„Die Linke“setzt auf eine Bankkauffrau
Gabriele Nava kandidiert für den Landtag, Michael Schirmann will in Bezirkstag
Neuburg Die Neuburger Linke zieht mit der gelernten Bankkauffrau Gabriele Nava in den bayerischen Landtagswahlkampf. Die 53-Jährige erhielt bei der Versammlung am Mittwochabend in der Rennbahn neun von zehn Stimmen. Ihre Kandidatur will die gebürtige Flensburgerin nutzen, um für faire Arbeitsplätze, bezahlbaren Wohnraum und eine bessere Verkehrssituation in Neuburg zu kämpfen.
Als Anwohnerin in der Blumenstraße setzt sich Nava für einen Einbahnstraßenring in der Innenstadt ein. „Der Verkehr hier stinkt uns wirklich“, sagte sie am Mittwochabend im Gespräch mit der Neuburger Rundschau. Als Kandidat für den oberbayerischen Bezirkstag schickt der Ortsverband einstimmig Michael Schirmann aus Stepperg ins Rennen. Der 55-Jährige war 21 Jahre lang Busfahrer. Wegen einer Erkrankung an Multipler Sklerose ging Schirmann vor zehn Jahren in Frührente. Als Bezirkstagskandidat will er sich für eine bessere Pflege, die Förderung des Ehrenamts und zusätzliche Hilfe für Alkohol- und Drogenabhängige stark machen.
Bei der Versammlung der Linken-Basisorganisation Neuburg stimmten sich die Mitglieder auf den bevorstehenden Landtagswahlkampf in Bayern ein. Die langjährige Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter, die für Ingolstadt in den Landtag einziehen will, zeigte sich zuversichtlich, dass die Linke den Sprung ins Parlament schafft. In ihrer Rede griff die Politikerin die politische Konkurrenz an. Für viele sei Bayern vor allem das Land der CSU, sagte sie. „Das ist falsch! Auch wir sind Bayern!“Ihr Ziel sei es, das Land sozialer zu machen. Pflegenotstand, Altersarmut, Zeitarbeit und Wohnungsnot zeigten, dass Bayern „nicht der Vorhof zum Paradies“sei, wie Ministerpräsident Horst Seehofer oft behaupte. Auf lokaler Ebene machte sich die 61-Jährige für einen Nationalpark Donau-Auen stark: „Die Region Ingolstadt würde von diesem Nationalpark profitieren.“
Nach ihrer Rede sprachen sich die Teilnehmer der Linken-Versammlung dafür aus, dass Eva BullingSchröter als Nummer eins der Linken-Liste in den Landtagswahlkampf zieht. „Wir wollen alles tun, damit unsere Eva Bulling-Schröter Spitzenkandidatin wird“, sagte Ortssprecher Roland Keller. Er sprach auch über die Struktur seiner Basisorganisation, die derzeit zwischen 20 und 25 Mitglieder im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen hat. Er richtete drei Appelle an seine Partei und die Öffentlichkeit: „Wir müssen mehr werden!“, „Wir müssen jünger werden!“und „Wir müssen weiblicher werden!“
Das letzte Ziel hat die Partei mit der Nominierung von Gabriele Nava als Kandidatin für den Landtag schon einmal erreicht. Die 53-Jährige lebt seit 2003 in Neuburg. In ihrer schleswig-holsteinischen Heimat hat sie zunächst als Bankkauffrau gearbeitet, verließ die Branche jedoch wegen moralischer Bedenken. In ihrer Vorstellungsrede bezeichnete sie das Gewerbe als „asozialen Haufen“. Auf Nachfrage der erklärte sie: „Dort wurden Leuten Kredite verkauft, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Deshalb habe ich gekündigt.“Sie engagierte sich in der Gewerkschaft und setzte sich vor allem für Frauenrechte ein. In Neuburg ist sie bei einem Optiker angestellt. Im Wahlkampf will die Mutter eines Sohnes auf soziale Themen wie Wohnungsnot, befristete und schlecht bezahlte Arbeit sowie Steuerungerechtigkeit aufmerksam machen. In Neuburg sieht Gabriele Nava den Verkehr als Problem: Sie fordert eine Fußgängerzone in der Innenstadt und einen Einbahnstraßen-Ring um das Zentrum, um die Anwohner von Lärm und Abgasen zu entlasten.