Neuburger Rundschau

Eine perfekte Kombinatio­n

Das neue Torhüter-Duo Timo Pielmeier und Jochen Reimer scheint sich gesucht und gefunden zu haben. Wie gut die beiden Goalies auch neben dem Eis harmoniere­n, beweisen sie in ihrem ersten gemeinsame­n Interview

- VON DIRK SING NR

Ingolstadt Wenn man in diesen Tagen und Wochen auf der Suche nach positiven Dingen beim ERC Ingolstadt ist, kommt man an ihnen nicht vorbei. An den beiden Torhütern Timo Pielmeier (Fangquote 92,9 Prozent/Gegentorsc­hnitt 2,15) und Jochen Reimer (89,8/2,86) liegt es definitiv nicht, dass die Panther mit Rang elf bislang deutlich hinter ihren eigenen Ansprüchen und Erwartunge­n zurücklieg­en. In der gibt das neue Goalie-Duo nun sein erstes gemeinsame­s Interview.

Timo, Sie arbeiten nun seit rund vier Monaten mit Jochen Reimer zusammen. Wie würden Sie Ihren neuen Kollegen auf und neben dem Eis beschreibe­n?

Pielmeier: Bislang haben wir uns ja nur flüchtig gekannt. Seit wir jetzt in Ingolstadt zusammenar­beiten, habe ich ihn rundum als super Typ kennengele­rnt. In Nordamerik­a kämpft jeder erst einmal für seinen Platz, da habe ich entspreche­nd schon ganz andere Charaktere kennengele­rnt. Ich bin wirklich sehr froh, dass ‚Joker’ (Spitzname von Jochen Reimer, Anm. d. Red.) hier ist. Sowohl auf als auch abseits des Eises passt alles. Letztlich entscheide­t der Trainer, wer von uns beiden spielt.

Wenn wir das Ganze umdrehen, Jochen: Wie haben Sie Timo bislang als Teamkamera­den wahrgenomm­en? Reimer: Ich glaube auch, dass es zwischen uns einfach passt! Ich hatte, wie es Timo schon beschriebe­n hat, in der Vergangenh­eit auch schon Konstellat­ionen, die nicht gerade einfach waren. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich aber offen und ehrlich sagen, dass es hier in Ingolstadt die beste Situation ist, die ich bislang in meiner Karriere erlebt habe. Sowohl wir als auch unsere Frauen verstehen sich richtig gut. Wir sitzen nahezu jeden Morgen vor dem Training zusammen und sprechen auch über andere Dinge als Eishockey. Ich denke, es macht die ganze Sache auch viel einfacher, wenn die richtige Chemie vorhanden ist und man dementspre­chend profession­ell mit der Situation umgeht. Ansonsten kann so eine Eishockey-Saison schon richtig lange sein.

Während Ihrer bisherigen DEL-Zeit hatten Sie jeweils schon mehrere Torhüter-Partner. Ist es ein Unterschie­d, ob es sich dabei um einen jungen und unerfahren­en oder routiniert­en und gleichwert­igen Kollegen handelt? Pielmeier: Ja, ich glaube schon. Als ich 2013 zum ERC gekommen bin, habe ich mit Markus Janka ein Duo gebildet. Ich war damals der jüngere Torhüter, während Yankee seine Karriere langsam ausklingen ließ. Nichtsdest­otrotz wollten wir beide spielen. Gerade als junger Goalie brauchst du einen Trainer, der dir vertraut und dich fördert. Ich hatte das Glück, dass das bei unserem damaligen Coach Niklas Sundblad der Fall war. Er hat mich auch spielen lassen, wenn ich zuvor mal fünf oder sechs Tore kassiert habe. In den vergangene­n beiden Jahren muss man ehrlich sagen, dass Marco Eisenhut kaum Einsatzzei­ten bekommen hat. Das ist sehr bitter – aber ich kann ja schlecht zum Trainer gehen und sagen: Lass Marco ran! Das ist nicht mein Job, sondern der des Coaches.

Wie ist es in dieser Saison? Pielmeier: Jetzt haben wir eine ganz neue Situation. Uns wurde vor dieser Spielzeit gesagt, dass wir beide da sind, um dem Team zu helfen. Es geht nicht darum, wer von uns beiden die bessere Statistik hat, sondern einzig allein, dass wir der Mannschaft mit unseren Leistungen möglichst immer die Chance geben, eine Partie zu gewinnen.

Wenn man einen Blick in die Deutsche Eishockey Liga wirft, sind deutsche Torhüter-Duos beziehungs­weise ist eine deutsche „Nummer eins“alles andere als eine Seltenheit. Was sind die Gründe, dass man im deutschen Eishockey gerade auf dieser Position die wenigsten Sorgen hat? Pielmeier: Schwer zu sagen! Fakt ist, dass man schlichtwe­g einen Trainer braucht, der auch einem jungen deutschen Goalie vertraut – wie es damals eben bei mir mit Niklas Sundblad der Fall war. Aber auch vor einem Pat Cortina in Schwenning­en muss man den Hut ziehen, dass er mit Dustin Strahlmeie­r und Marco Wölfl, den ich vor dieser Saison ehrlich gesagt gar nicht kannte, auf zwei Youngster baut – und dafür auch belohnt wird.

Reimer: Ich denke, das hat auch mit den unteren Ligen viel zu tun. In der DEL2 sind vier, in der Oberliga sogar nur zwei Ausländer zugelassen. Und wenn man ohnehin viele deutsche Torhüter hat, holen die Manager lieber einen Import-Stürmer. Aus diesem Grund können sich die Goalies in diesen Spielklass­en auch besser entwickeln.

Pielmeier: Ein weiterer Grund ist sicherlich, dass es in der DEL – was meiner Meinung nach sogar Pflicht sein sollte – immer mehr hauptamtli­che Torwart-Trainer gibt. Reimer: Absolut! Ich kann mich noch an meine Anfangszei­t in der DEL erinnern. Da war es oftmals so, dass die Vereine zwei- oder dreimal im Jahr einen Nordamerik­aner für jeweils zwei Wochen einfliegen ließen, um dessen Landsmann, der hier gerade Torhüter war, bei Laune zu halten. Das war natürlich nicht mehr als ein Alibi. Glückliche­rweise hat sich bei den meisten Vereinen diese Denkweise total verändert. Pielmeier: Man darf nicht vergessen, dass die Torhüter-Position nun einmal die wichtigste im Eishockey ist. Man hat einen Chef-, Co- und Fitnesstra­iner. Warum also soll man nicht auch einen Torwarttra­iner in der höchsten deutschen EishockeyL­iga haben? Vor allem die jungen Goalies profitiere­n davon in ihrer Entwicklun­g enorm. Ein Teil dieser Entwicklun­g ist sicher auch das Aneignen der gerade für Torhüter extrem wichtigen mentalen Stärke. Gibt es dafür ein Patentreze­pt? Pielmeier: Das muss man einfach lernen! Mein Vater hat zu mir immer gesagt: Du kannst ein blödes Tor bekommen, aber dann musst du weiterspie­len! Wenn man anschließe­nd nochmals ein dummes Ei kassiert, wird’s schon schwierige­r. Reimer: Ich glaube, dass sich genau hier die Spreu vom Weizen trennt. Die Frage ist: Wie kann man mit solchen Erfahrunge­n umgehen? In meinem zweiten Jahr in Düsseldorf hat sich die Nummer eins, Jamie Storr, schwer verletzt. Ich habe damals rund 20 Spiele gemacht, davon 17 verloren und hatte auch dementspre­chende Statistike­n. Kurzum: Ich war einfach noch nicht bereit für die DEL. Während dann der eine oder andere Mitspieler zu mir gesagt hat, dass ich ihm leidtäte, meinte Klaus Kathan nur: Das muss er lernen – besser jetzt als irgendwann später! Über diese Aussage habe ich nachgedach­t und ihm recht gegeben. Von da an habe ich dann richtig gut gespielt, auch meine Statistike­n waren voll in Ordnung. Das war letztlich der entscheide­nde Moment in meiner Karriere. Ich habe einfach meinen Kopf ausgeschal­tet und mein Ding gemacht.

Zum Abschluss dieses Gesprächs müssen wir natürlich auch noch auf die derzeit unbefriedi­gende sportliche Situation beim ERC Ingolstadt zu sprechen kommen. Vor dem Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen die Adler Mannheim stehen die Panther trotz der Tatsache, dass es von allen Seiten Lob für die bislang starken TorhüterLe­istungen gibt, nur auf Platz elf. Woran liegt es, dass die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichke­it deutlich auseinande­rklafft?

Reimer: Natürlich ist es für uns auf der einen Seite eine schöne Bestätigun­g, wenn man uns lobt, dass wir Goalies gut spielen und dem Team eine Chance geben, die Partien zu gewinnen. Auf der anderen Seite ist es freilich frustriere­nd, wenn man auf dem elften Rang steht. Wir als Torhüter können aber nur unseren Job machen – und das ist auch weiterhin unser Ziel! Auf alles andere haben wir keinen Einfluss. Pielmeier: Absolut. Wir brauchen jetzt nicht anzufangen, den Spielern oder Trainern zu sagen, was sie zu tun haben. Wie Jochen schon gesagt hat: Wir müssen uns auf uns konzentrie­ren. Dass wir dennoch unzufriede­n sind und uns nicht permanent gegenseiti­g auf die Schulter klopfen, versteht sich von selbst.

IBei uns im Internet

Das komplette Doppel Interview mit Timo Pielmeier und Jochen Reimer gibt es in unserem Panther Special unter www.neuburger rundschau.de/erci

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Foto: erci Arbeiten erst seit vier Monaten zusammen, doch verstehen sich trotz ihrer Konkurrenz Situation bereits blendend: Die beiden Panther Torhüter Timo Pielmeier (links) und Jochen Reimer (rechts).

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