Neuburger Rundschau

„Mir gefällt, wie Manuel Neuer spielt“

Örjan Nyland erzählt, welche Torhüter für ihn das Nonplusult­ra sind, wie er sich in seiner Zeit auf der Bank motiviert hat und spricht über den derzeitige­n Lauf des FC Ingolstadt, der am Montag Eintracht Braunschwe­ig empfängt

- Interview: Benjamin Sigmund

Örjan Nyland, es heißt, der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meistersch­aften. Der FC Ingolstadt hat mit 16 Gegentreff­ern die drittwenig­sten der Liga kassiert, spielte in den jüngsten zwölf Spielen sechsmal zu Null. Demnach ist der FCI auf einem guten Weg nach oben...

Nyland: Ja, genau. Wir haben uns zuletzt von Spiel zu Spiel gesteigert und eine super Entwicklun­g genommen. Wir stehen hinten sicher und sind nach vorne immer gefährlich. Das ist eine gute Kombinatio­n.

Mit sechs „weißen Westen“haben Sie von allen Zweitligis­ten am häufigsten zu Null gespielt. Was bedeutet Ihnen diese Quote?

Nyland: Es ist immer sehr schön, kein Gegentor zu bekommen. Allein ist das aber unmöglich. Das bedeutet, dass nicht nur ich, sondern die ganze Mannschaft vieles richtig gemacht hat. In den zwölf Spielen unter Stefan Leitl sind wir sechsmal ohne Gegentor geblieben. Das kann sich durchaus sehen lassen.

Was macht die Mannschaft in der Defensive derzeit so gut?

Nyland: Wir haben ein gut funktionie­rendes Gegenpress­ing und dadurch viele Ballgewinn­e in der gegnerisch­en Hälfte. Wenn der Gegner dann doch in unsere Hälfte kommt, verteidige­n wir konzentrie­rt und lassen wenige Torschüsse und Flanken zu. Das ist entscheide­nd.

Verändert sich für Sie als Torwart durch das hohe Stehen der Feldspiele­r das Spiel?

Nyland: Ja. Wenn etwas nicht funktionie­rt, entstehen Kontersitu­ationen für den Gegner. Wenn die letzte Kette überspielt ist, muss ich da sein. Ich glaube, ich kann mittlerwei­le sehr gut einschätze­n, wie viel Risiko ich dabei gehen kann.

Ihr Trainer Stefan Leitl lobt vor allem Ihre Spieleröff­nung. Wie wichtig ist beim Torwartspi­el die fußballeri­sche Komponente? Nyland: Die wird immer wichtiger. Wir haben uns zu einer Ballbesitz­mannschaft entwickelt. Dann ist es wichtig, wenn sich der Torwart nach Rückpässen am Spielaufba­u beteiligen kann. Es ist auch wichtig, lange Bälle gezielt nach vorne schlagen zu können, damit die Stürmer sofort auf die zweiten Bälle gehen können.

Gibt es in dieser Hinsicht Vorbilder? Nyland: Ich habe viele Spiele von Manuel Neuer angeschaut, als Pep Guardiola Bayern-Trainer war. Wie er spielt, gefällt mir sehr gut. Auch Marc-Andre Ter Stegen vom FC Barcelona ist unglaublic­h gut mit dem Ball. Auf hohem Niveau kann man als Torwart ohne fußballeri­sche Qualitäten kaum mehr bestehen.

Derzeit läuft es hervorrage­nd bei Ihnen. Es gab aber auch schwierige­re Zeiten, als Sie zuerst hinter Ramazan Özcan, dann hinter Martin Hansen nur die Nummer zwei waren. Wie sind Sie damit umgegangen?

Nyland: Es gab in der Tat schwierige Tage und Wochen für mich in Ingolstadt. Ich habe im Sommer viel überlegt, wie es für mich weitergeht. Gegen Ende des Transferfe­nsters kam dann der Trainerwec­hsel zu Stefan Leitl. Er hat mir dann die Chance gegeben. Ich habe auch in der Zeit auf der Bank eine positive Entwicklun­g als Torwart genommen, obwohl ich nicht so viele Spiele gemacht habe. Man muss mit großer Motivation und einem klaren Plan in jede Woche, in jede Einheit gehen. Entweder gibst du auf oder machst weiter. Ich habe mich für die zweite Variante entschiede­n. Wenn ich nicht gut trainiere, schade ich außerdem der Mannschaft und mir als Spieler selbst, da man dann nie eine Chance bekommt. Stefan Leitl hat Sie zur klaren Nummer eins gemacht. Wie wichtig ist Ihnen dieses Vertrauen?

Nyland: Sehr wichtig. Jeder macht nun mal auch Fehler. Wenn du das Gefühl hast, dass ein solcher keine direkten Folgen hat, ist es insgesamt einfacher, gut zu spielen.

Was bedeutet es Ihnen, wieder für die Nationalma­nnschaft Norwegens nominiert zu werden?

Nyland: Enorm viel. Ich glaube, ich war in den vergangene­n Jahren nur einmal nicht dabei. Die Spielzeit, die ich jetzt beim FC Ingolstadt bekomme, ist natürlich vorteilhaf­t.

Wohin führt der Weg der Schanzer? Nyland: Wir gehen voll fokussiert in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Das ist entscheide­nd. Machen wir das jedes Wochenende, stehen wir am Ende jedenfalls mit vielen Punkten da.

Noch drei Ligaspiele, dann die Pokalparti­e in Paderborn. Sie wurden in Norwegen dreimal Pokalsiege­r. Ist dieser Wettbewerb etwas Besonderes für Sie?

Nyland: Ich weiß, wie schön es ist, Pokalsiege­r zu sein. In Deutschlan­d gewinnen aber normalerwe­ise die großen zwei, drei Mannschaft­en. Jetzt ist RB Leipzig ausgeschie­den und der FC Bayern spielt in der nächsten Runde gegen Borussia Dortmund. Dann ist noch eine Spitzenman­nschaft draußen und alles kann passieren. Aber für Träume ist es viel zu früh. Zunächst müssen wir beim SC Paderborn bestehen und ins Viertelfin­ale einziehen. ● Zur Person Örjan Nyland (27) spielt seit 2015 für den FC Ingolstadt und hat 25 Länderspie­le für Norwegen absolviert. Bereits sechs Spiele in dieser Saison blieb Nyland ohne Gegentreff­er. Am kommenden Montag, 4. Dezember (20.30 Uhr), trifft er mit den Schanzern auf Eintracht Braunschwe­ig.

 ?? Foto: Roland Geier ?? Sein Trainer Stefan Leitl stellt immer wieder seine Stärken in der Spieleröff­nung heraus: Örjan Nyland ist derzeit die klare Num mer eins beim FC Ingolstadt. Am Montag trifft der Norweger mit den Schanzern auf Eintracht Braunschwe­ig.
Foto: Roland Geier Sein Trainer Stefan Leitl stellt immer wieder seine Stärken in der Spieleröff­nung heraus: Örjan Nyland ist derzeit die klare Num mer eins beim FC Ingolstadt. Am Montag trifft der Norweger mit den Schanzern auf Eintracht Braunschwe­ig.

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