Wortwitz aus Weimar
Tatort: Der kalte Fritte
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Nein, es ist kein Schreibfehler, wenn der aktuelle „Tatort“aus Weimar „Der kalte Fritte“heißt. Es geht auch nicht um eine nicht mehr warme Kartoffel, sondern um den Bordellbesitzer Fritjof „Fritte“Schröder. Nicht minder originell ist der Name seines Ladens, „Chez Chériechen“. Der Fritte hat Dreck am Stecken, sodass der immer noch vornamenlose Hauptkommissar Lessing seiner Kollegin Kira Dorn (Nora Tschirner) sagen kann: „Ich geh jetzt in den Puff“, worauf die auch privat mit ihm verbandelte Dorn ihm ankündigt, sich einen Stripper zu holen. Zum Glück kommt vor lauter Witzeleien das Kriminalistische nicht zu kurz, was Weimar von Münster unterscheidet.
Aber das Verbrechen an sich ist an Absurditäten so reich, dass man „Der kalte Fritte“von Anfang bis Ende genießen kann. Passend dazu ist die Handlung einfach und nachvollziehbar. Ein maroder Steinbruch soll Standort eines GoetheGeomuseums werden, was das miteinander fertige Ehepaar Martin Schröder, der Bruder Frittes, und dessen attraktive Ehefrau Cleo vor der Pleite retten würde. Blöderweise hat der Milliardär Alonzo Sassen der Stadt ebenfalls ein Grundstück für den Park in Aussicht gestellt – und zwar umsonst. Klappt nicht. Sassen wird von einem finnischen Auftragskiller gemeuchelt, der wiederum von dessen junger, etwas unterbelichteter Ehefrau Lollo (brillant: Ruby O. Fee) erschossen wird.
Was folgt, ist eine bizarre Mixtur aus Comic und dem vergessenen Genre des Fotoromans. Und hier passt endlich mal die 60er-JahreScheitelfrisur der Kira Dorn ins Bild. Den Tod des Killers analysiert Polizeiärztin Frau Dr. Seelenbinder pragmatisch: „Hat drei Schüsse abbekommen: Hirn, Herz, Hoden.“
Nicht nur diese drei spielen eine Rolle. Auch Action, ebenso wie ein Polizisten-Vater, der sich als kleiner Gauner entpuppt. Außerdem darf ein Goldgräberweibchen wie Lollo Probleme mit der Kaffeezubereitung haben, während es die Fragen der Polizei beantworten soll. Ein unkorrekter Krimi wird so zu einer bunten Spielwiese.