Der Straßer Kirchturm ist „oben ohne“
Die Schäden an den Dachbalken durch die Fledermäuse waren höher als erwartet. Welche Konsequenzen es jetzt gibt
Burgheim Straß Normalerweise wird der Burgheimer Ortsteil Straß von seinem Kirchturm überragt. In den vergangenen Wochen ist er jedoch um etliche Meter geschrumpft, denn dort, wo sonst ein Dach ist, befindet sich im Moment nur ein Gerüst.
Die Bauarbeiten sind eine Herausforderung, denn das Architekturbüro Springer muss sich nicht nur an die Vorgaben des Denkmalschutzes halten, sondern auch das Wohl der Fledermäuse beachten, die sich schon vor vielen Jahren im Dachstuhl des Turms niedergelassen haben. Die Kirche ist die größte Wochenstube für Fledermäuse im Landkreis. Weil die Weibchen des Großen Mausohr, der größten in Deutschland vorkommenden Fledermausart, im Frühjahr dort ihre Jungen zur Welt bringen, müssen die Bauarbeiten deshalb auch von April bis Anfang Oktober ruhen.
Die Flugsäuger sind es auch, die für einen Großteil der Schäden an der Kirche verantwortlich sind. Nachdem das Kupferdach entfernt worden war, wurde das Ausmaß des Schadens deutlich: Die Fledermausausscheidungen von bis zu 400 Muttertieren hatten die Dachbalken brüchig werden lassen. Deshalb müssen jetzt der komplette Dachstuhl sowie der Glockenstuhl ersetzt werden.
Wie Kirchenpfleger Matthias Hentschel erklärt, sollen nur jene Holzbalken erneuert werden, die besonders stark beschädigt sind. Alle anderen werden nach Möglichkeit wiederverwendet. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist es im Sinne des Denkmalschutzes, Originalmaterialien zu erhalten. Zum anderen sind die Balken mit einem sogenannten Fledermausfett beschichtet, einer Mischung aus Schweiß und Körpersekreten, wodurch die Tiere ihr Quartier wiederfinden.
Auch wenn die Schäden unerwartet hoch waren, liegen die Bauarbeiten aktuell im Kosten- als auch im Zeitplan, sagt Daniel Eggerling vom Architekturbüro Springer.
Als Nächstes ist geplant, den Fledermäusen ein eigenes Quartier im Turm zu bauen, das leichter zu reinigen ist, um künftig Schäden an den Traghölzern zu vermeiden. Dann wird der Dachstuhl wieder aufgebaut und ein Notdach angebracht. Die Zeit ab März wird für Reparaturen am Langhaus und am Chor genutzt. Wann die Arbeiten am Turm fortgesetzt werden dürfen, entscheidet die Koordinationsstelle für Fledermausschutz – je nachdem, bis wann die Tiere wieder in ihr Winterquartier ziehen. Ende 2018 sollen die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden.