Wer hat die Rehe geköpft?
Wald In der Nähe von Ulm wurden innerhalb eines Jahres fünf tote Tiere entdeckt. Nun gibt es einen Verdächtigen
Max Wittlinger kann die ganze Sache nicht fassen. „So etwas ist mir hier noch nie untergekommen“, sagt der Leiter des städtischen Forstamtes in Ulm und Kreisjägermeister. Das, was Wittlinger Kopfzerbrechen bereitet, sind fünf tote junge Rehe. Und die Frage: Wer hat sie umgebracht?
Der neueste Fund liegt gerade einmal ein paar Tage zurück. Anfang vergangener Woche hatte eine Spaziergängerin im Maienwäldle in Söflingen, einem Stadtteil von Ulm, die grausige Entdeckung gemacht: ein totes Reh – ohne Kopf. Kurz danach wurde bekannt, dass im Revier innerhalb eines Jahres fünf tote Tiere entdeckt worden waren. In zwei Fällen seien sie ebenfalls geköpft worden, teilte die Polizei mit, die nach dem jüngsten Fund schnell davon ausging, dass ein unbekannter Täter dem Reh wahrscheinlich mit einem Messer den Kopf abgetrennt und diesen mitgenommen hatte.
Seit gestern nun hat die Polizei eine neue Spur. Und bereits einen Verdächtigen: allerdings keinen Menschen, sondern ein Tier. Bei der Polizei hätten sich andere Jagdpächter gemeldet, die ähnliche Fälle in ihren Revieren beobachtet hatten, teilten die Beamten mit. Unter den Tippgebern war auch ein Jäger aus dem Alb-Donau-Kreis, der vor rund fünf Monaten ein Reh mit „fein säuberlich abgetrenntem“Kopf entdeckt hatte. Er ist der Überzeugung, dass der Kopf von einem Luchs, den es seit einiger Zeit wieder im Lande gibt, abgerissen wurde. Ein weiterer Hinweisgeber teilte der Polizei mit, dass es typisch für Luchse und auch Füchse sei, dass sie Köpfe von erbeutetem Wild messerscharf abtrennen können. Jetzt muss geprüft werden, ob das tatsächlich zutreffen könnte. Die Polizei ist derzeit mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg im Dialog. Dort ist man der Meinung, dass es sich höchstwahrscheinlich um Fuchsrisse handelt. Hinweise auf einen Jagdwilderer seien bei der Polizei in Ulm bislang nicht eingegangen.
Wittlinger vom Forstamt will nicht so recht glauben, dass der Täter ein Tier sein soll. „Es gibt keine Biss- oder Kampfspuren.“Außerdem habe ihm der Pächter gesagt, dass der Wildkörper – bis auf den fehlenden Kopf – unbeschadet war. Der Pächter selbst sieht die ganze Sache ähnlich wie Wittlinger. In einem Interview mit der Südwestpresse sprach er vor kurzem von einem „mysteriösen Geschehen“. Ein Riss durch einen Hund oder ein anderes Tier komme nicht in Frage. Dass ein Wilderer auf den Kopf als Trophäe aus war, sei zwar denkbar, mache aber nicht allzu viel Sinn. Denn: „Jungtiere haben noch kein richtiges Geweih.“
Andere Jäger haben ähnliche Fälle beobachtet