Großdemo auf der Audi Piazza
Vor der vierten Verhandlungsrunde folgten rund 15000 Gewerkschafter dem Protestaufruf der IG Metall. Sollte es keine Einigung geben, drohen 24-Stunden-Warnstreiks
Ingolstadt Vor der vierten Verhandlungsrunde im Tarifstreit der Metallund Elektroindustrie hat es am Mittwoch in Ingolstadt und der Region erneut Warnstreiks und eine Großkundgebung auf der AudiPiazza gegeben. Nach Angaben der IG Metall versammelten sich rund 15 000 Beschäftigte. Die Arbeit wurde in diversen Unternehmen der Region am Vormittag für mehrere Stunden niedergelegt. Gewerkschaftsangaben zufolge unter anderem bei Audi, Airbus Defence & Space, Conti Temic, Ledvance, in Neuburg bei Leoni und bei MBDA in Schrobenhausen. Laut Bernhard Stiedl, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, war die Protestkundgebung in Ingolstadt bundesweit die größte, seit der Tarifstreit läuft.
Die Kernforderungen sind bekannt: Die IG Metall will sechs Prozent mehr Lohn für die kommenden zwölf Monate. Und sie fordert, dass alle Beschäftigten einen Anspruch darauf bekommen, ihre Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang auf bis zu 28 Stunden pro Woche verkürzen zu können.
Vor der vierten Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg sagte Stefan Wolf, Vorsitzender von Südwestmetall, dem stehe der Arbeitgeberverband grundsätzlich offen gegenüber, „allerdings nur, wenn es dann auch eine Volumenöffnung nach oben gibt“, so der Verbandschef. Gemeint ist die Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit auch auf bis zu 40 Stunden erhöhen zu können, also länger als die tariflich festgelegten 35 Stunden. Die Arbeitgeber bieten zwei Prozent mehr Lohn.
Bei der Kundgebung in Ingolstadt variierten diverse Redner die Forderungen der Metaller. Sollten die Arbeitgeber sich nicht bewegen, sei alles bereit für einen 24 Stunden dauernden Warnstreik.
Christiane Benner, 2. Vorsitzende der IG Metall, betonte, dass das, was bisher von Arbeitgeberseite auf dem Verhandlungstisch gelegen habe, „unmöglich ernst gemeint“gewesen sein könne. Der Metall- und Elektroindustrie gehe es „bestens“. Die Umsatzrenditen hätten den höchsten Stand seit 2008. Über 13 Milliar- den Euro hätten die börsennotierten Unternehmen der Branche 2016 an Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Und 2017 sei das nochmals deutlich mehr gewesen, sagte Benner. Die Wirtschaft brumme, auch bei Audi, und das trotz des DieselGates. Sechs Prozent für die Arbeitnehmer seien daher nur „fair“.
Mit Blick auf die Forderung, die Arbeitszeit auf 28 Stunden verkürzen zu können, sagte sie: „Es muss Schluss sein mit dem Bittstellergang beim Chef, der dann nach Belieben den Daumen heben oder senken kann. Das ist 19. Jahrhundert. Die Gutsherrenmentalität hat ausgedient. Wir lassen uns nicht zu Befehlsempfängern degradieren. Wir wollen eigenverantwortlich und selbstbestimmt darüber entscheiden, wann wir kürzer treten.“Die IG Metall möchte mit der Flexibilisierung der Arbeitszeit zum Beispiel Eltern helfen, die sich neben dem Job um ihre Kinder oder ihre pflegebedürftigen Eltern kümmern müssen. Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sekundierte: „Wem unsere Zeit gehört, bestimmen in Zukunft nicht mehr die Unternehmer, sondern das bestimmen wir selbst.“
Jörg Schlagbauer, Vorsitzender der IG Metall bei Audi, sagte es so: Das „waschlappenweiche Angebot“der Arbeitgeber stoße auf „bayerisches Metall“.