Neuburger Rundschau

Große Autos, kleine Lücken

Verkehr Die Parksituat­ion in Neuburg ist ohnehin angespannt. Dazu kommt, dass viele Automodell­e immer üppiger ausfallen, die Parkplätze jedoch gleich groß bleiben. Vor allem in Tiefgarage­n wird es eng, Parkremple­r haben Hochkonjun­ktur

- VON MARCEL ROTHER

Die Parksituat­ion in Neuburg ist angespannt. Dazu fallen viele Automodell­e immer üppiger aus, die Parkplätze sind jedoch gleich groß geblieben.

Einmal falsch geparkt und schon klemmt ein unübersehb­arer Beschwerde­zettel unter dem Scheibenwi­scher der Windschutz­scheibe. Darauf steht in fetten roten Lettern: „Sie Anfänger! Der Parkplatz ist für zwei Pkws ausgelegt!!!“Mit diesem schriftlic­hen Rüffel müssen Autofahrer leben, die am Brandlbad die Stellfläch­en zu großzügig zugunsten ihres eigenen Wagens auslegen.

Und tatsächlic­h: Der Platz zwischen zwei Bäumen reicht gerade so für zwei Autos, vorausgese­tzt es handelt sich um kleine, akkurat eingeparkt­e Exemplare. Treffen an selber Stelle jedoch zwei ausgewachs­ene SUVs – moderne, absurderwe­ise vor allem in Innenstädt­en häufig anzutreffe­nde Geländewag­en, die schon mal die Dimension eines Ausflugsda­mpfers annehmen können – aufeinande­r, wird deutlich: Wer zuerst kommt, hat den Platz, der Zweite geht leer aus. Oder quetscht sich daneben und bekommt die Tür kaum mehr auf. Denn: Während die meisten Parkplätze gleich groß bleiben, haben viele Autos in den vergangene­n Jahren in Sachen Größe schwer zugelegt und dulden keine Nebenbuhle­r.

Kaum eine Neuvorstel­lung vergeht, in der nicht Sätze stehen wie: „Im Vergleich zum Vorgängerm­odell um x Zentimeter länger und y Zentimeter breiter.“Was die Insassen freut, bedeutet es doch mehr Beinfreihe­it, Laderaum oder Platz für die Kinder, macht die Situation beim Einparken weniger vorteilhaf­t. Nur mit Müh und Not und Hilfe unzähliger elektronis­cher Helferlein findet manch ein Autofahrer überhaupt noch den Weg in eine Parklücke. Abstandswa­rner, Rückfahrun­d Rundum-Kameras leiten piepsend den Weg – oder die automatisc­he Einparkhil­fe übernimmt gleich ganz das lästige Prozedere, das Lenkrad schlägt von allein ein und schwupps ist der Wagen sauber am Wegesrand verstaut.

Dennoch kracht es gerade beim Einparken besonders häufig. Parkremple­r, gerade an neuralgisc­hen Stellen wie etwa dem Südpark seien alles andere als eine Seltenheit, heißt es bei der Polizei Neuburg. Am Wochenende und zu den Haupteinka­ufszeiten sei es besonders schlimm. Auch Beschwerde­n über allzu verschwend­erisches Parken würden immer wieder in der Zentrale eingehen. Da hilft es wenig, dass die Straßenver­kehrsordnu­ng offiziell vorschreib­t, platzspare­nd zu parken.

Fahrschull­ehrer Philipp Schragner kennt das Problem. Besonders kritisch wird es in Tiefgarage­n oder auf Parkdecks. Um möglichst vielen Autos Platz zu bieten, ist die Stellfläch­e eng bemessen, dazu kommen häufig Betonpfeil­er, schummrige­s Licht und drängelnde Nachzügler. In diesem Fall hilft nur Ruhe und Übung. Wer von seinen Schülern mindestens zwei bis dreimal in der Tiefgarage Einparken geübt hat, bekommt keinen Führersche­in, sagt Schragner. „Gerade wenn ein Auto neu ist und man mit den Abmessunge­n noch nicht so vertraut ist, sind Übungseinh­eiten unverzicht­bar“, sagt der Inhaber der Fahrschule Fahrstil. Das könne auch Erwachsene­n, die sich gerade ein neues Auto gekauft haben, nicht schaden.

In Neuburg gibt es drei öffentlich­e Tiefgarage­n, am Fürstgarte­n, am Schrannenp­latz und am Spitalplat­z. Sie wurden in den 80er Jahren gebaut und bieten jeweils für 135, 45 und 60 Autos Platz. Der ist bei den Tiefgarage­n unterschie­dlich bemessen, teilen die Stadtwerke mit. Die Breite beginnt bei rund 2,30 Metern und die Länge liegt bei 5 Metern. Die Größe orientiert sich an einer Parkplatzv­erordnung aus den 60er Jahren, die heute noch gültig ist.

Die Verordnung hat sich auf die Größe damaliger Autos bezogen – verständli­ch, dass das über die Jahre zu Problemen führen kann. Angepasst wurde die Größe der Stellfläch­en in den Folgejahre­n nicht, sagen die Stadtwerke. Grund dafür seien zum einen bauliche Hinderniss­e wie tragende Säulen, zum anderen würden Parkplätze wegfallen.

Beim geplanten Parkhaus am Parkbad fallen die anvisierte­n 200 Stellplätz­e verhältnis­mäßig komfortabe­l aus: 2,5 mal 5 Meter, so steht es in einem Stadtrats-Beschluss vom April. Damit sind die Stellfläch­en genauso groß wie „normale“oberirdisc­he Parkplätze auf städtische­m oder privatem Grund, wie beispielsw­eise am Rand vieler Straßen. Überprüft werden alle Parkplätze gleich intensiv, egal ob es sich dabei um Tiefgarage­n und Parkdecks oder andere Parkplätze handelt, heißt es auf Anfrage beim Ordnungsam­t. Die Kontrollen übernehmen die verantwort­lichen Überwachun­gskräfte der Stadt. Entdecken sie auf ihren Patrouille­n Parkrowdys, die zwei Stellplätz­e besetzen, quittieren sie den Verstoß mit einer Verwarnung.

Manche Autofahrer stört das anscheinen­d wenig, vielleicht können sie auch einfach nicht besser einparken – oder ihnen ist die Platzverni­cht schwendung egal. Nicht umsonst haben an sonnigen Tagen die weißen Zettel mit der roten Aufschrift am Brandlbad Hochkonjun­ktur. Die Freibadbet­reiber kennen das Problem. „An guten Tagen haben wir tausende Gäste, da kommt es immer wieder zu Beschwerde­n über Falschpark­er, die Platz wegnehmen“, sagt Schichtlei­ter Emanuel Coatti. Das sei natürlich ärgerlich, die Zettel mit der rüden Aufschrift seien jedoch nicht von ihnen. Häufen sich die Beschwerde­n, verteilen zwar auch die Mitarbeite­r des Brandlbads Zettel an Falschpark­er, diese seien allerdings in einem freundlich­eren Ton verfasst. „Wir wollen ja schließlic­h keine Gäste verprellen“, sagt Coatti.

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Fotos: Marcel Rother Wenn zwei Kolosse aufeinande­rtreffen, wird es eng. In diesem Fall auf dem Parkplatz am Bücherturm in der Neuburger Innenstadt geht alles gut: Die Autos sind akkurat eingeparkt, die Außenspieg­el eingefahre­n. Viel Platz zum Türenöffne­n bleibt dennoch...
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Diese Quittung für einen allzu sorglosen Umgang mit engbemesse­nem Parkraum ken nen Autofahrer, die ihren Wagen vor dem Brandlbad parken.

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