Dicke Luft im Kinderhaus
Eltern kritisieren die Bergheimer Kita: Wegen des schlechten Betriebsklimas hätten fünf Erzieherinnen innerhalb kürzester Zeit gekündigt. Eine Aussprache wurde gestern abgebrochen
Bergheim Im Kindergarten in Bergheim ist der Wurm drin – diesen Eindruck haben zumindest einige Eltern, die die Personalfluktuation in den vergangenen beiden Jahren kritisch hinterfragen. „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass das Kinderhaus seit der Veränderung in der Leitung nicht mehr rund läuft und zu einem Ort geworden ist, an dem man als Erzieher/in und Kinderpfleger/in nicht mehr gerne arbeitet“, heißt es in einem dreiseitigen Schreiben, das an den Gemeinderat verteilt wurde und auch der
vorliegt. In dem Schreiben ist die Rede von einem „Imageverlust“des Bergheimer Kinderhauses, weil dort das Personal „rausgeekelt“werde.
Unterzeichnet ist der Brief von einer Handvoll Eltern, die ihre Kinder im Kinderhaus St. Mauritus haben oder hatten. Sie kritisieren im Wesentlichen, dass seit März 2016 sechs Pflegerinnen und Erzieherinnen ihre Kündigung eingereicht haben. Ihrer Recherche nach lagen die Gründe dafür – bis auf eine Ausnahme – am Betriebsklima. Sie führen diese Annahme auf Gespräche mit den Betroffenen, auf Beobachtungen und Vorfälle im Kindergarten zurück. Unter anderem ist davon die Rede, dass Erzieherinnen vor Kindern und Eltern in Tränen ausgebrochen seien.
„Wenn Mitarbeiter dauerhaft psychischem Druck ausgesetzt sind, hat das auch Auswirkungen auf den Umgang mit unseren Kindern – und wenn es nur in Form von Traurigkeit oder schlechter Stimmung ist“, heißt es in dem Brief weiter. In einem Gespräch mit der nennt eine Mutter, die anonym bleiben möchte, eine weitere Konsequenz: Wechselnde Erzieher könnten die Kinder nicht kontinuierlich beobachten und sie damit auch nicht in ihrer Entwicklung beurteilen.
Die Bedenken haben die Kritiker dem Gemeinderat vorgelegt mit der Bitte, „die aktuelle Situation im Kindergarten zu verbessern“. Dort stießen sie allerdings nicht auf die erhoffte Unterstützung, erzählt eine betroffene Mutter. Wie ihnen später wohlgesonnene Gemeinderäte sagten, sei der Brief von der Mehrheit als „lächerlich“abgetan worden.
Wie groß die Zahl der Kritiker ist, lässt sich schwer ausmachen. In dem Brief ist die Rede davon, dass „viele Eltern, die diesem Schreiben voll und ganz zustimmen“, aus Angst vor Konsequenzen im Umgang mit den Kindern nicht unterschrieben hätten. Auf der anderen Seite sagte Bürgermeister Tobias Gensberger am Donnerstag in der Bürgerversammlung, in der das Thema kurz angesprochen wurde, dass er Anrufe von Eltern bekommen habe, die sich ausdrücklich von dem Schreiben distanziert hätten.
Weder die Kindergartenleiterin Angelika Wesolowski noch die Elternbeiratsvorsitzende Tanja Göbel möchten sich öffentlich zur Sache äußern. Nur soviel: Mit keiner der beiden hatten die Beschwerdeführer über ihre Anliegen gesprochen. Auch Bürgermeister Tobias Gensberger verweist auf „personelle Angelegenheiten“, die öffentlich nicht diskutiert werden dürften.
Gestern sollte es nun zu einer Aussprache zwischen den Beteiligten kommen. Weil Gensberger Freitagfrüh zur Nationalpark-Fachexkursion des Kreistags nach Wien gefahren war, sollten seine beiden Stellvertreter Claudia Heinzmann und Thomas Bauer den Termin übernehmen. Doch damit waren die Eltern nicht einverstanden. Sie bestehen darauf, das Thema mit Gensberger persönlich zu diskutieren. Deshalb wurde das Treffen abgebrochen und ein neuer, noch nicht bekannter Termin anberaumt.
Dass sich die Teilnehmer unverrichteter Dinge wieder trennen mussten, bedauert Claudia Heinzmann sehr. Sie hätte gerne die Gelegenheit genutzt, zusammen mit dem Elternbeirat und der Kindergartenleitung das eine oder andere Missverständnis aus dem Weg zu räumen. „Denn je länger ein Ärger schwelt, umso größer wird der Kollateralschaden“, sagte sie nach dem Treffen. Dieses Gespräch hätte natürlich nicht ausgeschlossen, dass sich die Eltern zu einem anderen Zeitpunkt nochmal mit dem Bürgermeister zusammensetzen.
Claudia Heinzmann will vor allem den Vorwurf, dass alle im Brief genannten ehemaligen Mitarbeiter „rausgeekelt“worden seien, so nicht stehen lassen. „In den überwiegenden Fällen sind sie aus nachvollziehbaren, persönlichen Gründen gegangen, die meines Wissens nach nichts mit dem Betriebsklima zu tun hatten.“