Lasset die Spiele beginnen
Eine deutliche Unruhe ist zu spüren. Nervös treten die Teilnehmer der Hungerspiele von einem Fuß auf den anderen. Die schwüle Luft knistert vor Anspannung. Dann beginnt der Countdown, 30 Sekunden verbleiben. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, werden die vielen Menschen um mich herum nervöser. In den Blicken ist mal Verzweiflung zu erkennen, mal Gier. Jemand, der das letzte Mal vor dem Startschuss losgerannt ist, wurde bis heute nicht gesehen. Wir halten Benjamin in Ehren.
Jetzt ertönt der Startschuss. Wie ein Kanonenschuss hallt er durch die Köpfe und wir rennen los. Die einen nach hinten, weg von der Masse, die anderen nach vorne. Ihre Herzen pochen ihnen bis zum Hals. Vereinzelt sind Schreie zu hören. Wer hinfällt, hat eben verloren. Die Menge läuft weiter. Sie alle haben nur ein Ziel: überleben. Jeder rennt auf die Mitte zu. Einige sind vor mir da, sie sind bereits in Rangeleien verwickelt. Ein junges Mädchen – vielleicht 14 Jahre alt – versucht, sich durch die schupsenden Jugendlichen zu drängen und dabei nicht in die Schusslinie zu geraten. Dann ist alles vorbei.
Nach etwa einer halben Stunde ist es wieder still. Alles ist wie leer gefegt. Es ist keine Seltenheit, dass so etwas passiert. Aber wovon sprechen wir?
An unserer Schule gibt es jeden Montag und Freitag in der Kantine frische Beeren. Die sind bei 31 Grad natürlich heiß begehrt. Allerdings lässt uns der Lehrer erst mit dem Gong aus dem Klassenraum. Es war ein harter Kampf und ich werde sicher lange nicht richtig schlafen können, aber heute war ich einer der Sieger, die noch etwas abgekommen haben. Dennoch haben viele kein gutes Los gezogen. Ein paar von uns haben sogar geweint.