Möbel fürs Leben
Ausstellung Gesellenstücke sind einerseits entscheidend für die Ausbildung und andererseits lebenslange Begleiter
Jetzt muss er noch zwei Scharniere einpassen, dann ist sein Gesellenstück fast fertig. Dafür hat Pius Dotzauer aus Sinning aber auch die eine oder andere Früh- und Spätschicht eingelegt. Schließlich soll sein Gesellenstück perfekt sein, wenn er es heute zur Benotung in der Regens-WagnerSchule in Schrobenhausen abgibt. Bis dahin hat der angehende Geselle noch Zeit, Feinheiten an seinem Schreibtisch zu vollenden.
Dotzauer fertigt für sich selbst einen Schreibtisch. Schließlich soll ihn sein Gesellenstück ein Leben lang begleiten. Noch wohnt der 19-jährige zu Hause bei seinen Eltern. Für seinen neuen Schreibtisch hat er in seinem Elternhaus gut Platz. 80 Arbeitsstunden hatte der Auszubildende für den Bau des Möbelstücks Zeit. „Aber die Planungen für den Schreibtisch haben schon vor einem halben Jahr begonnen“, erzählt Dotzauer, der bei der Schreinerei Pettmesser in Oberhausen lernt. „Die Zeit ist wie im Fluge vergangen. Und da wir hier alles machen, von Möbeln über Fenster bis hin zur Bauschreinerei, habe ich viel gelernt.“Nun aber ist Dotzauer mit seinem vorletzten Möbelstück als Azubi beschäftigt. Nach dem Gesellenstück folgt noch die praktische Prüfung am Freitag. „Wir haben dabei etwa einen halben Tag Zeit und müssen ein Kleinmöbel fertigen.“
Aber zurück zum Schreibtisch. Der massive Eichenkorpus ruht auf einem filigranen Metallgestell. Stopp! Metall an einem SchreinerGesellenstück? Geht das? „Ja, das geht auch. Man muss bei einem Gesellenstück einen gewissen Schwierigkeitsgrad erkennen lassen und erhält für verschiedene Fertigungsschritte Punkte“, erklärt Dotzauer. Insgesamt muss ein Gesellenstück mindestens 14 Schwierigkeitspunkte erfüllen. „Und die schaffe ich alleine mit dem Korpus.“Der besteht aus geölter Eiche. Zwei Schubladen werden mithilfe eines Federmechanismus’ durch Drücken geöffnet und geschlossen. Versenkt und mittels einer Klappe versteckt findet man eine Steckdose und Raum für ein Ladegerät. Die Arbeitsfläche des Schreibtisches ist auf zwei Seiten mit Linoleum beschichtet und kann gewendet werden. „Ich wollte einen Schreibtisch, der Leichtigkeit ausdrückt, aber sehr massiv steht“, sagt der Azubi. Das war dann auch die große Herausforderung für den Schreinerlehrling. Aber Dotzauer meisterte diese, auch mit der Unterstützung seines Ausbilders Thomas Braun, indem er einen massiven Eichenriegel im Schreibtisch verbaute. „Das gibt dem Möbel die notwendige Stabilität.“Noch ein Vorteil beim Umzug: Das Metallgestell ist leicht vom Korpus abzuschrauben. Damit wird der Transport erleichtert.
Pius Dotzauer ist einer von zwölf Prüflingen, deren Gesellenstücke ab Donnerstag benotet werden. Unter ihnen befinden sich auch zwei Frauen, die die Ausbildung zur Schreinerin absolviert haben. Am Sonntag dann können die Möbelstücke in der Regens-Wagner-Schule in Schrobenhausen besichtigt werden. Die Lehre zum Schreiner dauert in der Regel drei Jahre. Das erste Jahr ist ein reines Schuljahr. Die beiden weiteren Ausbildungsjahre finden, abgesehen von den wöchentlichen Berufsschulbesuchen, im Lehrbetrieb statt.