Viel PS für wenig Geld
Neuvorstellung Der Skoda Octavia RS 245 hat viele Stärken – und eine Schwäche
Der Fachbegriff Preis-LeistungsVerhältnis bekommt in der Autowelt schnell eine ganz neue Bedeutung. Nämlich dann, wenn man die Anschaffungskosten in Euro betrachtet und schaut, wie viel PS es dafür gibt. Das funktioniert nicht nur im Reich der Sportwagen, sondern auch bei den Familienkutschen, wie der jüngste Skoda Octavia beweist, der den Namenszusatz RS 245 trägt.
Schon das lässt erahnen, dass der Begriff „Kutsche“hier völlig fehl am Platz ist – obschon eine Menge Pferdestärken unter der Haube werkeln, exakt jene 245. Sie entstammen einem Vierzylinder und machen den Octavia zum stärksten und dynamischsten seiner Baureihe. Gleichzeitig schaffen sie eben ein interessantes Preis-Leistungs-Verhältnis. 33940 Euro kostet der ab sofort bestellbare Skoda als Limousine, 34 640 Euro als Kombi. Damit liegen das absolute Octavia-Topmodell und die nackte Einstiegsversion eines Audi A4 Avant in ein und derselben Preisklasse, um einen gemeinen Vergleich zur Premium-Konzernschwester zu ziehen. Bestellt man ähnlich viele PS in Ingolstadt, kommt das um die 10 000 Euro teurer. Konfiguriert man Extras wie Alcantara-Sportsitze und 19-Zöller dazu, die der scharfe Skoda ab Werk an Bord hat, hinkt der Audi preislich hoffnungslos hinterher.
Das wird Audi-Käufer nicht davon abschrecken, weiterhin einen Audi zu kaufen. Sie lieben das Marken-Prestige. Skoda-Fans wiederum dürften sich freuen, dass sie für deutlich weniger Geld ebenfalls viel Volkswagen-Qualität bekommen. Der Skoda Octavia ist ein durch und durch solides, wertiges und praktisches Auto. Das wussten wir. Und er geht als RS 245 ab wie Schmidts Katze. Das wussten wir nicht. Kunden dagegen haben den Sportskameraden im Skoda längst entdeckt, ist doch jeder fünfte verkaufte Tscheche heute ein RS.
Der jüngste Spross ist ebenfalls empfehlenswert, wenn man sich an einem Nachteil nicht stört: Der RS 245 hat Frontantrieb und demonstriert eindrucksvoll die Grenzen desselben. Sobald es nicht geradeaus geht oder der Untergrund schlüpfrig wird, befindet sich das ESP fast im Dauerbetrieb. Dann scharrt und stampft der Octavia RS 245, dass man unweigerlich den Fuß vom Gas nimmt – nicht gerade die Idee hinter einem Sportwagen.
Zwar haben die Entwickler unter anderem mit einer elektronisch geregelten Vorderachse-Quersperre das Maximale an Traktion herausgeholt. Angesichts von 370 Newtonmetern, die an den Vorderrädern zerren, sind aber auch die cleversten Helferlein irgendwann machtlos. Eine Allrad-Version ist leider nicht im Programm. „Konzern-Entscheidung“, heißt es bei Skoda. Nun gut, in einem Punkt muss der teure Audi (quattro) ja unschlagbar bleiben.
Tobias Schaumann