Entschleunigung im Juli-Wahn
Jetzt muss alles raus. Die Zeit rast. Nur noch eine gute Woche bis zur Ferienzeit! Alles hetzt und rennt von Fest zu Sitzung und von Kultur-Höhepunkt zu Abschlussfeier – als ob im August das Leben zu Ende wäre. Produktion, Dienstleistung, Handel und Handwerk steht unter Dauerdruck, alle Aufträge bitte sofort, besser noch gestern. Sie brauchen noch einen Termin beim Arzt oder Friseur jetzt im Juli? Um Gottes Willen, haben Sie nicht vorher gewusst, dass die Haare auch im Sommer wachsen? Die Hektik steigt mit den Temperaturen.
Wie gut, dass es da wenigstens noch ein paar vereinzelte entschleunigte Räume gibt. Zum Beispiel an den Schulen. Notenschluss rum, Entlassschüler aus dem Haus – jetzt läuft’s aus mit Wandertag und Bundesjugendspielen. Der Lehrerverband teilt uns zwar aktuell mit, wie zeitaufwendig die neuen kompetenzorientierten Zeugnisse sind und dass die Belastung immer größer wird. Der Unterricht läuft dagegen meist untertourig. Wie denn auch, wenn mancherorts das „Werkzeug“fehlt, an einigen Schulen steht die Bücherrückgabe zweieinhalb Wochen vor der Zensurenverteilung im Terminplan.
Vor unserem geistigen Auge stellen wir uns das mal in einem Handwerksbetrieb vor. Da steht der Maurer vor seinem Chef: „Ich geb’ mal gleich Wasserwaage und Kelle ab, in zwei Wochen ist ja schon Urlaub ...“