Berufsschule macht sich fit für die Zukunft
Bildung IHK-Regionalausschuss begrüßt Bewerbung um Ausbildungsstandort zum E-Commerce-Kaufmann
Ausreichend Nachwuchs in der dualen Berufsausbildung und bezahlbarer Wohnraum für Fachkräfte – damit wird das Fundament gelegt, wenn es um die Fachkräftesicherung im Landkreis geht. Als absolut richtige Investition in die Zukunft des Berufsschulstandortes Neuburg bezeichnete daher Hartmut Beutler, Vorsitzender des IHKRegionalausschusses NeuburgSchrobenhausen, die Entscheidung der Berufsschule, sich als Ausbildungsstandort für den neuen Beruf des E-Commerce-Kaufmanns zu bewerben. Auch bei allen anderen anwesenden Unternehmern auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses stieß das Vorhaben auf positives Echo. Gastgeber des Treffens war diesmal die Berufsschule an der Monheimer Straße. Dort erlernen etwa 1500 Schüler Berufe aus dem gewerblichen und kaufmännischen Bereich.
„Digitale Berufe sprechen junge Menschen ganz besonders an. Passende Ausbildungsangebote können uns daher helfen, neue Zielgruppen unter den Schulabgängern zu erschließen“, erläuterte Schulleiter Fritz Füßl. Start der Ausbildung soll bereits im Herbst 2018 sein. „Dafür brauche man natürlich auch Betriebe, die bereit sind, in diesem Beruf auszubilden“, so Füßl weiter. Elke Christian, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt, bestätigte, dass die IHK hierzu bereits in engem Kontakt mit potenziellen Ausbildungsbetrieben stehe. Gemeinsam mit Stellvertreter Franz Halfmayer erläuterte Füßl den Ausschuss-Mitgliedern den Bewerbungsprozess. Zuvor hatten beide ihre Gäste durch die Berufsschule, verschiedene Werkstätten und Lehrräume geführt und über den bevorstehenden Neubau des Lehrlingswohnheims informiert. Der soll ab Herbst 2019 120 Berufsschülern eine Wohnmöglichkeit bieten. Laut Füßl wäre mit dem Neubau auch die Voraussetzung gegeben, Azubis aus ganz Oberbayern, die sich zum E-Commerce-Kaufmann ausbilden ließen, zu beherbergen.
Dem Standortfaktor bezahlbarer Wohnraum widmete sich der IHKRegionalausschuss im zweiten Teil seiner Sitzung. „Auch in unserem Landkreis fehlen mittlerweile bezahlbare Wohnungen an allen Ecken und Enden. Wir Unternehmen spüren das unmittelbar, weil sich dadurch unsere Fachkräftesituation zunehmend verschlechtert. Neue Fachkräfte können wir nur zu uns holen, wenn sie hier einen Platz zum Wohnen und Leben finden. Deshalb muss sich was im Wohnungsmarkt bewegen“, stimmte Vorsitzender Beutler auf das Thema ein.
Mögliche Lösungsansätze zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für alle Einkommensgruppen stellte Susanne Kneißl-Heinevetter, Referentin für Immobilienwirtschaft bei der IHK für München und Oberbayern, vor. Ob Optimierung der politischen Rahmenbedingungen, Mobilisierung von Baugrundstücken zum Beispiel auf Basis einer Flächenpotenzialanalyse, das Senken der Baukosten, die Beschleunigung von Bauprojekten dank schnellerer Genehmigungsverfahren oder neue Vorgehensweisen bei arbeitgebergefördertem Bauen – einige Optionen standen im Raum, mit denen Einfluss auf die schwierige Situation genommen werden kann. Kneißl-Heinevetter verwies auf ein Ballungsraumkonzept, das dringend für den Wirtschaftsraum München mit seinen umfassenden Pendlerströmen benötigt wird. In der folgenden Diskussion über Lösungsmöglichkeiten offenbarte sich die Komplexität des Problems. So ging es vor allem um die Hindernisse, die dem Bau von mehr Wohnungen entgegenstehen. Angefangen beim fehlenden Bauland und den nicht vorhandenen oder für die Kommunen unbezahlbaren Ausgleichsflächen debattierten die Anwesenden auch über die fehlenden steuerlichen Anreize für Grundstückseigentümer, Flächen überhaupt zur Bebauung zur Verfügung zu stellen. Auch die Forderung nach einer besseren Flächennutzung, Stichwort Nachverdichtung, kam zur Sprache.
Einigkeit herrschte in der Runde, zu der auch Neuburgs dritter Bürgermeister Johann Habermeyer gehörte, dass das Thema die Region auf Jahre begleiten werde. „Letztendlich gibt es keine flächendeckende Lösung, geschweige denn ein Patentrezept. Deshalb müssen wir uns als IHK umso mehr dafür einsetzen, dass Politik, Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam und unermüdlich nach Wegen und Mitteln suchen, das Wohnraumproblem zumindest schrittweise zu entschärfen“, so das abschließende Resümee von Hartmut Beutler. (nr)