Ortstermin mit landespolitischem Seitenhieb
Besuch Hubert Aiwanger spricht in Bergheim mit Anliegern über den Nationalpark Donau-Auen
Die Sonne steht im Zenit und sticht, oben auf dem Donaudamm hat Hubert Aiwanger genug gesehen von der potenziellen Nationalpark-Kulisse, der „grünen Hölle“, schnell geht es zurück ins Gemeindezentrum nach Bergheim. „In so einem Donau-Auen-Nationalpark“, sagt der Landeschef der Freien Wähler später zu den gut 60 Zuhörern, „ob da die Leute gerne spazieren gehen, ich glaub’s nicht.“
Gut besucht war der Sitzungssaal zu ungewohnter Zeit am Freitagmittag. In den Reihen saßen nicht nur Bergheimer Bürger, auch Anlieger aus anderen Donaugemeinden, einige Kreisräte und die Bürgermeister oder ihre Stellvertreter aus Gerolfing, Berg im Gau und Neuburg waren gekommen. Durch die DonauAuen hatte sich Aiwanger vom Bergheimer Bürgermeister Tobias Gensberger sowie Josef Göbel und Theo Weidacher von der Waldgenossenschaft Bergheim führen lassen. Im Tross dabei waren die FW-Landtagskollegen Eva Gottstein (Eichstätt) und Benno Schierer (Freising), zugleich umweltpolitische Sprecher der Freien Wähler.
140 Hektar Auwald besitzen die Waldgenossen rund um den Bergheimer Stausee, davon 40 Hektar am Südufer, dem Schauplatz des Ortstermins. Dort erfuhren die Landespolitiker, was aus Sicht der Rechtler geschehen würde, wenn der Wald aus der Nutzung genommen werde. Die Ulme ist schon vor über 30 Jahren verschwunden, der Schlauchpilz hat dem Baum den Garaus gemacht. Das Eschentriebsterben, ebenso ausgelöst von einer Pilzart, bringt eine weitere Charakterart der Hartholzaue in Bedrängnis. Ausgelichtete Baumkronen sieht man am Südufer zuhauf. Den Rest besorge die Waldrebe, die alles überwuchere und die Stieleichen-, Schwarzerle- oder Bergahornsprösslinge abwürge, erklärten Göbel und Weidacher. „Wir brauchen Pflegemaßnahmen, um das in den Griff zu bekommen. Sonst kommen die Bäume überhaupt nicht mehr hoch, das verbuscht alles.“
Hubert Aiwanger hat alle vier Regionen, die für den dritten Nationalpark im Gespräch waren, besucht. Dem studierten Landwirt geht dabei gegen den Strich, hoch rentable Wirtschaftswälder aus der Nutzung zu nehmen. „Der Steigerwald und der Spessart hätten es ökologisch her- gegeben, doch es ist an den Holzrechten gescheitert. Das war eine hohe juristische Hürde.“Und die DonauAuen? „Die Gebietskulisse gibt einen Nationalpark überhaupt nicht her“, glaubt der FW-Landeschef. „Du kommst an der Asphaltmischanlage und am Gewerbegebiet vorbei in den Auwald und nach einer halben Stunde bist du hinten wieder draußen.“Seitdem Kelheim wegen des Widerstands dort aus dem Rennen sei, sei der Suchkreis praktisch nur mehr auf den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen beschränkt. Zudem bleibe der Fluss außen vor, „ein Nationalpark Donau-Auen ohne Donau ist schwer vorstellbar“, meint Aiwanger. „Dabei“, unterstreicht er, „bin ich kein ideologischer Gegner eines Nationalparks, wo es ökologisch und touristisch Sinn macht. Mich stört die politische Vorgabe der Staatsregierung, das Umweltministerium sucht und es muss geliefert werden.“
Den Urheber dafür verortet er nur wenige Kilometer entfernt auf der anderen Donauseite in Gerolfing. Dort ist der Ministerpräsident zuhause. „Der Nationalpark ist das ökologische Mäntelchen für Horst Seehofer und soll von den umweltpolitischen Verfehlungen der CSU ablenken.“Der landespolitische Seitenhieb rief Landrat Roland Weigert auf den Plan, der sich nach der Veranstaltung wenig begeistert von „landespolitischen Scharmützeln in meinem Landkreis“zeigte. Der Landkreischef bekannte sich zur Beteiligung an der Konzeptphase, um „mit am Tisch zu sitzen und nicht in der letzten Reihe“. Als Landrat sei es sein Selbstverständnis, das Beste für den Landkreis herausholen. „Wir stellen Fragen und suchen nach Lösungen. Auf dieser Grundlage wird entschieden. Ich bete den Nationalpark nicht herbei.“Da musste auch Hubert Aiwanger lachen.