Neuburger Rundschau

Der Spätstarte­r will durchstart­en

Fußball Von Stefan Kutschke werden beim FC Ingolstadt Tore erwartet. Was der Stürmer über Beschimpfu­ngen im Internet und über seinen Wechsel sagt. Heute Testspiel gegen den FC Nantes

- VON BENJAMIN SIGMUND

Dass im heutigen Fußball Dankbarkei­t keine allzu große Rolle mehr einnimmt, bekam Stefan Kutschke in den vergangene­n Wochen am eigenen Leib zu spüren. In der Anonymität der sozialen Medien musste er die ein oder andere Beschimpfu­ng über sich ergehen lassen. Anhänger von Dynamo Dresden nehmen dem Stürmer den Wechsel zum FC Ingolstadt übel.

Kutschke, in Dresden geboren, war in den jüngsten eineinhalb Jahren vom 1. FC Nürnberg an Dynamo ausgeliehe­n. Dort glänzte er in der vergangene­n Spielzeit mit 16 Toren, hatte entscheide­nden Anteil an einer starken Saison. „Man sollte das alles am besten selbst nie lesen“, sagt Kutschke, „bekommt es aber natürlich zugetragen.“Nicht nur ihm stellt sich die Frage, warum ihn Leute nun beschimpfe­n, die ihm drei, vier Wochen zuvor noch zugejubelt haben. „Für mich bedeutet das aber, in Dresden viel richtig gemacht zu haben“, sagt Kutschke, „sonst wäre ihnen mein Wechsel ja egal.“Vielen fehle schlicht das Hintergrun­dwissen. „Ich wäre gerne in Dresden geblieben, hatte aber einen gültigen Vertrag in Nürnberg.“Von den Franken wechselte der 28-jährige Angreifer schließlic­h für knapp 1,5 Millionen Euro zum FC Ingolstadt.

In seiner neuen sportliche­n Heimat hat sich Kutschke schnell etabliert, wurde von seinen Teamkolleg­en direkt in den fünfköpfig­en Mannschaft­srat gewählt. „Ich kann mich von meiner Art her schnell einfügen und übernehme gerne Verantwort­ung“, sagt Kutschke. Die Erwartunge­n an die Neuerwerbu­ng sind hoch. Er soll Tore liefern. „Die vergangene Saison wird natürlich als Maßstab herangezog­en“, weiß Kutschke, „den größten Druck macht man sich aber selbst.“16 Tore in einer Saison sind auch für den 1,94-Meter-Mann keine Selbstvers­tändlichke­it. Nie zuvor in seiner Profikarri­ere hatte er zweistelli­g getroffen. Warum plötzlich doch? „Bei mir hat ein Entwicklun­gsprozess stattgefun­den“, sagt Kutschke. „Ich würde mich als Spätstarte­r bezeichnen. Beim Lebenswand­el und im Fußball hat eine Umstellung stattgefun­den. Außerdem hatte ich das Vertrauen des Trainers und einen Lauf.“Als wichtigen Punkt bezeichnet er seine Freundin, die er in Dresden kennenlern­te. „Sie ist ein Rückhalt. Ein Pol, der noch gefehlt hat.“

Die heutige Partie des FCI gegen den FC Nantes ist die Generalpro­be vor dem Saisonstar­t am kommenden Samstag gegen Union Berlin. Kutschke weiß, was von da an auf ihn und seine Teamkolleg­en zu- kommt. „In der 2. Liga geht viel über Willen und Kampf. Ich habe selbst zwei Jahre Bundesliga gespielt, das ist einfach etwas anderes.“Nun gelte es, jede einzelne Partie so anzunehmen wie eine Liga höher auch. Die Mannschaft sieht er dafür gerüstet. „Jeder möchte den Weg mitgehen und ist bereit dafür, das Maximum herauszuho­len.“

Kutschke träumt davon, eines Tages wieder Bundesliga zu spielen. 27 Partien (zwei Tore) für den VfL Wolfsburg und den SC Paderborn hat er bisher absolviert. Den Aufstieg als Ziel will er dennoch nicht angeben und nennt Paderborn als warnendes Beispiel. „Wir müssen mit Demut an die Aufgabe herangehen. Ein Ziel zu nennen, mit dem man immer wieder konfrontie­rt wird, wäre fatal.“

Warmschieß­en kann sich der FC Ingolstadt im Testspiel am heutigen Samstag (15 Uhr) im Audi-Sportpark gegen den französisc­hen Erstligist­en FC Nantes. „Die Aufstellun­g könnte schon nahe an die Formation von nächster Woche heranreich­en“, sagt Trainer Maik Walpurgis. „Ich freue mich auch auf Nantes’ Coach Claudio Ranieri. Er ist einer der erfahrenst­en Trainer in dem Geschäft, war unglaublic­h viel in England und Italien unterwegs.“

 ?? Foto: Roland Geier ?? Abschlusss­tark: In der vergangene­n Saison erzielte Stefan Kutschke 16 Zweitligat­ore für Dynamo Dresden. Nun geht er für den FC Ingolstadt auf Torejagd. Heute trifft er mit den Schanzern auf den französisc­hen Erstligist­en FC Nantes.
Foto: Roland Geier Abschlusss­tark: In der vergangene­n Saison erzielte Stefan Kutschke 16 Zweitligat­ore für Dynamo Dresden. Nun geht er für den FC Ingolstadt auf Torejagd. Heute trifft er mit den Schanzern auf den französisc­hen Erstligist­en FC Nantes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany