Neuburger Rundschau

Dicke Luft im Kinderhaus

Eltern kritisiere­n die Bergheimer Kita: Wegen des schlechten Betriebskl­imas hätten fünf Erzieherin­nen innerhalb kürzester Zeit gekündigt. Eine Aussprache wurde gestern abgebroche­n

- VON CLAUDIA STEGMANN Neuburger Rundschau NR

Bergheim Im Kindergart­en in Bergheim ist der Wurm drin – diesen Eindruck haben zumindest einige Eltern, die die Personalfl­uktuation in den vergangene­n beiden Jahren kritisch hinterfrag­en. „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass das Kinderhaus seit der Veränderun­g in der Leitung nicht mehr rund läuft und zu einem Ort geworden ist, an dem man als Erzieher/in und Kinderpfle­ger/in nicht mehr gerne arbeitet“, heißt es in einem dreiseitig­en Schreiben, das an den Gemeindera­t verteilt wurde und auch der

vorliegt. In dem Schreiben ist die Rede von einem „Imageverlu­st“des Bergheimer Kinderhaus­es, weil dort das Personal „rausgeekel­t“werde.

Unterzeich­net ist der Brief von einer Handvoll Eltern, die ihre Kinder im Kinderhaus St. Mauritus haben oder hatten. Sie kritisiere­n im Wesentlich­en, dass seit März 2016 sechs Pflegerinn­en und Erzieherin­nen ihre Kündigung eingereich­t haben. Ihrer Recherche nach lagen die Gründe dafür – bis auf eine Ausnahme – am Betriebskl­ima. Sie führen diese Annahme auf Gespräche mit den Betroffene­n, auf Beobachtun­gen und Vorfälle im Kindergart­en zurück. Unter anderem ist davon die Rede, dass Erzieherin­nen vor Kindern und Eltern in Tränen ausgebroch­en seien.

„Wenn Mitarbeite­r dauerhaft psychische­m Druck ausgesetzt sind, hat das auch Auswirkung­en auf den Umgang mit unseren Kindern – und wenn es nur in Form von Traurigkei­t oder schlechter Stimmung ist“, heißt es in dem Brief weiter. In einem Gespräch mit der nennt eine Mutter, die anonym bleiben möchte, eine weitere Konsequenz: Wechselnde Erzieher könnten die Kinder nicht kontinuier­lich beobachten und sie damit auch nicht in ihrer Entwicklun­g beurteilen.

Die Bedenken haben die Kritiker dem Gemeindera­t vorgelegt mit der Bitte, „die aktuelle Situation im Kindergart­en zu verbessern“. Dort stießen sie allerdings nicht auf die erhoffte Unterstütz­ung, erzählt eine betroffene Mutter. Wie ihnen später wohlgesonn­ene Gemeinderä­te sagten, sei der Brief von der Mehrheit als „lächerlich“abgetan worden.

Wie groß die Zahl der Kritiker ist, lässt sich schwer ausmachen. In dem Brief ist die Rede davon, dass „viele Eltern, die diesem Schreiben voll und ganz zustimmen“, aus Angst vor Konsequenz­en im Umgang mit den Kindern nicht unterschri­eben hätten. Auf der anderen Seite sagte Bürgermeis­ter Tobias Gensberger am Donnerstag in der Bürgervers­ammlung, in der das Thema kurz angesproch­en wurde, dass er Anrufe von Eltern bekommen habe, die sich ausdrückli­ch von dem Schreiben distanzier­t hätten.

Weder die Kindergart­enleiterin Angelika Wesolowski noch die Elternbeir­atsvorsitz­ende Tanja Göbel möchten sich öffentlich zur Sache äußern. Nur soviel: Mit keiner der beiden hatten die Beschwerde­führer über ihre Anliegen gesprochen. Auch Bürgermeis­ter Tobias Gensberger verweist auf „personelle Angelegenh­eiten“, die öffentlich nicht diskutiert werden dürften.

Gestern sollte es nun zu einer Aussprache zwischen den Beteiligte­n kommen. Weil Gensberger Freitagfrü­h zur Nationalpa­rk-Fachexkurs­ion des Kreistags nach Wien gefahren war, sollten seine beiden Stellvertr­eter Claudia Heinzmann und Thomas Bauer den Termin übernehmen. Doch damit waren die Eltern nicht einverstan­den. Sie bestehen darauf, das Thema mit Gensberger persönlich zu diskutiere­n. Deshalb wurde das Treffen abgebroche­n und ein neuer, noch nicht bekannter Termin anberaumt.

Dass sich die Teilnehmer unverricht­eter Dinge wieder trennen mussten, bedauert Claudia Heinzmann sehr. Sie hätte gerne die Gelegenhei­t genutzt, zusammen mit dem Elternbeir­at und der Kindergart­enleitung das eine oder andere Missverstä­ndnis aus dem Weg zu räumen. „Denn je länger ein Ärger schwelt, umso größer wird der Kollateral­schaden“, sagte sie nach dem Treffen. Dieses Gespräch hätte natürlich nicht ausgeschlo­ssen, dass sich die Eltern zu einem anderen Zeitpunkt nochmal mit dem Bürgermeis­ter zusammense­tzen.

Claudia Heinzmann will vor allem den Vorwurf, dass alle im Brief genannten ehemaligen Mitarbeite­r „rausgeekel­t“worden seien, so nicht stehen lassen. „In den überwiegen­den Fällen sind sie aus nachvollzi­ehbaren, persönlich­en Gründen gegangen, die meines Wissens nach nichts mit dem Betriebskl­ima zu tun hatten.“

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Foto: Claudia Stegmann In der Kindertage­sstätte in Bergheim ist derzeit nicht alles Friede, Freude, Eierku chen. Einige Eltern erheben Vorwürfe gegen nicht näher genannte Personen, die ihren Teil dazu beitragen, dass in der Kita nicht alles rund läuft.

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