Große Autos, kleine Lücken
Verkehr Die Parksituation in Neuburg ist ohnehin angespannt. Dazu kommt, dass viele Automodelle immer üppiger ausfallen, die Parkplätze jedoch gleich groß bleiben. Vor allem in Tiefgaragen wird es eng, Parkrempler haben Hochkonjunktur
Die Parksituation in Neuburg ist angespannt. Dazu fallen viele Automodelle immer üppiger aus, die Parkplätze sind jedoch gleich groß geblieben.
Einmal falsch geparkt und schon klemmt ein unübersehbarer Beschwerdezettel unter dem Scheibenwischer der Windschutzscheibe. Darauf steht in fetten roten Lettern: „Sie Anfänger! Der Parkplatz ist für zwei Pkws ausgelegt!!!“Mit diesem schriftlichen Rüffel müssen Autofahrer leben, die am Brandlbad die Stellflächen zu großzügig zugunsten ihres eigenen Wagens auslegen.
Und tatsächlich: Der Platz zwischen zwei Bäumen reicht gerade so für zwei Autos, vorausgesetzt es handelt sich um kleine, akkurat eingeparkte Exemplare. Treffen an selber Stelle jedoch zwei ausgewachsene SUVs – moderne, absurderweise vor allem in Innenstädten häufig anzutreffende Geländewagen, die schon mal die Dimension eines Ausflugsdampfers annehmen können – aufeinander, wird deutlich: Wer zuerst kommt, hat den Platz, der Zweite geht leer aus. Oder quetscht sich daneben und bekommt die Tür kaum mehr auf. Denn: Während die meisten Parkplätze gleich groß bleiben, haben viele Autos in den vergangenen Jahren in Sachen Größe schwer zugelegt und dulden keine Nebenbuhler.
Kaum eine Neuvorstellung vergeht, in der nicht Sätze stehen wie: „Im Vergleich zum Vorgängermodell um x Zentimeter länger und y Zentimeter breiter.“Was die Insassen freut, bedeutet es doch mehr Beinfreiheit, Laderaum oder Platz für die Kinder, macht die Situation beim Einparken weniger vorteilhaft. Nur mit Müh und Not und Hilfe unzähliger elektronischer Helferlein findet manch ein Autofahrer überhaupt noch den Weg in eine Parklücke. Abstandswarner, Rückfahrund Rundum-Kameras leiten piepsend den Weg – oder die automatische Einparkhilfe übernimmt gleich ganz das lästige Prozedere, das Lenkrad schlägt von allein ein und schwupps ist der Wagen sauber am Wegesrand verstaut.
Dennoch kracht es gerade beim Einparken besonders häufig. Parkrempler, gerade an neuralgischen Stellen wie etwa dem Südpark seien alles andere als eine Seltenheit, heißt es bei der Polizei Neuburg. Am Wochenende und zu den Haupteinkaufszeiten sei es besonders schlimm. Auch Beschwerden über allzu verschwenderisches Parken würden immer wieder in der Zentrale eingehen. Da hilft es wenig, dass die Straßenverkehrsordnung offiziell vorschreibt, platzsparend zu parken.
Fahrschullehrer Philipp Schragner kennt das Problem. Besonders kritisch wird es in Tiefgaragen oder auf Parkdecks. Um möglichst vielen Autos Platz zu bieten, ist die Stellfläche eng bemessen, dazu kommen häufig Betonpfeiler, schummriges Licht und drängelnde Nachzügler. In diesem Fall hilft nur Ruhe und Übung. Wer von seinen Schülern mindestens zwei bis dreimal in der Tiefgarage Einparken geübt hat, bekommt keinen Führerschein, sagt Schragner. „Gerade wenn ein Auto neu ist und man mit den Abmessungen noch nicht so vertraut ist, sind Übungseinheiten unverzichtbar“, sagt der Inhaber der Fahrschule Fahrstil. Das könne auch Erwachsenen, die sich gerade ein neues Auto gekauft haben, nicht schaden.
In Neuburg gibt es drei öffentliche Tiefgaragen, am Fürstgarten, am Schrannenplatz und am Spitalplatz. Sie wurden in den 80er Jahren gebaut und bieten jeweils für 135, 45 und 60 Autos Platz. Der ist bei den Tiefgaragen unterschiedlich bemessen, teilen die Stadtwerke mit. Die Breite beginnt bei rund 2,30 Metern und die Länge liegt bei 5 Metern. Die Größe orientiert sich an einer Parkplatzverordnung aus den 60er Jahren, die heute noch gültig ist.
Die Verordnung hat sich auf die Größe damaliger Autos bezogen – verständlich, dass das über die Jahre zu Problemen führen kann. Angepasst wurde die Größe der Stellflächen in den Folgejahren nicht, sagen die Stadtwerke. Grund dafür seien zum einen bauliche Hindernisse wie tragende Säulen, zum anderen würden Parkplätze wegfallen.
Beim geplanten Parkhaus am Parkbad fallen die anvisierten 200 Stellplätze verhältnismäßig komfortabel aus: 2,5 mal 5 Meter, so steht es in einem Stadtrats-Beschluss vom April. Damit sind die Stellflächen genauso groß wie „normale“oberirdische Parkplätze auf städtischem oder privatem Grund, wie beispielsweise am Rand vieler Straßen. Überprüft werden alle Parkplätze gleich intensiv, egal ob es sich dabei um Tiefgaragen und Parkdecks oder andere Parkplätze handelt, heißt es auf Anfrage beim Ordnungsamt. Die Kontrollen übernehmen die verantwortlichen Überwachungskräfte der Stadt. Entdecken sie auf ihren Patrouillen Parkrowdys, die zwei Stellplätze besetzen, quittieren sie den Verstoß mit einer Verwarnung.
Manche Autofahrer stört das anscheinend wenig, vielleicht können sie auch einfach nicht besser einparken – oder ihnen ist die Platzvernicht schwendung egal. Nicht umsonst haben an sonnigen Tagen die weißen Zettel mit der roten Aufschrift am Brandlbad Hochkonjunktur. Die Freibadbetreiber kennen das Problem. „An guten Tagen haben wir tausende Gäste, da kommt es immer wieder zu Beschwerden über Falschparker, die Platz wegnehmen“, sagt Schichtleiter Emanuel Coatti. Das sei natürlich ärgerlich, die Zettel mit der rüden Aufschrift seien jedoch nicht von ihnen. Häufen sich die Beschwerden, verteilen zwar auch die Mitarbeiter des Brandlbads Zettel an Falschparker, diese seien allerdings in einem freundlicheren Ton verfasst. „Wir wollen ja schließlich keine Gäste verprellen“, sagt Coatti.