Süßer die Kugeln nie hingen
Früher war Christbaumschmuck zum Naschen da. Was sich über die Jahrzehnte sonst noch verändert hat, können Besucher in der Markthalle am Schrannenplatz bestaunen
Neuburg Glitzernde Kugeln, funkelnde Sterne und goldene Engel – all das erwartet die Besucher der Ausstellung „Christbaumschmuck“in der Markthalle am Schrannenplatz. Und noch mehr. Was in den Schaukästen liegt, sind über 1000 Leihgaben aus der Bevölkerung, die die Trends, Stile und Moden der vergangenen 100 Jahre repräsentieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür liebevoll zusammengestellt und gespickt mit Raritäten.
Wer wissen will, wie in der Wüste Arizonas der Weihnachtsbaum geschmückt wird, findet die Antwort in einer der Vitrinen. Und zwar in der letzten, denn die Ausstellung ist – der Architektur im Obergeschoss der Markthalle folgend – wie ein Rundgang angelegt: Beginnend mit den ältesten Exponaten, endend im Hier und Jetzt. Oder eben im heutigen Arizona. „Die Ausstellungsstücke sind Leihgaben einer Freundin“, erzählt Angelika Burghart, die die Ausstellung kuratiert. Neben einem Foto, auf dem ein amerikanisches Weihnachtswohnzimmer samt Baum zu bestaunen ist, prangen die Originale: Ein grüner Kaktus-Anhänger, ein barbusiger Santa Claus im Ruderboot und die rot-weißen Zuckerstangen, die in keinem der typischen Weihnachtsstreifen aus Hollywood fehlen dürfen.
Wem das zu viel des Guten ist, dem sagt vielleicht der gediegene Porzellanschmuck eher zu, von dem jedes Jahr eine ausgewählte Kollektion auf den Markt kommt und der gleich einen ganzen Baum in der Ausstellung schmückt. Kugeln, Glocken, Sterne – Klassiker, nicht billig, eben was für Traditionalisten.
Für Traditionalisten im weitesten Sinne ist auch der Baumschmuck von Stadtrat Josef Götzenberger gedacht. Auf alle Fälle für die, die es bayerisch-deftig mögen. Was auf den ersten Blick aussieht wie zwei dicke weiße Maden, die parallel am Aufhänger baumeln, entpuppt sich unter Einbeziehung des Kontexts – Brezeln, Bier und Bayernflagge – als ein Paar Weißwürste. Eine Geschmacksfrage, erst recht am Weihnachtsbaum. Götzenberger sieht es nicht so eng. Ihm mache das Dekorieren einfach Freude. Und verliert er den Gefallen am Weihnachtsschmuck – halb so wild: Sein Weihnachtsbaum wechselt jedes Jahr das Kleid. Das alte wandert in die Mottenkiste, und sollte sich die Mode eiHutschenreuther nes Jahres wiederholen, liegt der letzte Schrei von vor 20 Jahren immer noch griffbereit.
Auf Sammler wie Götzenberger ist Burghart angewiesen. Durch ihre Leihgaben lebt die Ausstellung. Ob essbar oder gebastelt, handgemacht oder industriell: Die Exponte lohnen einen Besuch. Die Markthalle ist bis 22. Dezember täglich von 12 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Unter allen Besuchern werden drei „n€uro“-Packerl im Wert von je 50 Euro verlost.