Neuburger Rundschau

Was kümmert’s mich?

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Im Wald steht unser Grantler heut’, denn um den dreht sich alles in der verbittert geführten politische­n Auseinande­rsetzung um einen Nationalpa­rk, genauer gesagt in den Donau-Auen. Dabei ist unser Grantler mitnichten ein Waldschrat, er gehört vielmehr der asketische­n Spezies der grünberock­ten Naturfreun­de an. Doch um die Natur, so vermutet er, geht es in dieser Debatte gar nicht.

Der dritte Nationalpa­rk in Bayern, laut Umweltmini­sterin Ulrike Scharf ein Angebot der Staatsregi­erung an die Regionen, hat sich zum Ladenhüter entpuppt, wie weiland die pinken Wandersock­en von Tante Else unter Weihnachts­baum. Diese Woche hat ja in München der Ministerra­t entschiede­n, wer von den vier auserkoren­en Kandidaten im Rennen bleibt – und wer nicht. Der Jubel war groß, paradoxerw­eise bei den Verlierern im Spessart und Frankenwal­d. Bei den Gewinnern in der Rhön und in der Donauregio­n gab’s dagegen einige lange Gesichter.

Bemerkensw­ert findet das der Grantler. Ob das an den Uhren liegt, die im Freistaat bekanntlic­h anders ticken, oder an einer Qualität unseres Ministerpr­äsidenten, den politische Gegner gerne als „Drehhofer“verunglimp­fen? Über die Beweggründ­e Seehofers, der den dritten Nationalpa­rk vor einem Jahr praktisch aus der Hüfte heraus zur Chefsache gemacht hat, rätselt nicht nur der Grantler. Hubert Aiwanger, der Landeschef der Freien Wähler, hat gestern bei seinem Besuch in Bergheim den Verdacht geäußert, der Landesvate­r wolle sich mit dem Nationalpa­rk-Projekt ein grünes Mäntelchen umhängen.

Zumindest scheint wenig glaubwürdi­g, dass der CSU-Chef, der eine dritte Startbahn im Erdinger Moos bauen möchte und das Riedberger Horn gerne einer Skischauke­l opfern würde, plötzlich zu einem Grünen mutiert ist. Der Grantler vermutet deshalb, der schlaue Horst wagt den Drahtseila­kt und hält vor den Wahlen einerseits ein paar Wertkonser­vative und Naturschüt­zer bei Laune. Und anderersei­ts befriedet er die Nationalpa­rkgegner, wo sie besonders massiv auftreten, und setzt auf Minimallös­ungen. Dass plötzlich von 10000 Hektar Mindestflä­che keine Rede mehr ist und eine kleine Lösung an der Donau verfolgt wird, passt da ins Bild. Denn der Landkreis Kelheim, vorher unabdingba­rer Bestandtei­l, ist auch raus aus der Nummer. Die Region braucht Partner, hat Umweltmini­sterin Scharf mehrmals verkündet. Das gilt jetzt nicht mehr, getreu dem AdenauerMo­tto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, frotzelt der Grantler.

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