Der Zuschauer hat Macht
Der TV-Konsum ändert sich massiv. Immer weniger Menschen richten sich nach festen Sendeplätzen. So reagieren die Sender
Wie gewaltig der Umbruch im traditionellen Fernsehmarkt ist, lässt sich erahnen, wenn man Bernd Reichart eine Weile zuhört. Der Geschäftsführer des privaten TV-Senders denkt inzwischen in „Programm-Marken“. Er meint damit Erfolgsformate wie „Die Höhle der Löwen“oder „Club der roten Bänder“. Wo diese laufen – im klassischen, linearen Fernsehen oder auf einer Internetplattform –, ist für ihn zweitrangig geworden.
So könne er sich vorstellen, sagt er bei den Medientagen München, dass eine Serie wie „Club der roten Bänder“künftig erst auf einer Video-on-Demand-Plattform ausgestrahlt werde und später auf Immer weniger Zuschauer richteten sich nach festen Sendeplätzen und wollten ihre Lieblingsformate sehen wann und wo sie wollten. Reichart zufolge haben Zuschauer große Macht und die Sender diese Aufgabe: „Wir müssen den Zuschauer hören und bedienen.“Dort, wo er ist. Im Wohnzimmer vorm TV-Gerät, im Zug mit dem Laptop, in der Straßenbahn mit dem Smartphone.
Zuschauerwünsche zu bedienen, bedeutet dabei auch, zunehmend anspruchsvolle Inhalte zu produzieren. Pay-TV- und Streaminganbieter wie Sky, Amazon Prime Video oder Netflix haben ein funktionierendes Geschäft daraus entwickelt und mit ihren Hochglanz-Serien die Erwartungshaltung nach oben geschraubt.
Am 1. Dezember startet weltweit die erste deutsche
„Dark“, die Quirin Berg als Produzent verantwortet. Er sagt, die internationale Komponente einer Produktion werde wichtiger. Gutes Beispiel dafür ist die mit schätzungsweise 40 Millionen Euro teuerste deutsche Serie aller Zeiten, „Babylon Berlin“, von und der
Bereits vor Sendestart am 13. Oktober war sie in 60 Länder verkauft. Die Sender setzen auf Kooperationen. Denn: „Die wahren Gegner“, sagt Reinhard Scolik, Fernsehdirektor des
„sind Amazon, Google und Facebook.“