Neuburger Rundschau

Fasziniere­nde Welt der Bossa nova

Zauberhaft­er Auftritt des Christina Braga Trios im Birdland Neuburg

- VON PETER ABSPACHER Foto: Gerhard Löser

Neuburg Bossa nova, das heißt auf portugiesi­sch einfach nur „neue Welle“. Mit der blödel-affinen deutschen Popmusik-Mode der 1980er Jahre hat diese fasziniere­nde, tänzerisch geprägte Stilrichtu­ng wenig zu tun, die schon viel früher von der Copacabana aus ihren Siegeszug über den Globus begonnen hat.

Der Auftritt des Christina Braga Trios im Birdland Jazzclub Neuburg am Samstag war eine hinreißend­e Hommage an die Bossa nova. Ja, die Bossa nova ist sozusagen schuld an einem zauberhaft­en, von tiefer Emotion geprägten JazzAbend – nicht etwa der Bossa nova, wie es in einem flotten alten Schlager heißt. Christina Braga, klassische Harfenisti­n und Opernsänge­rin in Rio de Janeiro und eine vorzüglich­e Jazzerin, hatte das Publikum im Jazzkeller schon mit den ersten hingehauch­ten Tönen ihrer dunklen, warmen Stimme gewonnen. Und zugleich mit dem betörenden, geheimnisv­ollen Sound ihrer Harfe.

Viel feines und ausdruckss­tarkes Piano ist an diesem Abend zu genießen, eine insgesamt sehr sangliche Jazz-Auffassung prägt die Musik dieses Trios. In die anspruchsv­olle Vorgabe der Harfenisti­n und Sängerin fügen sich der Bassist Ricardo Medeiros – Christina Bragas Ehemann – und der aus dem Schrobenha­usener Land stammende Schlagzeug­er und Drummer Flo Pfeifer wunderbar ein. Trommeln und Becken müssen eben nichts Aggressive­s, Lautstarke­s und Knalliges haben, vielmehr kann ein Schlagzeug­er von der Qualität dieses Flo Pfeifer für die elegische Schönheit der einen weichen, tragenden musikalisc­hen Background legen. Manchmal hört man den Schlagzeug­er kaum noch, aber der junge Mann ist in Wahrheit immer voll da.

Ähnliches gilt für den technisch perfekten und musikantis­ch-witzigen Ricardo Medeiros am Bass. Die glasklaren Harfenklän­ge veredelt der Bassist in vielen Unisono-Einwürfen mit seinem sonoren Ton. Im Wettstreit virtuosere­r Passagen zaubern die beiden manchmal fast An- eines kurzen, knackigen Doppelkonz­erts für Harfe und Kontrabass. Winziges Manko: Dieser Bass mit seinem weichen, tragenden Klang wäre in der intimen Akustik des Birdland Jazzkeller­s auch mit etwas weniger elektrisch­er Verstärkun­g ausgekomme­n.

Das Erlebnis des Abends war die perfekte Abstimmung von Gesang und Instrument­en. Christina Braga gestaltet die scheinbar einfachen Lieder großer brasiliani­scher Komponiste­n mit einer selbstvers­tändliBrag­a-Lieder chen Intensität, der sphärische Klang der Harfe und das tiefe, runde Timbre ihrer Stimmlage verschmelz­en zu einem einzigen Instrument. „Ein Tag voll Sonne, ein Tag voll Licht“, „Der letzte Gesang“oder „Trauriger Sommer“– in diesen Liedern sind emotionale Welten wie Sehnsucht, Zerbrechli­chkeit, Liebe, (bedrohte) Schönheit der Natur oder die unbändige Kraft des Meeres auf eine Weise eingefange­n, die direkt ins Herz geht.

Worte oder programmat­ische Tisätze tel braucht es da eigentlich nicht. Diese Musik eines in sich versunkene­n Jazz-Quartetts (den Gesang als viertes und intensivst­es Instrument mitgezählt) spricht auf eine exotisch-fremde und doch vertraute Weise für sich. Man sagt so leicht, in der Ruhe liege die Kraft. An diesem Abend stimmt das wirklich. Diese Musiker strahlen eine kraftvolle innere Ruhe und Konzentrat­ion aus. Und das geht nachhaltig ins Gemüt. So ungefähr stellt man sich ein musikalisc­hes Geschenk vor.

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Der Auftritt des Christina Braga Trios im Birdland Jazzclub Neuburg am Samstag war eine hinreißend­e Hommage an die Bossa nova. Braga ist klassische Harfenisti­n, Opern sängerin und eine vorzüglich­e Jazzerin.

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