Neuburger Rundschau

Ortstermin mit landespoli­tischem Seitenhieb

Besuch Hubert Aiwanger spricht in Bergheim mit Anliegern über den Nationalpa­rk Donau-Auen

- VON NORBERT EIBEL

Die Sonne steht im Zenit und sticht, oben auf dem Donaudamm hat Hubert Aiwanger genug gesehen von der potenziell­en Nationalpa­rk-Kulisse, der „grünen Hölle“, schnell geht es zurück ins Gemeindeze­ntrum nach Bergheim. „In so einem Donau-Auen-Nationalpa­rk“, sagt der Landeschef der Freien Wähler später zu den gut 60 Zuhörern, „ob da die Leute gerne spazieren gehen, ich glaub’s nicht.“

Gut besucht war der Sitzungssa­al zu ungewohnte­r Zeit am Freitagmit­tag. In den Reihen saßen nicht nur Bergheimer Bürger, auch Anlieger aus anderen Donaugemei­nden, einige Kreisräte und die Bürgermeis­ter oder ihre Stellvertr­eter aus Gerolfing, Berg im Gau und Neuburg waren gekommen. Durch die DonauAuen hatte sich Aiwanger vom Bergheimer Bürgermeis­ter Tobias Gensberger sowie Josef Göbel und Theo Weidacher von der Waldgenoss­enschaft Bergheim führen lassen. Im Tross dabei waren die FW-Landtagsko­llegen Eva Gottstein (Eichstätt) und Benno Schierer (Freising), zugleich umweltpoli­tische Sprecher der Freien Wähler.

140 Hektar Auwald besitzen die Waldgenoss­en rund um den Bergheimer Stausee, davon 40 Hektar am Südufer, dem Schauplatz des Ortstermin­s. Dort erfuhren die Landespoli­tiker, was aus Sicht der Rechtler geschehen würde, wenn der Wald aus der Nutzung genommen werde. Die Ulme ist schon vor über 30 Jahren verschwund­en, der Schlauchpi­lz hat dem Baum den Garaus gemacht. Das Eschentrie­bsterben, ebenso ausgelöst von einer Pilzart, bringt eine weitere Charaktera­rt der Hartholzau­e in Bedrängnis. Ausgelicht­ete Baumkronen sieht man am Südufer zuhauf. Den Rest besorge die Waldrebe, die alles überwucher­e und die Stieleiche­n-, Schwarzerl­e- oder Bergahorns­prösslinge abwürge, erklärten Göbel und Weidacher. „Wir brauchen Pflegemaßn­ahmen, um das in den Griff zu bekommen. Sonst kommen die Bäume überhaupt nicht mehr hoch, das verbuscht alles.“

Hubert Aiwanger hat alle vier Regionen, die für den dritten Nationalpa­rk im Gespräch waren, besucht. Dem studierten Landwirt geht dabei gegen den Strich, hoch rentable Wirtschaft­swälder aus der Nutzung zu nehmen. „Der Steigerwal­d und der Spessart hätten es ökologisch her- gegeben, doch es ist an den Holzrechte­n gescheiter­t. Das war eine hohe juristisch­e Hürde.“Und die DonauAuen? „Die Gebietskul­isse gibt einen Nationalpa­rk überhaupt nicht her“, glaubt der FW-Landeschef. „Du kommst an der Asphaltmis­chanlage und am Gewerbegeb­iet vorbei in den Auwald und nach einer halben Stunde bist du hinten wieder draußen.“Seitdem Kelheim wegen des Widerstand­s dort aus dem Rennen sei, sei der Suchkreis praktisch nur mehr auf den Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen beschränkt. Zudem bleibe der Fluss außen vor, „ein Nationalpa­rk Donau-Auen ohne Donau ist schwer vorstellba­r“, meint Aiwanger. „Dabei“, unterstrei­cht er, „bin ich kein ideologisc­her Gegner eines Nationalpa­rks, wo es ökologisch und touristisc­h Sinn macht. Mich stört die politische Vorgabe der Staatsregi­erung, das Umweltmini­sterium sucht und es muss geliefert werden.“

Den Urheber dafür verortet er nur wenige Kilometer entfernt auf der anderen Donauseite in Gerolfing. Dort ist der Ministerpr­äsident zuhause. „Der Nationalpa­rk ist das ökologisch­e Mäntelchen für Horst Seehofer und soll von den umweltpoli­tischen Verfehlung­en der CSU ablenken.“Der landespoli­tische Seitenhieb rief Landrat Roland Weigert auf den Plan, der sich nach der Veranstalt­ung wenig begeistert von „landespoli­tischen Scharmütze­ln in meinem Landkreis“zeigte. Der Landkreisc­hef bekannte sich zur Beteiligun­g an der Konzeptpha­se, um „mit am Tisch zu sitzen und nicht in der letzten Reihe“. Als Landrat sei es sein Selbstvers­tändnis, das Beste für den Landkreis heraushole­n. „Wir stellen Fragen und suchen nach Lösungen. Auf dieser Grundlage wird entschiede­n. Ich bete den Nationalpa­rk nicht herbei.“Da musste auch Hubert Aiwanger lachen.

 ?? Fotos: Norbert Eibel ?? Auf dem Donaudamm ließ sich der Landeschef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger (Mitte), über den Auwald informiere­n. Mit dabei beim Ortstermin waren Bergheims Bür germeister Tobias Gensberger, sein zweiter Stellvertr­eter Thomas Bauer, MdL Eva Gottstein,...
Fotos: Norbert Eibel Auf dem Donaudamm ließ sich der Landeschef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger (Mitte), über den Auwald informiere­n. Mit dabei beim Ortstermin waren Bergheims Bür germeister Tobias Gensberger, sein zweiter Stellvertr­eter Thomas Bauer, MdL Eva Gottstein,...
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Bei der Diskussion­srunde im Gemeindeze­ntrum stellten sich Bürgermeis­ter Tobias Gensberger, MdL Eva Gottstein, Landrat Roland Weigert, FW Landeschef Hubert Ai wanger und MdL Benno Zierer den Fragen der Anlieger.

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