Vom Müllerssohn zum Prinzen
Im Stück „Der gestiefelte Kater“erfahren Kinder, wie man sich eine Prinzessin angelt
Neuburg Wie man es in wenigen Tagen vom Müllerssohn zum Prinzen schaffen kann, hat das Landestheater Dinkelsbühl im Stadttheater gezeigt. Die Inszenierung des grimmschen Märchens „Der gestiefelte Kater“von Jürg Schlachter (Regie Peter Cahn) überzeugte mit Slapstick und Gesangseinlagen.
Auch wenn das Stück generell fröhlich ist, beginnt es mit einer Beerdigung. Der alte Müller ist gestorben und seine drei Söhne streiten. Die zwei älteren Brüder Franz (Andreas Peteratzinger) und Karl (Bernd Berleb) liefern sich ein Wortgefecht, das sowohl Kinder als auch Eltern im Zuschauerraum zum lachen bringt: Die Geschwister können sich nicht einigen, wer die Mühle und wer den Esel bekommt. Nur über eines wird gar nicht erst diskutiert: Der kleine Bruder Hans (Maximilian Westphal) bekommt nichts – außer dem Kater. Ganz niedergeschlagen verlässt dieser mit seinem neuen Haustier den Hof. Nicht ahnend, dass dieses Tier sowohl sprechen als auch singen und – anders als im Märchen – sogar zaubern kann.
Plötzlich erscheint am Himmel ein Zauberer, der zur Titelmelodie von Pulp Fiction seine eigene Bösartigkeit besingt. Dabei wird ein Problem der Inszenierung deutlich: Da die Schauspieler allesamt Mikrofone tragen, kommt es besonders bei Gesangseinlagen zu Verständnisproblemen. So unvermittelt, wie der Zauberer auftaucht, verschwindet er auch wieder.
Obwohl der Kater und sein neuer Eigentümer nicht einmal genug Geld haben, einem singenden Krämer (Andreas Peteratzinger) etwas Brot abzukaufen, überzeugt das gewiefte Tier den Müllerssohn, die letzten Groschen in ein Paar Stiefel für ihn zu investieren.
Zur gleichen Zeit hat der „König mit dem edlen Herzen“(liebenswert dargestellt von Andreas Peteratzinger) ein ähnliches Problem: Sein Staat ist so pleite, dass sogar der Leibarzt und der Koch gekündigt haben. Da selbst die Pferde verkauft sind, befiehlt der Monarch: „Dann reitet eben auf Hengsten und Stuten!“Die Lösung aller finanzieller Fragen wäre, die Prinzessin Dorothea (Marietta Holl) mit einem Adeligen zu verheiraten. Doch die Tochter des Königs hat schon 1315 Kandidaten abgelehnt und auf der ganzen Welt ist niemand mehr übrig. Nicht einmal der kauzige und kurzsichtige Prinz Willibald kann ihr Herz erobern. Dabei hat er doch alles getan, was ihm seine Mama auf den Spickzettel geschrieben hat...
Der Hofstaat ist verzweifelt – bis der Kater auftaucht und dem hungrigen König ein Rebhuhn von seinem Herrn, einem gewissen Grafen von Karabass, bringt. Dieser ist natürlich kein anderer als der Müllerssohn. So beginnt ein langer und komplizierter Plan, der damit endet, dass innerhalb eines einzigen Tages das Schloss des bösen Zauberers dem Müllerssohn gehört und dieser auch noch die Prinzessin heiratet! „Wer sich nichts traut, wird das Glück verpassen“, singen am Ende alle Darsteller zusammen und geben ihren jungen Zuschauern damit eine wichtige Botschaft mit auf den Weg.
Die Inszenierung lebt von der schnellen Verwandlung der Figuren und des Bühnenbilds: Ein Schauspieler verkörpert zum Beispiel alle Verehrer der Prinzessin. Um das „alte“Märchen den Kindern von heute zu vermitteln, spricht der gestiefelte Kater mit spanischem Akzent, was auf den Kater, der aus den „Shrek“-Filmen bekannt ist, anspielt. Eine gelungene Veranstaltung für Groß und Klein.