Das Schaf als Konsumeinheit
Journalisten haben mit Mathematik nichts am Hut – ein Satz, der öfter zu hören ist. Mal ist es berechtigte Kritik. Mal eine entschuldigende Selbsterkenntnis. In den meisten Fällen aber eine pauschale Vorverurteilung. Zwar mag eine Redaktion nicht unbedingt mit Heerscharen diplomierter Mathematiker gespickt sein, die Grundrechenarten beherrschen die allermeisten Kollegen aber sehr wohl.
Dass es dennoch ab und an zu mathematischen Irrungen und statistischen Wirrungen kommt, liegt mitunter an den Unmengen von Zahlen, die uns jeden Tag begegnen und die sortiert werden wollen. Was im Fußball noch recht einfach ist (1:0 – Addition ganzer Zahlen), wird in Politik (50,3 Prozent – Bruchrechnen) und Wirtschaft (Einnahmen minus Ausgaben geteilt durch Steuersatz plus Förderungen ist vielleicht Gewinn) schon schwerer. Noch kniffliger wird es, wenn es um Studien und Statistiken geht. Da wird hochgerechnet, geschätzt und geteilt, was das Zeug hält. Um die Ergebnisse auch nicht matheaffinen Menschen verständlich zu machen, werden die Zahlen gerne in Bilder gepackt. Manchmal mit kuriosen Auswüchsen.
So schrieb eine Krankenkasse kürzlich, dass deutsche Ärzte jedes Jahr 500 Tonnen Antibiotika verschreiben – und fügte an, dass das „zehn Güterwaggons randvoll mit Tabletten“wären. Das Statistische Landesamt verkündete, dass es Schafe gezählt hat. Es kam auf 266700 und zu dem Schluss, dass sich „50 Bayern ein Schaf teilen“. Der Zoll teilte mit, dass er 500 Kilo Marihuana verbrannt hat – also „3,8 Millionen Konsumeinheiten“.
Sogleich mag man sich sämtliche Einwohner Berlins gleichzeitig kiffend vorstellen – und dann wären immer noch Drogen übrig. Unklar ist, wie viele Güterwaggons man damit noch füllen könnte. Und wie viel Cannabis konsumiert eigentlich ein bayerisches Durchschnittsschaf? Und wie viele Konsumeinheiten stecken in einem solchen? Was könnte man nicht noch alles berechnen – aber damit haben wir Journalisten nun wirklich nichts am Hut!