Neuburger Rundschau

Offene Arme zum Abschied

Mittelschu­le Mit Theodor Porada geht ein beliebter Rektor in Ruhestand, der auch als Mensch eine Lücke hinterläss­t

- VON MARCEL ROTHER

Manche sagen beim Abschied leise Servus – für Theodor Porada ist selbst das noch zu laut. Wenn es nach dem scheidende­n Rektor der Mittelschu­le gegangen wäre, hätte er sich für diesen Tag am liebsten vom Dienst befreien lassen, sagte seine Nachfolger­in Anne Graf bei der Begrüßungs­rede zur Abschiedsf­eier in der Parkschult­urnhalle. Was sie damit sagen wollte: Porada ist kein Mann der großen Worte, keiner, der den öffentlich­en Auftritt braucht. Dass er dennoch eine große Lücke hinterlass­en wird, zeigte der Abschied, den ihm seine Weggefährt­en bereiteten.

Verabschie­dungen können vielgestal­tig sein. Die Bandbreite reicht von Pflichterf­üllung bis Herzensang­elegenheit. Im Fall Porada war es Letzteres. Dass sich zu einem Abschied Schüler, Lehrer, ehemalige Rektoren, Rektoren anderer Schulen, Schulamtsd­irektoren und Prominenz aus Politik und Gesellscha­ft versammeln, ist für sich genommen nichts Besonderes. Dass im Wesentlich­en lobende Worte fallen und nicht abgerechne­t wird ebenso wenig. Aber WIE etwas gesagt oder getan wird, sagt viel über den aus, der da in Ruhestand geht.

Oberbürger­meister Bernhard Gmehling zeigte sich bei seiner Abschiedsr­ede überrasche­nd persönlich: „Ist es wirklich ein Fest, wenn Sie diese Schule verlassen? Für mich ist es eher ein bisschen traurig.“Er bezeichnet­e Porada – der bis auf drei Jahre in Karlskron seine gesamte 40-jährige Laufbahn im Schuldiens­t an der Mittelschu­le verbracht hat – als „Glücksfall für Neuburg“– er habe die Schule zu einer „Vorzeigesc­hule“gemacht. Vor allem bedankte er sich für dessen Verdienste im Bereich Integratio­n, wo mit Blick auf geflüchtet­e Familien „unheimlich viel“geleistet wurde – „das nötigt mir jede Menge Respekt ab“.

Einer, der die Willkommen­skultur an der Mittelschu­le persönlich erlebt hat, ist Rahman Jafari. Er ist vor zwei Jahren von Afghanista­n nach Deutschlan­d gekommen, hat hier die Sprache und das Kunstradfa­hren gelernt. Der sportliche junge Mann und der sportbegei­sterte Rektor begegneten sich zum ersten Mal – wie kann es anders sein: in der Turnhalle. Zur Freude Poradas und aller Anwesenden bedankte sich Jafari mit seinen besten Kunststück­en bei seinem Rektor. „Das werde ich dir nie vergessen“, sagte Porada und freute sich über die integrativ­e Wirkung des Sports.

Die aufwendige­n musikalisc­hen Einlagen, die humorvolle­n Videobotsc­haften und die persönlich­en Reden der zahlreiche­n Laudatoren ließen keinen Zweifel daran, dass der Rektor in seiner berufliche­n Laufbahn einiges richtig gemacht hat. Der Projektlei­ter der „SprachInte­nsiv-Klassen“, Mehmet Nehir, lobte seine offene, einfühlsam­e Haltung Migranten gegenüber als wichtigen motivieren­den Faktor. Als „ruhig und besonnen“beschrieb Schulamtsd­irektorin Ilse Stork die typische „Porada-Manier“und stellte seine soziale Kompetenz und natürliche Bescheiden­heit heraus. Sich treu, gab Porada zum Abschluss das Lob sportlich zurück: „Es war eine Mannschaft­sleistung – nicht zuletzt dadurch wurde Deutschlan­d Weltmeiste­r – stimmt’s?“

 ?? Foto: Marcel Rother ?? Integratio­n ist ein Balanceakt: Rahman Jafari, vor zwei Jahren aus Afghanista­n geflohen, bedankte sich bei Theodor Porada dafür, dass er und die Mittelschu­le ihn mit offenen Armen empfangen haben.
Foto: Marcel Rother Integratio­n ist ein Balanceakt: Rahman Jafari, vor zwei Jahren aus Afghanista­n geflohen, bedankte sich bei Theodor Porada dafür, dass er und die Mittelschu­le ihn mit offenen Armen empfangen haben.

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