Sie machen Neuburg zur Kulturstadt
Gestern Abend wurde im Stadttheater feierlich der Kulturpreis verliehen. Warum der Madrigalchor und der Historiker Michael Henker diese Auszeichnung verdient haben
Neuburg Die einen stehen als Protagonisten selbst auf der Bühne und gelten inzwischen als Botschafter der Stadt Neuburg über die Landesgrenzen hinaus. Der andere ist kein klassischer Kulturschaffender, sondern zieht vielmehr als Organisator im Hintergrund die Fäden. Der Kulturpreis – dotiert mit jeweils 2500 Euro – geht heuer an den Madrigalchor sowie an den Historiker und Neuburg-Freund Dr. Michael Henker. Bereits im Frühjahr wurde die Nachricht bekannt, nach einem einstimmigen Beschluss des Stadtrates. Gestern Abend haben die Auserwählten im Neuburger Stadttheater nun offiziell ihre Auszeichnung erhalten.
Oberbürgermeister Bernhard Gmehling begrüßte die Gäste feierlich zur 15. Verleihung des Kulturpreises der Stadt Neuburg. Wie er erklärte, sei diese Auszeichnung für diejenigen gedacht, die die Stadt mit kulturellem Leben erfüllten, Neues wagten oder – oft unbemerkt – Altes bewahrten. Der Oberbürgermeister machte deutlich, dass ein reiches Kulturleben in vielerlei Hinsicht unverzichtbar für eine Stadt sei, da das kulturelle Angebot nicht nur Einwohner, sondern auch Firmen anlocken würde. Stolz sagte Gmehling: „Es gibt im gesamten mittelbayerischen Raum keine Stadt unserer Größenordnung, die in Sachen Kulturvielfalt mit Neuburg an der Donau mithalten kann.“Möglich sei dies vor allem durch ein fleißiges Team im Kulturamt.
Die Laudatio auf den Madrigalchor hielt Dr. Ivo Henrichs. Er erinnerte daran, dass dieser Chor 1976 als Verein gegründet wurde – in der Vorbereitung auf das erste Schloßfest. Der Verein unterhielt zunächst noch eine Tanzgruppe und Instrumentalisten, die den Menschen das Lebensgefühl in der Renaissance vor Augen führen sollten. Der erste Chorleiter war Musiklehrer Paul Toft. Seit 2002 dirigiert Gabriella Lay den Chor mit heute 36 aktiven Sängern. In den letzten eineinhalb Jahren hat der Chor sein Repertoire auf einen Zeitbereich vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit ausgeweitet. Die Mitglieder unternehmen Reisen ins Ausland, um dort in verschiedenen Sprachen zu singen. „Chorsingen ist eine besondere Form des Aufeinanderhörens, des Einfühlens und des Anpassens in eine Gemeinschaft“, sagte Henrichs. „Es gibt keine menschliche Kultur ohne Singen“, fügte er noch hinzu und zog tatsächlich sowie im übertragenen Sinn vor der Leistung des Madrigalchors den Hut.
Die Laudatio auf Michael Henker übernahm Bürgermedaillenträger Roland Thiele. Henker wurde 1948 in Salzburg geboren. Später studierte er in München Geschichte, Anglistik und Kunstgeschichte. Sein Studium beendete er 1982 mit einer Promotion zum Thema „Prosographie der Pfalz-Neuburgischen Zentralbehörden im 17. Jahrhundert“. So kam er mit der Stadt Neuburg und der Pfalz Neuburger Historie in Heute gilt er in Bayern als Experte in Sachen Pfalz Neuburg. „Michael Henker ist ein genialer Kommunikator geschichtlicher Zusammenhänge, die er sprachlich und visuell zu vermitteln und dafür zu begeistern weiß“, lobte ihn Thiele. Henker setzte sich für die Einrichtung des Stadtmuseums ein und ist Ausschussmitglied im Historischen Verein. Der Historiker habe eine beeindruckende Karriere in der Kulturverwaltung des Freistaats hingelegt und als stellvertretender Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte maßgeblich dazu beigetragen, dass die Landesausstellung 2005 nach Neuburg kam, sagte der Laudator. Als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats engagierte sich Henker außerdem bei der diesjährigen Ausstellung „Fürstenmacht und wahrer Glaube“. Mit den Worten „Du bist ein aufrichtiger Freund unserer Stadt und auch mir persönlich“schloss Thiele.
Der Oberbürgermeister überreichte den Preisträgern schließlich die Urkunden. Der Vorsitzende des Madrigalchors Jakob-Michael Schmid bedankte sich bei der Stadt für den „ausgesprochen begehrensKontakt. werten Preis“, Chorleiterin Gabriella Lay dankte ihren Sängern für all die Zeit und Energie, die sie in die Proben steckten. Wie Schmid betonte, sei der Preis nicht nur eine Belohnung, sondern auch eine Verpflichtung, das kulturelle Leben Neuburgs weiterhin mitzugestalten. Ähnlich sah das auch Michael Henker: „Ich werde die Neuburger Geschichte nicht aus dem Visier lassen. Ich betrachte die Preisverleihung nicht als Endpunkt, sondern als Zwischenstation, was Ausstellungen und Kulturarbeit in Neuburg betrifft. Und ich freue mich darauf.“