Industrie und Umwelt – ein ungleiches Paar
Unternehmer aus der Region stehen einem neuen Nationalpark skeptisch gegenüber
Ingolstadt/Neuburg Es gibt vermutlich niemand, der ernsthaft geglaubt hat, die heimische Industrie würde bei der Aussicht auf einen Nationalpark „Donau-Auen“jubeln. Beim jüngsten IHK-Forum, an dem die Mitglieder der vier Regionalausschüsse Neuburg-Schrobenhausen, Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen teilnahmen, zeigten sich die Unternehmer skeptisch. Bislang wissen betroffene Betriebe weder, welche konkreten Vorteile die regionale Wirtschaft von einem Nationalpark hätte, noch wurde ein eindeutiges Gebiet ausgewiesen.
„Die Krux liegt im Prozess selbst“, begründete Ursula Schuster, Mitglied im bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Derzeit laufen Workshops und Gesprächsrunden, in denen verschiedene Fragen geklärt werden. So zum Beispiel, wie man mit Einzelinteressen umgehen soll. Klar sei, sagte die Expertin weiter, dass vorwiegend staatlicher Grund in Frage komme. Es werde auf keinen Fall Enteignungen sowie Zwangseingliederungen von Kommunalwäldern geben. Privateigentümer können einer Eingliederung zwar zustimmen, müssen es aber nicht.
Auf die Frage nach einem konkreten Mehrwert für die Region antwortete Ursula Schuster allgemein: „Mit einem Nationalpark schaffen wir weniger neue Arbeitsplätze, sondern weiche Standortfaktoren.“Das bedeutet, man versuche, attraktive Punkte zu kreieren, um Arbeitnehmer in die Region zu locken. Außerdem profitiere die Tourismuswirtschaft, insbesondere Gastronomie und Hotels, davon – ungeachtet vieler Vorteile für Natur, Forschung und Bevölkerung.
Was für Verbote ein Nationalpark mit sich bringt, erfuhren die Unternehmer von Rechtsanwalt Mathias Reitberger. Im Berchtesgadener Land, einem von bislang zwei Nationalparks in Bayern, darf innerhalb des geschützten Gebietes beispielsweise nicht gebaut werden. Auch Gewässer dürfen nicht befahren werden. Mathias Reitberger berichtete in diesem Zusammenhang über einen Rechtsstreit, der bereits etliche Jahre zurückliegt. Gegenstand der Auseinandersetzung ist die Schifffahrt auf dem Altmühlsee gewesen, die die Brutstätte von Vögeln nachweislich störte. Viele Fälle dieser Art gebe es aber nicht. Ob sie sich in der industriell starken Donau-Region häufen werden, könne der Jurist jedoch nicht prognostizieren.
Auf der Tagesordnung des IHKForums war nicht nur der Nationalpark. Auch ein mögliches Verbot von Verbrennungsmotoren im Jahr 2030 wurde besprochen. Hierfür lud die IHK Professor Oliver Frank, vom Ifo-Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien, ein. Der Experte stellte eine Studie aus dem Jahr 2015 vor, die zeigt, wie sich ein Verbot auf die Beschäftigung im Landkreis Oberbayern und Ingolstadt auswirken würde. Berücksichtigt wurden Arbeitsplätze, die sich entweder direkt mit dem Bau dieser Motoren beschäftigen, oder auch indirekt, zum Beispiel Zulieferer.
Die Studie beweist, dass die heimische Industrie, vor allem durch Audi, überdurchschnittlich betroffen wäre. Laut Statistik waren in Oberbayern 17 Prozent der Arbeitsplätze vom Verbrennungsmotor abhängig, in Ingolstadt sogar 52 Prozent.