Beim Ortstermin am Donauhochufer
Freie Wähler kritisieren die Staatsregierung. Aiwanger fordert dezentrale Lösungen statt Riesenpolder
Rennertshofen Der Nebel kriecht vom Donautal herauf und die feuchtnasse Kälte den Umstehenden bis in die Knochen. „So – jetzt aber ab ins Warme.“Hubert Aiwanger reibt sich die Hände. Die Geste signalisiert Vollzug, ist aber auch der Witterung gezollt. Vor Ort hat sich der Freie Wähler-Chef gestern Morgen im Rahmen der Winterklausur seiner Partei in Neuburg ein Bild vom geplanten Hochwasserschutz an der Donau gemacht. Dazu besuchte der Abgeordneten-Tross zusammen mit den beiden Kommunalpolitikern Ludwig Bayer aus Stepperg und Peter von der Grün aus Bertoldsheim die beiden Standorte in der Marktgemeinde Rennertshofen.
Von Stepperg aus ging’s zunächst in Richtung Einlasswerk des bereits in Bau befindlichen Polders Riedensheim. Bayer, Kreisund Gemeinderat sowie BBVKreisobmann, erklärte den Parteikollegen die Planung. Auf 220 Hektar, ein Großteil landwirtschaftlich genutzte Fläche, wird der Rückhalt bei Hochwasser eingestaut. Ein Dorn im Auge ist dem Landwirt der Flächenverlust, 17 Hektar werden für ökologische Maßnahmen ausgeglichen, 13 Hektar für die technische Verbauung verbraucht. Er stelle die Sinnhaftigkeit von Hochwasserschutz nicht infrage, entgegnete Hubert Aiwanger, doch der Umgang mit den Menschen vor Ort sei inakzeptabel. Unter dem Denkmantel des Umweltschutzes würde den Besitzern Grund entzogen. „Die Bürger haben angesichts der Dimension dieser Projekte berechtigte Bedenken. Wir sind der Überzeugung, dass diese Flutpolder die drängenden Hochwasserprobleme nicht lösen werden. Ganz im Gegenteil, sie schaffen neue.“
Peter von der Grün, Gemeinderat und Sprecher der Bürgerinitiative „Kein Flutpolder Bertoldsheim“, übernahm an der zweiten Station westlich des Ortes an der Neuhauser Straße. Von dieser Warte am Donauhochufer kann der Jurist auf sein Haus blicken, beim Bau eines 480 Hektar großen Polders am Nordufer würde sein Heim hinter einem sieben Meter hohen Damm verschwinhinunter den. „Dahinter geht die Sonne einmal eine Stunde früher unter“, wurde von der Grün ironisch. Es sei völlig unklar, ob eine Beherrschbarkeit des Grundwassers durch Gräben, Spundwände und Pumpen überhaupt möglich sein werde. Nicht nur deshalb pflichtete Aiwanger dem Kommunalpolitiker bei und machte klar, warum er von diesem Riesenbecken nichts hält. Dieser noch größere Polder sei eine absolute Fehlplanung. Mit vielen dezentralen, kleineren Staumaßnahmen würde das Wasser bereits in der Fläche abgefangen und gar nicht erst in die Donau fließen, sagte der FWChef. Die Planung der Staatsregierung dagegen verbrauche auf Rennertshofener Gemeindeflur – zwischen beiden Polderstandorten liegen nur vier Kilometer Luftlinie – fast 2000 Hektar Fläche. Es sei höchste Zeit, dass sich Behörden und Experten zusammen an einen Tisch setzen und ein neues Konzept erarbeiteten. Aiwanger stellt sich Regen-Rückhaltung auf den Höhen und gesteuerten Entlastungen an den Zuflüssen vor.
Auch auf einen möglichen Nationalpark Donau-Auen kamen die Freien Wähler zu sprechen. Aiwanger machte unmissverständlich deutlich, dass er dieses Ökoprojekt ablehnt. Die Gebietskulisse liege überwiegend auf Privatgrund und treibe deshalb betroffene Landwirte und Waldbesitzer um. „Die beiden Projekte zielen in entgegengesetzte Richtungen. Beides gemeinsam wird selbst mit der Donau dazwischen nicht funktionieren“, zog er Parallelen. Die Freien Wähler forderten deshalb den sofortigen Stopp beider Planungen.
„Hinter dem Damm geht die Sonne einmal eine Stunde früher unter.“