Wanderer zwischen den Welten
Interview Pfarrer Anton Tischinger feiert heute sein 40. Priesterjubiläum. Über die Jahre hat er viel erlebt, wie er erzählt
Neuburg Im Juni 1977 wurde Klinikseelsorger Anton Tischinger zum Priester geweiht. Heute feiert er in Heilig Geist sein 40. Priesterjubiläum. Stadtpfarrer Herbert Kohler wird die Predigt halten. Im Anschluss findet im Pfarrgarten südlich von Heilig Geist ein Stehempfang statt. In einem Interview gibt der Jubilar Einblicke in sein bewegtes Leben.
Wieso sind Sie damals Priester geworden? Anton Tischinger:
Eigentlich hatte ich nie vorgehabt, Priester zu werden. Ich wollte als Bauingenieur das väterliche Geschäft übernehmen. Aber eine Reise nach Taizé im Jahre 1970 hat mich verändert: Die Erfahrung der Ökumene, die Begegnung mit vielen Jugendlichen, die Gemeinschaft der Brüder haben mich geprägt. Danach war alles anders. Obwohl meine Familie zunächst dagegen war, habe ich in Augsburg Theologie und Philosophie studiert und schließlich im Augsburger Dom am 19. Juni 1977 die Priesterweihe empfangen. Wie ich also dazu gekommen bin, Priester zu werden? Ich war geschoben, geführt.
In welchen Bereichen der Kirche waren Sie in den vergangenen 40 Jahren tätig?
Tischinger: Meine Kaplansjahre habe ich in Augsburg und Bobingen zugebracht. Danach kam mir eines der wenigen Wahlämter in der Kirche zu: Ich wurde Diözesanpräses der KJG (Katholische Junge Gemeinde) in Augsburg und schließlich Präses, also geistlicher Leiter, des BDKJ in Augsburg. Organisieren auf der einen Seite und Seelsorge auf der anderen Seite – ich bin ein Wanderer zwischen den Welten, der gerne verschiedene Bereiche vereint! Nach dieser Zeit in der Jugendarbeit kam ich nach Untermeitingen und lernte dort als Pfarrer das Gemeindeleben kennen. Aber ich hatte seit meiner Studienzeit den Wunsch zu promovieren und dieser wurde mir schließlich erfüllt. Vier Jahre sich nur dem Studium zu widmen, war ein schönes Geschenk. Auch meinen Doktortitel habe ich in einem Grenzgebiet erworben, an der Schnittstelle zwischen Theologie und Philosophie. Nach fünf Jahren als Stadtpfarrer in Nördlingen wurde ich in die Militärseelsorge berufen und kam ans Zentrale Krankenhaus der Bundeswehr in Koblenz. Die Krönung dieses Abschnitts war der Wechsel als Militärdekan an die Universität der Bundeswehr in Neubiberg. 15 Jahre lang, drei Jahre mehr als üblich, habe ich dort die Hochschulgemeinde geleitet, einen Lehrauftrag erfüllt und viele Studenten kennengelernt – eine tolle Zeit! Im Anschluss daran ging es für mich ein Jahr nach Bad Wörishofen, bevor ich überraschenderweise als Klinikseelsorger an die Kliniken St. Elisabeth in Neuburg berufen wurde.
Seit fünf Jahren sind Sie nun in der Krankenseelsorge tätig. Was ist das Besondere daran?
Tischinger: Das Besondere an der Krankenseelsorge ist die unmittelbare Begegnung mit dem Menschen. Der einzelne Mensch steht im Vordergrund, das war für mich eine neue Erfahrung. Für die Kranken, für die Angehörigen ist das Einfachda-sein wichtig. Ich habe das Sakrament der Krankensalbung sehr zu schätzen gelernt, diese Rituale geben Halt. Beim Kranken auszuharren – selbst wenn man nichts machen kann –, zu zeigen, dass da noch jemand anderes da ist, ist bereichernd. Außerdem bin ich seit vier Jahren im Ethik-Komitee des Krankenhauses, denn auch die Medizinethik interessiert mich sehr. Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?
Ich genieße es, einerseits in der Klinik zu arbeiten und andererseits in den Gemeinden sein zu können. Weiterhin diese beiden Möglichkeiten zu haben, würde mich freuen. Für die Lichterprozession am 15. August, die ich zu Ehren der 100 Jahre Maria als Patrona Bavaria organisiere, wünsche ich mir viele Teilnehmer. Und insgesamt hoffe ich auf neue Impulse durch Papst Franziskus, sodass die Kirche gestärkt in die Zukunft gehen kann.