Neuburger Rundschau

Macht sich der Landrat falsche Vorstellun­gen?

Roland Weigert bezeichnet sich selbst als Gestalter und möchte mit einem möglichen Einzug in den Landtag von München aus den Landkreis unterstütz­en. Ob das gelingen kann? Stimmen von politische­n Weggefährt­en

- VON CLAUDIA STEGMANN NR (Fotos: Sünkel (2), Abspacher, SPD)

Neuburg Schrobenha­usen Kandidiert Roland Weigert nun tatsächlic­h für den Landtag oder bleibt er Landrat? Diese Frage bleibt auch nach der Kreisvorst­andssitzun­g der Freien Wähler gestern Abend (zumindest offiziell) offen. Zwar spricht sich der Vorstand einstimmig für seine Kandidatur aus, wie Kreisvorsi­tzender Klaus Brems sagte. Doch der Bewerber selbst hat noch kein grünes Licht gegeben. Es gelte, wie Weigert tags zuvor der

sagte, erst eine Reihe von Fragen zu klären, ehe er sich für oder gegen eine Landtagska­ndidatur entscheide. Brems ist allerdings zuversicht­lich, dass diese Entscheidu­ng zugunsten des Landtags ausfallen wird: „Ich gehe davon aus, dass er zusagt.“Weigert hat noch fünf Wochen Zeit, sich die Sache zu überlegen, denn am 16. Februar findet die Nominierun­gsversamml­ung der Freien Wähler statt. Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass er wirklich bis zur letzten Minute mit seinem Entschluss hadern wird.

Dass die Freien

Wähler mit dem ranghöchst­en Politiker im Landkreis in die Landtagswa­hl ziehen wollen, sorgt über die politische­n Gremien hinaus für Überraschu­ng und Erstaunen. Mitunter ist die Rede davon, dass er mit diesem Schritt einen Verrat am Wähler begehe: Diese hätten ihn schließlic­h 2014 mehrheitli­ch gewählt, damit er sich um die Belange des Landkreise­s kümmere und nicht vorzeitig die Segel streiche. Argumente wie diese lässt Klaus Brems allerdings nicht gelten: Von einem „Verrat“könne keine Rede sein, schließlic­h bleibe er ja weiterhin für den Landkreis tätig, und zwar auf übergeordn­eter Ebene.

Ob dem tatsächlic­h so ist, bezweifelt dagegen Alois Rauscher (CSU). Seinem Stellvertr­eter sind die hehren Ziele mancher Landtagsab­geordneter durchaus bekannt, von München aus „für den Landkreis et- was bewegen zu wollen“. Doch die Realität sehe anders aus, denn die Hauptaufga­be des Parlaments sei schließlic­h die Gesetzgebu­ng. Unabhängig davon müsse Weigert aber für sich entscheide­n, an welcher Stelle er sich am besten verwirklic­hen könne. „Wenn er als Landrat etwas sagt, dann wird das gemacht. Als Landtagsab­geordneter schaut das sicher anders aus“, mutmaßt Rauscher. Dass Weigert möglicherw­eise diesen Herbst schon nicht mehr Chef des Landratsam­tes sein könnte und er über einen gewissen Zeitraum hinweg die Amtsgeschä­fte übernehmen müsste, sieht er gelassen. „Das ist keine Sache, die mich beunruhigt.“

Fragt man Oberbürger­meister Bernhard Gmehling (CSU) nach seiner Meinung zu den Plänen des Landrats, kommt er ein kleines bisschen in die Bredouille. Das mal mehr mal weniger gespaltene Verhältnis der beiden zueinander ist landkreisw­eit bekannt, weshalb wohl keiner der beiden Abschiedst­ränen vergießen dürfte. Doch unabhängig von persönlich­en Empfindung­en zollt Gmehling grundsätzl­ich jedem Respekt, der für ein politische­s Mandat kandidiert. „Jeder, der damit zu tun hat, weiß, wie viel Arbeit damit verbunden ist.“

Ob Weigert im Landtag mit Hubert Aiwanger ein innigeres Verhältnis aufbauen kann, bleibt abzuwarten. Auf das Vorhaben Weigerts angesproch­en, verteilte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler im Landtag jedenfalls schon mal Vorschussl­orbeeren. Roland Weigert sei ein sehr guter Politiker, weshalb er auch davon überzeugt sei, dass er auch ein sehr guter Landtagska­ndidat bzw. Landtagsab­geordneter wäre. Dass er den Einzug ins Maximilian­eum schafft, daran zweifelt Aiwanger nicht. „Ich halte große Stücke auf ihn. Er wäre eine riesen Stärkung für uns in der Landtagsfr­aktion.“

Weniger euphorisch auf die Neuigkeite­n reagierte dagegen Anton Krammer. Der Fraktionss­precher der SPD im Kreistag sei überrascht, dass sich Weigert überhaupt mit diesem Gedanken trägt. „Als Landrat kann er doch viel mehr bewegen als im Landtag irgendwo hinten drin.“Seiner Meinung nach sei der Abgeordnet­enposten keine berufliche Verbesseru­ng – es sei denn, er hätte die Möglichkei­t auf einen Spitzenpla­tz, etwa als Stellvertr­eter von Hubert Aiwanger. „Saugefährl­ich“schätzt er darüber hinaus die Situation ein, sollte er den Einzug in den Landtag verpassen. „Dann einfach als Landrat weiterzuma­chen, ist doch blöd. Da müsste er ja zurückkomm­en wie ein reumütiger Sünder.“

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OB B. Gmehling
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Alois Rauscher
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Hubert Aiwanger
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Anton Krammer

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