Wer wird Meister beim Musikwettbewerb?
Sommerakademie Beim XVIII. Biagio-Marini-Wettbewerb für Alte Musik begeht keiner der Teilnehmer musikalische Foulspiele. So urteilten die Schiedsrichter
So ein Musikwettbewerb sei ein bisschen wie Fußball, meinte Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling in seiner Ansprache vor der Preisverleihung: Vorbereitung und Teamwork seien der Schlüssel zum Erfolg. Fünf Mannschaften standen sich am Freitagabend vor vollem Haus im Kongregationssaal beim BiagioMarini-Wettbewerb gegenüber.
Das deutsche Dreier-Ensemble „tr!jo“machte den Anfang, mit kurzen Stücken von Henry Purcell und Matthew Locke sowie einer Sonate von Georg Philipp Telemann. Purcells „Chaconne two in one upon a ground“zeichnet sich durch eine stets gleichbleibende absteigende Bassbewegung aus, über der sich eingängige Melodien entwickeln. Mit größter Musikalität holte das Ensemble alles heraus aus diesem sehr durchsichtigen, dreiminütigen Stück barocker „Popmusik“.
„Ein Musikwettbewerb ist ein bisschen wie Fußball.“
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling
Sowohl den Publikumspreis (500 Euro) als auch den zweiten Preis der Jury (1000 Euro) konnten sie sich so sichern.
Unter anderem Musik von Biagio Marini, dem Namensgeber des Wettbewerbs, hatten „L’Armonia Gioiosa“(„Freudige Harmonie“) im Gepäck. Mit verschiedenen Blockflöten, Barockcello, Cembalo und Laute erzeugten sie überraschende Klangfarben. Klanglich besonders beglückend war die Verbindung von Flöte und Laute solo in einer Sonate von Giovanni Battista Fontana. Schnelle Bassläufe und abrupte chromatische Wendungen waren fast immer perfekt zusammen.
„Cordae Animae“, zu deutsch „Die Saiten der Seele“, stammen aus Deutschland, den USA und Serbien. Sie zeigten mit der Sonate d-Moll op. 12 von Louis-Gabriel Guillemain eine große Vielfalt an Affekten und musikalischen Ausdrücken. Der letzte, schnelle Satz der Sonate geriet schön pointiert, viele Schlussakkorde rissen effektvoll kurz ab. Dabei wurde der Ton leider manchmal etwas rustikal.
Das „Quartetto Nero“aus Polen trat mit einem B-Dur-Streichquartett von Luigi Boccherini an. Die vier Musikerinnen hatten sich erst Jahr in Krakau zusammengefunden und musizierten am Freitagabend wie eine Frau – besonders der Schluss des zweiten Satzes gelang schön luftig leicht.
In seiner Anmoderation kündigte Dr. Georg Brunner an, 2019 werde der Wettbewerb einen Schwerpunkt auf klassische Musik legen. Damit gab er aber indirekt auch zu, dass der Mozart-Zeitgenosse Boccherini, knapp 150 Jahre jünger als Biagio Marini, in einem Wettbewerb für Alte Musik nicht wirklich gut aufgehoben ist. Das gespielte Stück stammt aus dem Jahr 1761, was gerade noch im zeitlichen Rahmen des Wettbewerbs liegt. Durch die typisch klassische Besetzung und den Kompositionsvergangenes stil hob sich das „Quartetto Nero“allerdings sehr stark von den anderen, wesentlich „barockeren“Beiträgen ab. Dadurch litt die Vergleichbarkeit insgesamt.
Das internationale Ensemble „La Guirlande“bot ziemlich schwere Kost: Die Triosonate aus Johann Sebastian Bachs „Musikalischem Opfer“ist ein Meisterwerk der Mehrstimmigkeit. Wegen ihrer Komplexität lässt sie einen beim ersten Hören aber ziemlich ratlos zurück. „La Guirlande“schaffte es mit differenzierter Lautstärke und äußerst homogenem Spiel, die Schichten des Werkes freizulegen, und wurde dafür von der Jury mit dem ersten Preis und 2000 Euro belohnt.