Neuburg, du Beliebte!
Neuburg ist bekannt für seine freundschaftlichen Beziehungen zu Partnerstädten. Das spricht sich herum. Städte aus ganz Europa buhlen um die Gunst der Donaumetropole. Doch die Begeisterung hält sich in Grenzen
Neuburg Je mehr Freunde im Poesiealbum, desto besser. So war das früher in der Schule. Heute ist es nicht anders: Wer viele FacebookFreunde hat, gilt als beliebt. Den tatsächlichen Beziehungsgehalt mal beiseite, eine Menge Freunde scheint erstrebenswert – auf dem Papier, dem Bildschirm, im wahren Leben. Eigentlich könnte sich Neuburg daher über die jüngsten Anfragen für Städtepartnerschaften freuen. Tut es auch. Dennoch wurde allen eine Absage erteilt. Warum, war Thema der jüngsten Sitzung im Partnerschaftsausschuss.
Dunakeszi in Ungarn, Salonta in Rumänien und Indija in Serbien – sie alle wollen Partnerstadt von Neuburg werden. Nicht New York, nicht Schanghai, auch nicht Kitzbühel – was von der Größe noch realistisch wäre. Fehlender Promifaktor aber war nicht der Grund, warum man sich im Partnerschaftsausschuss entschloss, die entgegengestreckten Freundschaftshände auszuschlagen.
„Es ist schmeichelhaft, dass viele eine Städtepartnerschaft mit uns wollen“, sagte Stadtrat Klaus Babel. Offensichtlich spreche sich herum, dass Neuburg seine Städtepartnerschaften mit Leben fülle. Allerdings sollte sich die Stadt auf die bestehenden Städtepartnerschaften mit Sète und Jesenik sowie die Freundschaften mit Malcesine und Hamburg konzentrieren und den Freundeskreis nicht noch weiter ausdehnen.
Inklusive Neuburgs Engagement in der Newcastle-Alliance – einem weltweiten Zusammenschluss von Orten, die Neuburg heißen – sei das bereits sehr viel Arbeit, die die Stadt in internationale Beziehungen investiere, sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Die Mehrheit der restlichen Ausschussmitglieder sah das ähnlich. Um niemanden zu bevorzugen, haben sie beschlossen, gleich allen Städten abzusagen. Oft hat sich gezeigt: Nicht die Menge macht’s. Von zehn Freunden im Poesiealbum blieb manchmal auch nur einer übrig – von denen auf Facebook ganz zu schweigen.