Neuburger Rundschau

Wein im Bierzelt

In diesem Jahr feiert das Sèter Weinfest im Bierzelt auf dem Neuburger Volksfest Premiere. Wie genau das aussehen soll, darüber wird noch diskutiert. Wein in Maßkrügen jedenfalls muss niemand befürchten

- VON MARCEL ROTHER

Zum ersten Mal wird das Sèter Weinfest auf dem Neuburger Volksfest gefeiert. Wie genau, darüber gehen die Meinungen noch auseinande­r.

Neuburg Die Idee klingt verführeri­sch: Ein rescher Gockel trifft auf zarten Coq au Vin, massive Maßkrüge auf filigrane Weingläser. Am selben Tisch, unter einem Dach, sitzen Franzosen und Neuburger, vereint in Wein- und Bierseligk­eit, bayerische­r Gemütlichk­eit und französisc­hem Savoir-vivre – bis im Zelt die Lichter ausgehen, die Musik aufhört zu spielen und alle beschwingt nach Hause gehen. Soweit die Idee. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Fest steht bisher nur, dass am 4. August, einem Samstag, auf dem Neuburger Volksfest in diesem Jahr zum ersten Mal einen Abend lang das Sèter Weinfest gefeiert wird Wie genau, darüber gehen die Meinungen noch auseinande­r.

Zum Hintergrun­d: Das Neuburger Volksfest soll attraktive­r werden. In der Vergangenh­eit gab es Kritik – zu viele leere Plätze nach der Eröffnung, die Jugend ziehe es mehr nach Karlshuld, und der Bevölkerun­g fehle es an Identifika­tion mit dem Fest. Das alles soll pünktlich zum 75. Jubiläum anders werden. Die Stadt hat sich nach vierjährig­em Intermezzo des Festzeltbe­treibers Moerz aus Amberg wieder für Lanzl Gastronomi­e als Festzeltbe­treiber entschiede­n. Die erfahrene Gastronome­nfamilie richtet unter anderem das Donaumoosv­olksfest in Karlshuld, den Barthelmar­kt, das Gillamoos und die beiden Ingolstädt­er Veranstalt­ungen Pfingstvol­ksfest und Herbstfest aus.

Geschäftsf­ührerin Michaela Kemper, deren Familie jahrzehnte­lang auf dem Neuburger Volksfest „zu Hause“gewesen sei, hatte bereits angekündig­t, mit einem neuen Musikprogr­amm und weiteren Ideen das Volksfest „von seinen Altlasten“befreien zu wollen. Zu diesen Ideen zählt eben auch, das Sèter Weinfest erstmals im Volksfest-Zelt auszuricht­en. Was bisher fest steht, ist allerdings nur: Es soll Wein und französisc­he Speisen, Chansons und natürlich Besuch aus der Partnersta­dt geben – wie sonst am Schrannenp­latz auch.

Als das Thema Weinfest in der jüngsten Sitzung des Partnersch­aftsaussch­usses behandelt wurde, zeigte sich aber: Der Teufel steckt – wie so oft – im Detail. Das beginnt schon beim Essen. Die Rücksprach­e mit den Partnern aus Frankreich habe ergeben, dass die Köche von „Mille et une Pâtes“nicht kommen können. Das heißt: „Es wird von Neuburger Köchen gekocht werden“, sagt die zuständige Sachbearbe­iterin bei der Stadt, Marie-Luise Kühnl. Die Alternativ­e: Gastronom Lanzl würde zwei französisc­he Speisen anbieten, Coq au vin, „Hahn in Wein“, und Quiche, ein Mürbteig mit herzhafter Füllung. Den Wein sowie die Gläser würde der Festzeltbe­trieb über die Firma Bergbauer organisier­en, eventuell könne auch Wein über den Weinhandel Borgsmülle­r bezogen werden. Weingläser, die die Stadt zum 30. Partnersch­aftsjubilä­um angeschaff­t hatte, könnten auch zum Einsatz kommen.

Fest vereinbart ist außerdem, dass die Stadtkapel­le zusammen mit dem Sänger Gilles Amiel aus Sète den Abend musikalisc­h gestalten wird. Uneinigkei­t herrschte im Partnersch­aftsaussch­uss dagegen darüber, in welcher Form das Zelt an diesem Abend gestaltet sein soll. Geplant war, einen Teil des Festzelts vor der Bühne durch Lorbeerbäu­me optisch abzutrenne­n und die ersten Tischreihe­n zugunsten einer Tanzfläche zu entfernen. Im abgetrennt­en Bereich sollten die Tische von der Firma Lanzl mit weißen Tischdecke­n und Servietten in französisc­hen Farben gedeckt werden. Die Stadt hätte die restliche Dekoration mit französisc­hen Wimpeln, Fähnchen und blau-weiß-roten Krepp-Manschette­n übernommen.

An der von Oberbürger­meister Bernhard Gmehling favorisier­ten Variante entzündete­t sich Widerstand. Die ehemalige Stadträtin Anita Kerner regte an, die optische Abgrenzung noch einmal zu überdenken. „Das soll keine elitäre Veranstalt­ung werden, sondern ein französisc­her Abend für alle“, sagte sie. Rückenwind erhielt sie von Stadtrat Matthias Enghuber. Seiner Meinung nach würde eine Trennung dem Beschluss widersprec­hen, das Weinfest in das Volksfest zu integriere­n. „Wir wollen die Leute mitnehmen“, sagte er. Das gesamte Zelt solle einheitlic­h dekoriert werden und überall sowohl die LanzlStand­ard-Karte sowie die WeinfestTa­geskarte ausliegen. Dadurch müsse mehr dekoriert werden, betonte Kühnl. Der Aufwand könnte sich lohnen: Wenn sich am Ende Bierfans und Weinliebha­ber zuprosten und schunkelnd in den Armen liegen, denkt daran keiner mehr.

 ?? Fotos: Xaver Habermeier ?? So kennt man das, so ist es Tradition: Unter weiß blauem Himmel versammeln sich Menschen jeglicher Couleur an Bierbänken und tischen und genießen zu Blasmusik das bayerische Nationalge­tränk.
Fotos: Xaver Habermeier So kennt man das, so ist es Tradition: Unter weiß blauem Himmel versammeln sich Menschen jeglicher Couleur an Bierbänken und tischen und genießen zu Blasmusik das bayerische Nationalge­tränk.
 ??  ?? Ebenfalls eine lange Tradition hat in Neuburg das Sèter Weinfest am Schrannenp­latz. Von dort soll es in diesem Jahr zum ersten mal in das Bierzelt auf dem Volksfestp­latz wandern.
Ebenfalls eine lange Tradition hat in Neuburg das Sèter Weinfest am Schrannenp­latz. Von dort soll es in diesem Jahr zum ersten mal in das Bierzelt auf dem Volksfestp­latz wandern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany