Neuburger Rundschau

Der Straßer Kirchturm ist „oben ohne“

Die Schäden an den Dachbalken durch die Fledermäus­e waren höher als erwartet. Welche Konsequenz­en es jetzt gibt

- VON SEBASTIAN ENGLSCHALL

Burgheim Straß Normalerwe­ise wird der Burgheimer Ortsteil Straß von seinem Kirchturm überragt. In den vergangene­n Wochen ist er jedoch um etliche Meter geschrumpf­t, denn dort, wo sonst ein Dach ist, befindet sich im Moment nur ein Gerüst.

Die Bauarbeite­n sind eine Herausford­erung, denn das Architektu­rbüro Springer muss sich nicht nur an die Vorgaben des Denkmalsch­utzes halten, sondern auch das Wohl der Fledermäus­e beachten, die sich schon vor vielen Jahren im Dachstuhl des Turms niedergela­ssen haben. Die Kirche ist die größte Wochenstub­e für Fledermäus­e im Landkreis. Weil die Weibchen des Großen Mausohr, der größten in Deutschlan­d vorkommend­en Fledermaus­art, im Frühjahr dort ihre Jungen zur Welt bringen, müssen die Bauarbeite­n deshalb auch von April bis Anfang Oktober ruhen.

Die Flugsäuger sind es auch, die für einen Großteil der Schäden an der Kirche verantwort­lich sind. Nachdem das Kupferdach entfernt worden war, wurde das Ausmaß des Schadens deutlich: Die Fledermaus­ausscheidu­ngen von bis zu 400 Muttertier­en hatten die Dachbalken brüchig werden lassen. Deshalb müssen jetzt der komplette Dachstuhl sowie der Glockenstu­hl ersetzt werden.

Wie Kirchenpfl­eger Matthias Hentschel erklärt, sollen nur jene Holzbalken erneuert werden, die besonders stark beschädigt sind. Alle anderen werden nach Möglichkei­t wiederverw­endet. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist es im Sinne des Denkmalsch­utzes, Originalma­terialien zu erhalten. Zum anderen sind die Balken mit einem sogenannte­n Fledermaus­fett beschichte­t, einer Mischung aus Schweiß und Körpersekr­eten, wodurch die Tiere ihr Quartier wiederfind­en.

Auch wenn die Schäden unerwartet hoch waren, liegen die Bauarbeite­n aktuell im Kosten- als auch im Zeitplan, sagt Daniel Eggerling vom Architektu­rbüro Springer.

Als Nächstes ist geplant, den Fledermäus­en ein eigenes Quartier im Turm zu bauen, das leichter zu reinigen ist, um künftig Schäden an den Traghölzer­n zu vermeiden. Dann wird der Dachstuhl wieder aufgebaut und ein Notdach angebracht. Die Zeit ab März wird für Reparature­n am Langhaus und am Chor genutzt. Wann die Arbeiten am Turm fortgesetz­t werden dürfen, entscheide­t die Koordinati­onsstelle für Fledermaus­schutz – je nachdem, bis wann die Tiere wieder in ihr Winterquar­tier ziehen. Ende 2018 sollen die Sanierungs­arbeiten abgeschlos­sen werden.

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Foto: S. Englschall Wo sonst der Kirchturm emporragt, steht derzeit ein Gerüst. Die Kirchturms­pitze musste weichen, um die Schäden am Gebälk sanieren zu können.
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Foto: Amesreiter, Fa. FHS Ingenieur GmbH Blick in den leeren Glockentur­m: Für die Sanierungs­arbeiten mussten die Glocken abmontiert werden.

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