Neuburger Rundschau

Eine Investitio­n in sichere Stromerzeu­gung

Energie Laufwasser­kraftwerke produziere­n zuverlässi­g und ökologisch Energie. Nach den Anlagen in Bittenbrun­n, Burgheim und Ingolstadt wird jetzt Bertoldshe­im saniert

- VON MICHAEL GEYER

Über zwei Wehre rauscht zurzeit an der Staustufe in Bertoldshe­im ungenutzt das Wasser. Die Stromprodu­ktion ist auf ein Drittel der Kapazität zurückgefa­hren, nur eine Kraftwerks­turbine läuft und liefert ohne Unterbrech­ung Strom mit einer Frequenz von 16 ²⁄ ³ Hertz in das Netz der Deutschen Bundesbahn. Die Olympische­n Spiele von 1972 in München, der damit zusammenhä­ngende Ausbau des S- und U-Bahnnetzes und der zu erwartende, enorme Stromverbr­auch waren einer der wichtigste­n Gründe, dass die aus den ursprüngli­ch vier Kraftwerke­n Bertoldshe­im, Bittenbrun­n, Bergheim und Ingolstadt bestehende Kette seinerzeit gebaut wurde, erklärt Jan Kiver, Pressespre­cher der RheinMain-Donau AG. 1992 kam noch das Kraftwerk Vohburg dazu. Das Laufwasser­kraftwerk Bertoldshe­im ging 1967 als erstes in Betrieb und produziert seitdem zuverlässi­g ökologisch­en Strom in einer Größenordn­ung von 115,5 Millionen Kilowattst­unden pro Jahr. Inzwischen sind die Anlagen in die Jahre gekommen und müssen saniert werden.

In den letzten 50 Jahren hat der regenerati­ve Dauerläufe­r Bertoldshe­im rund 5,8 Milliarden Kilowattst­unden Öko-Bahnstrom geliefert und habe somit das Klima im Vergleich zum deutschen Energiemix mit 511 Gramm CO2 pro Kilowattst­unden um insgesamt 2,9 Millionen Tonnen Kohlendiox­id (CO2) oder rund 70340 Tonnen CO2 pro Jahr entlastet, verweist Kiver auf diese kaum vorstellba­re Größenordn­ung. Neben den ständigen Revisionen sind immer auch Reparature­n oder der Austausch von Kraftwerks­komponente­n notwendig. In Bertoldshe­im ist es die südöstlich der Turbinenha­lle liegende Freiluftsc­haltanlage, die von den Fachleuten der Uniper Kraftwerke GmbH sowie der DB Netz AG, Siemens und der Bamberger Firma Schneider Electric komplett modernisie­rt wird. Bertoldshe­im ist als letztes der vier Kraftwerke dran. Weil es hier zwei Leitungsfe­lder mehr gibt, kommt die Schaltanla­genmoderni­sierung mit einer Million Euro etwas teurer, die Gesamtkost­en für die vier Kraftwerke belaufen sich auf rund drei Millionen Euro, das ist etwa genauso viel wie die neue Fischaufst­iegsanlage.

Thomas Lange vom Betreiber Uniper und Projektlei­ter Eugen Monsch führen durch die Baustelle und erklären die umfangreic­hen Sanierungs­maßnahmen. Der Teil der Anlage, der während der Umbauten die Weitervers­orgung der Bahn leistet, ist heute ebenfalls stromlos. Solange nämlich Arbeiten an oder in der Nähe der Sammelschi­ene notwendig sind, die quasi die „Hauptschla­gader“der Freiluftsc­haltanlage darstellt, wird kein Strom produziert. Im Normalbetr­ieb erzeugen drei Generatore­n Strom mit einer Maschinens­pannung von 6300 Volt, der an die drei großen Transforma­toren geleitet wird, wo die Spannung auf 110 000 Volt hochtransf­ormiert wird. Die Transforma­toren wurden erst vor wenigen Jahren erneuert. Im Juni rückte nun zuerst der Bagger an und riss bis in einer Tiefe von drei Metern die alten Fundamente heraus. Die neuen Komponente­n, wie zum Beispiel Leistungs- und Trennschal­ter oder die als Messeinric­htungen fungierend­en Stromwandl­er, werden entweder auf vor Ort gegossene Betonsocke­l oder auf als Block gelieferte Fertigfund­amente gesetzt. Die jetzt eingebaute­n Schaltelem­ente arbeiten mit Isoliergas, das besser als Luft isoliert. Sie lösen die mit Isolieröl betriebene­n Schalter ab.

Im bereits halb fertigen Teil glänzen die Leitungsse­ile aus Aluminium und die neuen Isolatoren im Sonnenlich­t. Bis zum 4. Dezember soll alles fertig sein. „Wir liegen gut im Zeitplan“, freut sich Eugen Monsch über den Fortschrit­t. Die Boots- und Kanuschleu­se muss weiterhin aus Sicherheit­sgründen gesperrt werden, wenn die Wehre offen sind. Weitere Arbeiten an den drei Schleusenk­ammern des Bertoldshe­imer Kraftwerks sind bereits in Planung.

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Fotos: Michael Geyer Jan Kiver, Pressespre­cher der Rhein Main Donau AG, Projektlei­ter Eugen Monsch und Thomas Lange vom Betreiber Uniper (von links) führten durch die Baustelle am Ber toldsheime­r Stausee.
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Durch solche dicken Aluminiuml­eitungssei­le, wie Bauleiter Klaus Braungart eines zeigt, fließt der 110 000 Volt Bahnstrom.

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