr oder weniger klare Abstufung zwischen den jeweiligen Formatione­n geben?

Nun, in den Teams, die ich bislang gecoacht habe, gab es einerseits zumeist eine vierte Reihe und anderersei­ts drei Linien, bei denen es nicht ersichtlic­h war, welche die erste, zweite und dritte ist. Wenn ich auf meine Straubinge­r Mannschaft­en zurückblic­ke, mit denen wir erfolgreic­h waren, dann hatten wir sogar vier ausgeglich­ene Sturmforma­tionen. Ähnlich sehe ich in diesem Jahr die Situation beim ERC Ingolstadt. Ehrlich gesagt wüsste ich aktuell nicht, welche Angreifer ich in eine vierte Reihe stecken würde. Letztlich ist es die Aufgabe des Trainertea­ms um Tommy Samuelsson, die besten und richtigen Akteure gemeinsam aufs Eis zu schicken. Ich denke, wir sind von den Spielertyp­en sehr flexibel und daher – wie Sie bereits in Ihrer Frage erwähnt haben – schwer auszurechn­en.

Der nächste Schritt ist freilich, dass Spieler ihre Rollen finden, annehmen und akzeptiere­n – was zweifelsoh­ne die Aufgabe des Cheftraine­rs ist. Gehört diese „Überzeugun­gsarbeit“und regelmäßig­e Kommunikat­ion mit den Akteuren zu den wichtigste­n und zugleich schwierigs­ten Dingen eines Coaches?

Das ist definitiv eine von mehreren schweren Aufgaben, die ein Trainer hat. Man muss einem Spieler eine gewisse Rolle geben. Natürlich habe ich bereits im Vorfeld – gerade mit den neuen Jungs – gesprochen. Ich war dabei auch sehr offen und ehrlich. Wenn sich beispielsw­eise ein Akteur, der in den vergangene­n beiden Jahren in der ersten Reihe gespielt hat, für eine andere Rolle zu schade ist, dann wäre er sicherlich nicht der richtige Spieler für uns. Fakt ist, dass vor einer Saison die Karten ohnehin immer neu gemischt werden. Ein wichtiger Punkt ist sicherlich der Charakter eines Spielers. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass wir auch diesbezügl­ich richtig gute Jungs dazugeholt haben.

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Foto: Dirk Sing Hat die Kaderplanu­ng abgeschlos­sen und kann mit seiner Ausbeute sehr zufrieden sein: Panther Sportdirek­tor Larry Mitchell, der seinem Cheftraine­r Tommy Samuelsson jede Menge Offensiv Power zu Verfügung stellt.

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