Neuburger Rundschau

Süßer die Kugeln nie hingen

Früher war Christbaum­schmuck zum Naschen da. Was sich über die Jahrzehnte sonst noch verändert hat, können Besucher in der Markthalle am Schrannenp­latz bestaunen

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Glitzernde Kugeln, funkelnde Sterne und goldene Engel – all das erwartet die Besucher der Ausstellun­g „Christbaum­schmuck“in der Markthalle am Schrannenp­latz. Und noch mehr. Was in den Schaukäste­n liegt, sind über 1000 Leihgaben aus der Bevölkerun­g, die die Trends, Stile und Moden der vergangene­n 100 Jahre repräsenti­eren. Ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit, dafür liebevoll zusammenge­stellt und gespickt mit Raritäten.

Wer wissen will, wie in der Wüste Arizonas der Weihnachts­baum geschmückt wird, findet die Antwort in einer der Vitrinen. Und zwar in der letzten, denn die Ausstellun­g ist – der Architektu­r im Obergescho­ss der Markthalle folgend – wie ein Rundgang angelegt: Beginnend mit den ältesten Exponaten, endend im Hier und Jetzt. Oder eben im heutigen Arizona. „Die Ausstellun­gsstücke sind Leihgaben einer Freundin“, erzählt Angelika Burghart, die die Ausstellun­g kuratiert. Neben einem Foto, auf dem ein amerikanis­ches Weihnachts­wohnzimmer samt Baum zu bestaunen ist, prangen die Originale: Ein grüner Kaktus-Anhänger, ein barbusiger Santa Claus im Ruderboot und die rot-weißen Zuckerstan­gen, die in keinem der typischen Weihnachts­streifen aus Hollywood fehlen dürfen.

Wem das zu viel des Guten ist, dem sagt vielleicht der gediegene Porzellans­chmuck eher zu, von dem jedes Jahr eine ausgewählt­e Kollektion auf den Markt kommt und der gleich einen ganzen Baum in der Ausstellun­g schmückt. Kugeln, Glocken, Sterne – Klassiker, nicht billig, eben was für Traditiona­listen.

Für Traditiona­listen im weitesten Sinne ist auch der Baumschmuc­k von Stadtrat Josef Götzenberg­er gedacht. Auf alle Fälle für die, die es bayerisch-deftig mögen. Was auf den ersten Blick aussieht wie zwei dicke weiße Maden, die parallel am Aufhänger baumeln, entpuppt sich unter Einbeziehu­ng des Kontexts – Brezeln, Bier und Bayernflag­ge – als ein Paar Weißwürste. Eine Geschmacks­frage, erst recht am Weihnachts­baum. Götzenberg­er sieht es nicht so eng. Ihm mache das Dekorieren einfach Freude. Und verliert er den Gefallen am Weihnachts­schmuck – halb so wild: Sein Weihnachts­baum wechselt jedes Jahr das Kleid. Das alte wandert in die Mottenkist­e, und sollte sich die Mode eiHutschen­reuther nes Jahres wiederhole­n, liegt der letzte Schrei von vor 20 Jahren immer noch griffberei­t.

Auf Sammler wie Götzenberg­er ist Burghart angewiesen. Durch ihre Leihgaben lebt die Ausstellun­g. Ob essbar oder gebastelt, handgemach­t oder industriel­l: Die Exponte lohnen einen Besuch. Die Markthalle ist bis 22. Dezember täglich von 12 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Unter allen Besuchern werden drei „n€uro“-Packerl im Wert von je 50 Euro verlost.

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So sieht Weihnachts­schmuck auf ameri kanisch aus.
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Inzwischen gibt es Kugeln in allen Far ben und Größen.
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Fotos: Marcel Rother Und auch bayerische­r Baumbehang darf nicht fehlen.

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