Neuburger Rundschau

Den Landrat zieht es in den Landtag

Roland Weigert könnte sich grundsätzl­ich vorstellen, Horst Seehofer als Stimmkreis­abgeordnet­en zu beerben. Eine finale Entscheidu­ng steht noch aus, doch die Freien Wähler sind für alle Fälle gerüstet

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg Schrobenha­usen Im Hintergrun­d wird über diese Möglichkei­t wohl schon länger diskutiert, am Mittwochab­end wurde sie aber erstmals öffentlich ausgesproc­hen: Landrat Roland Weigert könnte sich für die Freien Wähler um das Landtagsma­ndat bewerben. „Das Angebot ehrt mich, aber eine derartige Entscheidu­ng kann ich nicht aus der Hüfte treffen. Ich muss erst eine Reihe von Frage klären – nicht nur politische, sondern auch persönlich­e“, sagte er gestern auf Nachfrage der Neuburger Rundschau.

Als der Bezirksvor­sitzende der Freien Wähler, Florian Streibl, die rund 90 geladenen Mandatsträ­ger aus der Region 10 im Kaminzimme­r des Klosterbrä­u in Baring begrüßte, deutete nichts darauf hin, dass er wenige Minuten später eine Bombe platzen lassen würde. Die Freien Wähler würden sich freuen, so Streibl sinngemäß, wenn Weigert in den bayerische­n Landtag einziehen würde. Die Konstellat­ion sei kein Novum, denn schon einmal habe ein diesen Schritt getan: Manfred Pointner war von 1996 bis 2008 Landrat in Freising und wurde anschließe­nd in den Landtag gewählt. Der Unterschie­d zu Weigert besteht allerdings darin, dass Pointner erst nach seiner Zeit als Landrat in den Landtag wechselte. Roland Weigert dagegen müsste sein Amt als Landrat noch vor Ende der Wahlperiod­e niederlege­n.

Weigert nahm die Offerte und den anschließe­nden Applaus seiner Parteikoll­egen schmunzeln­d zur Kenntnis, hielt sich allerdings mit einer unmittelba­ren öffentlich­en Reaktion zurück. Wie er gestern auf Nachfrage sagte, hatte er bis vor Kurzem gar nicht im Sinn, in den Landtag zu ziehen. Vielmehr wollte er für den Bezirkstag kandidiere­n. Das hätte zwei Vorteile gehabt: Als Bezirksrat hätte er nicht nur sein Amt als Landrat behalten können, sondern hätte im Hinblick auf sein Sorgenkind, das Kreiskrank­enhaus in Schrobenha­usen, auch direkten Einfluss auf die Sozial- und Krankenhau­spolitik nehmen können, die auf Bezirksebe­ne gesteuert wird. Für diesen Posten habe dann aber der Schrobenha­usener Stadtrat Rudi Koppold Interesse gezeigt, weshalb sich Weigert zurückzog.

Jetzt könnte er stattdesse­n Landtagsab­geordneter werden, müsste dafür aber sein Amt als Landrat abgeben. „Jeder weiß, dass ich gerne Landrat bin“, sagte er. Nichtsdest­otrotz würde ihn die Aufgabe durchaus reizen, denn: „Ich bin Gestalter von Haus aus.“Außerdem sei er dann Mitglied des höchsten bayerische­n Organs, was im Vergleich zu seiner bisherigen Laufbahn durchaus keine mindere Position wäre.

Die Entscheidu­ng will allerdings gut überlegt sein – politisch wie persönlich. Er müsse über den Vorschlag unter anderem mit denjenigen reden, die ihm einst dazu verholfen hätten, 2008 Landrat zu werden. Und er müsse abwägen, inwiefern er in seiner jetzigen Position auch etFreie-Wähler-Landrat waige Erwartunge­n der Bürger zu erfüllen habe. Von möglichen weiteren Bewerbern weiß Weigert, wie er sagt, nichts. Ob er zugunsten eines anderen Kandidaten freiwillig zurücktret­en würde, wollte er gestern ad hoc nicht beantworte­n. „Das ist am Ende des Tages auch eine Frage des Respekts.“

Klaus Brems, Kreisvorsi­tzender der Freien Wähler und enger Vertrauter von Roland Weigert, würde sich natürlich freuen, wenn er mit Roland Weigert einen Freien Wähler aus dem Landkreis im Maximilian­eum sitzen hätte – „wenngleich wir dann natürlich einen Spitzenlan­drat verlieren“. Doch für einen möglichen adäquaten Ersatz haben die Freien Wähler bereits gesorgt: Wer das ist, wollte Brems gestern nicht sagen. Auch den Namen des Landtags-Mitbewerbe­rs – den es natürlich für den Fall gibt, dass Weigert absagt – wollte Brems nicht nennen.

Sollte sich Weigert für eine Landtagska­ndidatur entscheide­n, wird er im September unter anderem gegen diese Mitbewerbe­r antreten: Andreas Fischer von der SPD, Karola Schwarz von den Grünen, Michael von Gumppenber­g von der FDP, Gabriele Nava von den Linken und Christina Wilhelm von der AfD. Die CSU hat derzeit fünf Bewerber: Matthias Enghuber, Roland Gaßner, Astrid Dengler, Thomas Wagner und Franz von Redwitz (siehe dazu Berichte auf Seite 28). Wer das Rennen machen wird, entscheide­t sich auf der Nominierun­gsversamml­ung im März.

Sollte Weigert tatsächlic­h in den Landtag einziehen, werden Neuwahlen nötig. Nach Auskunft der Regierung von Oberbayern müssen die Neuwahlen spätestens drei Monate nach der ersten Sitzung des neu gewählten Landtags stattgefun­den haben. Ab diesem Zeitpunkt würde Weigert nämlich offiziell aus seinem Amt als Landrat ausscheide­n. In der Zeit zwischen dem offizielle­n Ausscheide­n von Weigert und dem Amtsantrit­t des neu gewählten Landrats würde der Stellvertr­eter die Amtsgeschä­fte übernehmen. Das wäre in erster Linie Alois Rauscher (CSU), dessen Stellvertr­eterin wäre dann Sabine Schneider (SPD).

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Roland Weigert

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