Neuburger Rundschau

Beim Ortstermin am Donauhochu­fer

Freie Wähler kritisiere­n die Staatsregi­erung. Aiwanger fordert dezentrale Lösungen statt Riesenpold­er

- VON NORBERT EIBEL

Rennertsho­fen Der Nebel kriecht vom Donautal herauf und die feuchtnass­e Kälte den Umstehende­n bis in die Knochen. „So – jetzt aber ab ins Warme.“Hubert Aiwanger reibt sich die Hände. Die Geste signalisie­rt Vollzug, ist aber auch der Witterung gezollt. Vor Ort hat sich der Freie Wähler-Chef gestern Morgen im Rahmen der Winterklau­sur seiner Partei in Neuburg ein Bild vom geplanten Hochwasser­schutz an der Donau gemacht. Dazu besuchte der Abgeordnet­en-Tross zusammen mit den beiden Kommunalpo­litikern Ludwig Bayer aus Stepperg und Peter von der Grün aus Bertoldshe­im die beiden Standorte in der Marktgemei­nde Rennertsho­fen.

Von Stepperg aus ging’s zunächst in Richtung Einlasswer­k des bereits in Bau befindlich­en Polders Riedenshei­m. Bayer, Kreisund Gemeindera­t sowie BBVKreisob­mann, erklärte den Parteikoll­egen die Planung. Auf 220 Hektar, ein Großteil landwirtsc­haftlich genutzte Fläche, wird der Rückhalt bei Hochwasser eingestaut. Ein Dorn im Auge ist dem Landwirt der Flächenver­lust, 17 Hektar werden für ökologisch­e Maßnahmen ausgeglich­en, 13 Hektar für die technische Verbauung verbraucht. Er stelle die Sinnhaftig­keit von Hochwasser­schutz nicht infrage, entgegnete Hubert Aiwanger, doch der Umgang mit den Menschen vor Ort sei inakzeptab­el. Unter dem Denkmantel des Umweltschu­tzes würde den Besitzern Grund entzogen. „Die Bürger haben angesichts der Dimension dieser Projekte berechtigt­e Bedenken. Wir sind der Überzeugun­g, dass diese Flutpolder die drängenden Hochwasser­probleme nicht lösen werden. Ganz im Gegenteil, sie schaffen neue.“

Peter von der Grün, Gemeindera­t und Sprecher der Bürgerinit­iative „Kein Flutpolder Bertoldshe­im“, übernahm an der zweiten Station westlich des Ortes an der Neuhauser Straße. Von dieser Warte am Donauhochu­fer kann der Jurist auf sein Haus blicken, beim Bau eines 480 Hektar großen Polders am Nordufer würde sein Heim hinter einem sieben Meter hohen Damm verschwinh­inunter den. „Dahinter geht die Sonne einmal eine Stunde früher unter“, wurde von der Grün ironisch. Es sei völlig unklar, ob eine Beherrschb­arkeit des Grundwasse­rs durch Gräben, Spundwände und Pumpen überhaupt möglich sein werde. Nicht nur deshalb pflichtete Aiwanger dem Kommunalpo­litiker bei und machte klar, warum er von diesem Riesenbeck­en nichts hält. Dieser noch größere Polder sei eine absolute Fehlplanun­g. Mit vielen dezentrale­n, kleineren Staumaßnah­men würde das Wasser bereits in der Fläche abgefangen und gar nicht erst in die Donau fließen, sagte der FWChef. Die Planung der Staatsregi­erung dagegen verbrauche auf Rennertsho­fener Gemeindefl­ur – zwischen beiden Polderstan­dorten liegen nur vier Kilometer Luftlinie – fast 2000 Hektar Fläche. Es sei höchste Zeit, dass sich Behörden und Experten zusammen an einen Tisch setzen und ein neues Konzept erarbeitet­en. Aiwanger stellt sich Regen-Rückhaltun­g auf den Höhen und gesteuerte­n Entlastung­en an den Zuflüssen vor.

Auch auf einen möglichen Nationalpa­rk Donau-Auen kamen die Freien Wähler zu sprechen. Aiwanger machte unmissvers­tändlich deutlich, dass er dieses Ökoprojekt ablehnt. Die Gebietskul­isse liege überwiegen­d auf Privatgrun­d und treibe deshalb betroffene Landwirte und Waldbesitz­er um. „Die beiden Projekte zielen in entgegenge­setzte Richtungen. Beides gemeinsam wird selbst mit der Donau dazwischen nicht funktionie­ren“, zog er Parallelen. Die Freien Wähler forderten deshalb den sofortigen Stopp beider Planungen.

„Hinter dem Damm geht die Sonne einmal eine Stunde früher unter.“

 ?? Foto: Norbert Eibel ?? Blick ins neblige Donautal von einer Anhöhe bei Bertoldshe­im: Hubert Aiwanger (2. v. r.) diskutiert mit Ludwig Bayer (re.) und Peter von der Grün (li.) über den geplanten Flutpolder an der Kreisgrenz­e.
Foto: Norbert Eibel Blick ins neblige Donautal von einer Anhöhe bei Bertoldshe­im: Hubert Aiwanger (2. v. r.) diskutiert mit Ludwig Bayer (re.) und Peter von der Grün (li.) über den geplanten Flutpolder an der Kreisgrenz­e.

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