Wo ist die Bombe?
Das Zweipersonenstück „Heilig Abend“von Daniel Kehlmann im Studio Herzogkasten
Ingolstadt Der 1975 in München geborene Deutschösterreicher Daniel Kehlmann ist ein sehr renommierter Autor. „Die Vermessung der Welt“von 2005 war ein Welterfolg. Der neue Roman „Tyll“steht seit Wochen auf der „Spiegel“-Bestsellerliste, in der jüngsten Ausgabe auf Platz 2. Sehr viel weniger Aufmerksamkeit in den Feuilletons erfuhr dagegen die Uraufführung des Kehlmann-Stücks „Heilig Abend“Anfang des Jahres im Wiener Theater in der Josefstadt.
Der Inhalt: Judith, eine linke Philosophieprofessorin, wird verdächtigt, eine Bombe gelegt zu haben, die am Heiligabend um Mitternacht explodieren soll, um auf die Ungerechtigkeiten dieser Welt aufmerksam zu machen. In nur 90 Minuten soll Thomas, wohl ein Kripobeamter, im Verhör den Ablageort des Sprengsatzes herausfinden.
Die Situation wirkt konstruiert, der Dialog zieht sich
Der Text nimmt natürlich beständig Bezug zu Fragen der Zeit wie etwa dem Interessenkonflikt zwischen Sicherheit und Freiheit. Aber die Situation wirkt konstruiert, und der Dialog zieht sich ziemlich, bis endlich der Zeiger der Wanduhr auf der Bühne die Stunde null anzeigt. Das Problem: Mit Theater hat die Vorlage eigentlich nichts am Hut, es handelt sich eher um das Genre Hör- spiel. In der Inszenierung des Stadttheaters Ingolstadt im Studio im Herzogskasten unterziehen sich der junge Regiegast Calle Fuhr und die Ausstatterin Amelie Sabbagh vernünftigerweise nicht der vergeblichen Liebesmüh, die Bühnenuntauglichkeit des Stücks zu kaschieren. Alles hängt also an den starken, wortmächtigen Schauspielerpersönlichkeiten Victoria Voss und Olaf Danner. Sie retten den Abend und wurden bei der Premiere mit starkem Applaus bedacht. Termine Weitere Aufführungen des Kehlmann Stücks „Heilig Abend“sind am 5., 7., 8., 11. 12. und 14. De zember im Studio Hezogskasten zu se hen