Wein im Bierzelt
In diesem Jahr feiert das Sèter Weinfest im Bierzelt auf dem Neuburger Volksfest Premiere. Wie genau das aussehen soll, darüber wird noch diskutiert. Wein in Maßkrügen jedenfalls muss niemand befürchten
Zum ersten Mal wird das Sèter Weinfest auf dem Neuburger Volksfest gefeiert. Wie genau, darüber gehen die Meinungen noch auseinander.
Neuburg Die Idee klingt verführerisch: Ein rescher Gockel trifft auf zarten Coq au Vin, massive Maßkrüge auf filigrane Weingläser. Am selben Tisch, unter einem Dach, sitzen Franzosen und Neuburger, vereint in Wein- und Bierseligkeit, bayerischer Gemütlichkeit und französischem Savoir-vivre – bis im Zelt die Lichter ausgehen, die Musik aufhört zu spielen und alle beschwingt nach Hause gehen. Soweit die Idee. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Fest steht bisher nur, dass am 4. August, einem Samstag, auf dem Neuburger Volksfest in diesem Jahr zum ersten Mal einen Abend lang das Sèter Weinfest gefeiert wird Wie genau, darüber gehen die Meinungen noch auseinander.
Zum Hintergrund: Das Neuburger Volksfest soll attraktiver werden. In der Vergangenheit gab es Kritik – zu viele leere Plätze nach der Eröffnung, die Jugend ziehe es mehr nach Karlshuld, und der Bevölkerung fehle es an Identifikation mit dem Fest. Das alles soll pünktlich zum 75. Jubiläum anders werden. Die Stadt hat sich nach vierjährigem Intermezzo des Festzeltbetreibers Moerz aus Amberg wieder für Lanzl Gastronomie als Festzeltbetreiber entschieden. Die erfahrene Gastronomenfamilie richtet unter anderem das Donaumoosvolksfest in Karlshuld, den Barthelmarkt, das Gillamoos und die beiden Ingolstädter Veranstaltungen Pfingstvolksfest und Herbstfest aus.
Geschäftsführerin Michaela Kemper, deren Familie jahrzehntelang auf dem Neuburger Volksfest „zu Hause“gewesen sei, hatte bereits angekündigt, mit einem neuen Musikprogramm und weiteren Ideen das Volksfest „von seinen Altlasten“befreien zu wollen. Zu diesen Ideen zählt eben auch, das Sèter Weinfest erstmals im Volksfest-Zelt auszurichten. Was bisher fest steht, ist allerdings nur: Es soll Wein und französische Speisen, Chansons und natürlich Besuch aus der Partnerstadt geben – wie sonst am Schrannenplatz auch.
Als das Thema Weinfest in der jüngsten Sitzung des Partnerschaftsausschusses behandelt wurde, zeigte sich aber: Der Teufel steckt – wie so oft – im Detail. Das beginnt schon beim Essen. Die Rücksprache mit den Partnern aus Frankreich habe ergeben, dass die Köche von „Mille et une Pâtes“nicht kommen können. Das heißt: „Es wird von Neuburger Köchen gekocht werden“, sagt die zuständige Sachbearbeiterin bei der Stadt, Marie-Luise Kühnl. Die Alternative: Gastronom Lanzl würde zwei französische Speisen anbieten, Coq au vin, „Hahn in Wein“, und Quiche, ein Mürbteig mit herzhafter Füllung. Den Wein sowie die Gläser würde der Festzeltbetrieb über die Firma Bergbauer organisieren, eventuell könne auch Wein über den Weinhandel Borgsmüller bezogen werden. Weingläser, die die Stadt zum 30. Partnerschaftsjubiläum angeschafft hatte, könnten auch zum Einsatz kommen.
Fest vereinbart ist außerdem, dass die Stadtkapelle zusammen mit dem Sänger Gilles Amiel aus Sète den Abend musikalisch gestalten wird. Uneinigkeit herrschte im Partnerschaftsausschuss dagegen darüber, in welcher Form das Zelt an diesem Abend gestaltet sein soll. Geplant war, einen Teil des Festzelts vor der Bühne durch Lorbeerbäume optisch abzutrennen und die ersten Tischreihen zugunsten einer Tanzfläche zu entfernen. Im abgetrennten Bereich sollten die Tische von der Firma Lanzl mit weißen Tischdecken und Servietten in französischen Farben gedeckt werden. Die Stadt hätte die restliche Dekoration mit französischen Wimpeln, Fähnchen und blau-weiß-roten Krepp-Manschetten übernommen.
An der von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling favorisierten Variante entzündetet sich Widerstand. Die ehemalige Stadträtin Anita Kerner regte an, die optische Abgrenzung noch einmal zu überdenken. „Das soll keine elitäre Veranstaltung werden, sondern ein französischer Abend für alle“, sagte sie. Rückenwind erhielt sie von Stadtrat Matthias Enghuber. Seiner Meinung nach würde eine Trennung dem Beschluss widersprechen, das Weinfest in das Volksfest zu integrieren. „Wir wollen die Leute mitnehmen“, sagte er. Das gesamte Zelt solle einheitlich dekoriert werden und überall sowohl die LanzlStandard-Karte sowie die WeinfestTageskarte ausliegen. Dadurch müsse mehr dekoriert werden, betonte Kühnl. Der Aufwand könnte sich lohnen: Wenn sich am Ende Bierfans und Weinliebhaber zuprosten und schunkelnd in den Armen liegen, denkt daran keiner mehr.