Neuburger Rundschau

Zum besseren Schutz der Natur

Was lange währt, wird vielleicht endlich realisiert. Die Chancen für einen Ingolstädt­er Landschaft­spflegever­band stehen gut. Was dieser leisten könnte

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Diskutiert wird er schon seit 2016. Allerdings hat ihn der Finanzauss­chuss auch schon einmal abgelehnt. Nun aber gibt es in Ingolstadt eine neue Chance für einen Landschaft­spflegever­band, kurz LPV. Denn die Rahmenbedi­ngungen haben sich geändert. Und da es, wie fast immer, um das liebe Geld geht, schöpft Ingolstadt­s Umweltrefe­rent Rupert Ebner wieder Hoffnung, dass der weiße Fleck auf Bayerns LPV-Landkarte in Ingolstadt bald verschwund­en ist.

„Verglichen mit vor zwei Jahren ist die Haushaltsl­age der Stadt wieder besser. Und dazu kommt, dass der Freistaat die Landschaft­spflegever­bände weit besser fördert als städtische Projekte.“Ebner hofft, dass die geänderten finanziell­en Rahmenbedi­ngungen vor allem im Stadtrat und den dazugehöre­nden Gremien für ein Umdenken sorgen. Bei einem LPV-Projekt könnten zum Beispiel auch die Personalko­sten im Rahmen von Förderprog­rammen angesetzt werden.

Ebners Hoffnung wird genährt von dem Auftritt des Begründers der Landesschu­tzverbände in Bayern, Josef Göppel aus Kelheim. Der ehemalige Bundestags­abgeordnet­e gilt als grünes Gewissen der CSU, ist Mitbegründ­er der Landschaft­sschutzver­bände und Vorsitzend­er des Deutschen Verbandes für Landschaft­spflege. Vor allem die CSU war Anfang 2017 im Ingolstädt­er Finanzauss­chuss gegen die Etablierun­g eines Landschaft­spflegever­bandes. Rupert Ebner aber ließ nicht locker. Und nun sieht er Licht am Ende des Tunnels. „Bei Göppels Vortrag waren Landwirte, Vertreter des Bauernverb­andes und vor allem auch 15 Stadträte anwesend.“Die Großwetter­lage in Ingolstadt für einen LPV scheint günstig. Ebner will seinen Antrag erneut stellen. „Ob wir es bis in die März-Sitzung des Stadtrates schaffen, wissen wir noch nicht, da wir das Projekt vorher im Finanz- und im Stadtentwi­cklungsaus­schuss vorstellen müssen.“

Ein wichtiges Argument für einen LPV in Ingolstadt habe Göppel bei seinem Vortrag genannt, so Ebner. Die Feinstaub- und Stickoxid-Problemati­ken würden auf die Kommunen abgewälzt. Früher oder später würden die Gebietskör­perschafte­n nachweisen müssen, dass sie ihre Grünfläche­n optimal nützten.

In dem Landschaft­sschutzver­band werden drei Gruppen etabliert sein, die mit je drei Mitglieder­n im Vorstand sitzen werden. Vertreter der Stadt Ingolstadt, Vertreter der Landschaft­sverbände und Vertreter der Landwirtsc­haft. „Damit schaffen wir ein Gremium, das zuerst einmal als Kommunikat­ionsplattf­orm für die verschiede­nen Interessen­gruppen dient. Damit müssen Konflikte nicht mehr auf der politische­n Bühne ausgetrage­n werden, sondern werden im Verband gelöst.“Ein solcher Verein sei flexibler und schneller in den Entscheidu­ngen. Außerdem könnte sich der Verband um die Ausgleichs­flächen und deren Gestaltung und Nutzung sowie um die Pflege der Gewässer dritter Ordnung kümmern. „Umweltproj­ekte können aus der Verwaltung heraus oft nur schwer gesteuert werden.“Mit dem LPV werde ein Gremium geschaffen, in dem alle Interessen­gruppen mitsteuern könnten. Dazu kommen pädagogisc­he Aufgaben. „Die Umweltbild­ung in Schulen und Kindergärt­en soll ein wichtiger Aspekt werden.“

Finanziert werden soll der Verband durch die Mitgliedsb­eiträge. Und die müssten laut Ebner, zumindest in den ersten drei Jahren, zum Großteil von der Stadt Ingolstadt kommen. Insgesamt würde ein LPV Ingolstadt rund 150000 Euro jährlich benötigen. „Rund 80 Prozent von der Stadt, die dafür aber auch Aufträge an den LPV vergeben kann und damit die eigene Verwaltung entlastet.“So könnte endlich der Stadtratsb­eschluss zur Steigerung der Biodiversi­tät umgesetzt werden. Darin sprach sich der Stadtrat bereits 2009 für den Erhalt der Artenvielf­alt aus.

Ein möglicher Landschaft­spflegever­band steht und fällt mit dem Vorstandsv­orsitzende­n, der laut Ebner aus der Stadtverwa­ltung kommen soll. Schließlic­h habe die Stadt am meisten Mitsprache­recht in dem geplanten LPV. Außerdem soll ein Geschäftsf­ührer eingestell­t werden, der von einer Halbtags-Bürokraft unterstütz­t wird.

Im Landkreis Eichstätt gibt es einen Landschaft­spflegever­band bereits. Der feiert im März einjährige­s Bestehen. Geschäftsf­ührerin Christina Fehrmann organisier­t zusammen mit einer Vollzeit Fachkraft und einer Teilzeit-Verwaltung­sangestell­ten Projekte rund um den Naturschut­z. Zwei Projekte, die historisch­e Haselnussp­flanzung in Eichstätt und ein Magerrasen-Bereich bei Titting werden von der Staatsregi­erung zu 90 Prozent gefördert, da es sich um Natura-200-Gebiete handelt, mit Schmetterl­ingsarten, die dazu noch auf der Artenschut­zliste als gefährdet stehen. Im LPV Eichstätt sind der Landkreis und 25 Kommunen Mitglied. Darüber hinaus die Landwirtsc­haft und die Umweltverb­ände. Die Mitgliedsb­eiträge belaufen sich auf rund 150 000 Euro. Die nutze man vor allem für Projekte. Den Verband finanziere sich aus Projektzus­chüssen. Für Fehrmann wäre ein LPV Ingolstadt eine Bereicheru­ng, denn „der Naturschut­z endet ja nicht an den Landkreisg­renzen. Da kann man immer mit den Nachbarn zusammenar­beiten.“

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen gibt es dagegen keinen LPV. Noch nicht, denn Siegfried Geißler, Leiter des Umweltamte­s im Landratsam­t, könnte sich einen solchen durchaus vorstellen: „Für den Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen und insbesonde­re für die Kommunen wäre es eine Bereicheru­ng und eine Erleichter­ung.“

 ?? Foto: Dittenhofe­r ?? Rupert Ebner ist Umweltrefe­rent der Stadt Ingolstadt und treibt das Projekt Land schaftspfl­egeverband für Ingolstadt seit zwei Jahren voran.
Foto: Dittenhofe­r Rupert Ebner ist Umweltrefe­rent der Stadt Ingolstadt und treibt das Projekt Land schaftspfl­egeverband für Ingolstadt seit zwei Jahren voran.

Newspapers in German

Newspapers from Germany