Neuburger Rundschau

Kein Durchblick im Schneegest­öber

Der FC Ingolstadt muss sich nach einer schwachen Vorstellun­g dem FC St. Pauli mit 0:1 geschlagen geben. Warum Trainer Stefan Leitl dennoch weiter nach oben blickt

- VON DIRK SING

Ingolstadt Irgendwie ist die 2. Fußball-Bundesliga in dieser Saison ein seltsames Gebilde. Wenn man die Entwicklun­g und Situation an der Tabellensp­itze beobachtet, könnte man fast schon den Eindruck gewinnen, als würden die „Spitzentea­ms“in diesen Wochen nahezu alles unternehme­n, um bloß nicht in die Bundesliga aufzusteig­en.

Konnte bereits am vorangegan­genen Spieltag keine der fünf erstplatzi­erten Mannschaft­en einen dreifachen Punktgewin­n einfahren, setzte sich auch an diesem Wochenende das „Aufstiegsv­erweigerun­gsrennen“fort. Sowohl der bisherige Spitzenrei­ter Fortuna Düsseldorf (1:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth) als auch das drittplatz­ierte Holstein Kiel (2:2 gegen Erzgebirge Aue nach einer 2:0-Führung) kamen über ein Remis nicht hinaus.

Ein Umstand, der eigentlich dem FC Ingolstadt 04 voll und ganz in die Karten spielen sollte. Eigentlich. Doch auch die Schanzer zeigen sich mit der schwächeln­den Konkurrenz überaus solidarisc­h. Erneut hätte der Bundesliga-Absteiger am Samstag im Duell mit dem FC St. Pauli – wie es Tobias Schröck nach der Partie richtig analysiert­e – einen „ganz großen Schritt nach vorne machen können“. Am Ende rutschten jedoch der Innenverte­idiger und seine Teamkolleg­en auf dem schneebede­ckten und glitschige­n Rasen des Audi-Sportparks wieder einmal aus. 0:1 hieß es nach 95 Minuten in einer Partie, in der die Hausherren vor allem spielerisc­h über weite Strecken enttäuscht­en, während die Gäste um den ehemaligen FCI-Cheftraine­r Markus Kauczinski (Abwehrchef Lasse Sobiech: „Man hat schon gemerkt, dass es für unseren Coach eine besondere Begegnung war. Das hat bei uns sicher die letzten Prozentpun­kte freigemach­t.“) mit einfachste­n Mitteln einen „Dreier“mit in die Hansestadt nahmen.

Ingolstadt­s Cheftraine­r Stefan Leitl zeigte sich vor allem mit der Darbietung seiner Schützling­e im ersten Durchgang unzufriede­n und enttäuscht. „Die Räume zum Bespielen wären eigentlich da gewesen. Doch wir haben das leider nicht gemacht“, kritisiert Leitl, der noch ein weiterer Punkt sauer aufstieß. „Wir haben vor dem verbessert­en Umschaltsp­iel des Gegners ein- dringlich gewarnt. Aber gerade beim Gegentreff­er haben wir das richtig schlecht verteidigt“, so der 40-Jährige weiter. Entscheide­nd daran beteiligt war auch Winter-Neuzugang Patrick Ebert, der gegen den FC St. Pauli erstmals in der Startforma­tion stand. Nach einem feinen Zuspiel Waldemar Sobotas verlor Ebert das Laufduell gegen seinen direkten Gegenspiel­er Richard Neudecker, der dem freistehen­den Sami Allagui das Spielgerät mustergült­ig zur Führung auf den Schlappen legte (30.). Bereits zur Pause war für den ehemaligen Berliner Feierabend.

„Bei Patrick hat man schon gesehen, dass noch einiges fehlt. Daran muss er weiter arbeiten. Es ist einfach ein großer Unterschie­d, ob man von Anfang an auf dem Platz steht oder während des Spiels eingewechs­elt wird, wo es dann auch entspreche­nd Räume gibt“, erklärt Leitl, der seinen Neuling jedoch auch in Schutz nimmt: „Es alleine an ihm festzumach­en, dass wir in der ersten Hälfte nicht gut gespielt haben, wäre unfair. Wir wollten im zweiten Durchgang mit zwei Spitzen agieren und haben deshalb eine personelle Umstellung vorgenomme­n.“Zwar wurden die Oberbayern nach Wiederbegi­nn tatsächlic­h etwas dominanter. Doch mit Ausnahme eines Schusses von Sonny Kittel (kassierte auch noch die fünfte gelbe Karte und fehlt damit im nächsten Auswärtssp­iel beim MSV Duisburg) ans Außennetz (48.) sprangen keine guten Möglichkei­ten heraus. Die – zweifelsoh­ne dem nun immer schwerer zu bespielend­en Geläuf geschuldet­en – hohen und langen Bälle in Richtung des gegnerisch­en Strafraums waren indes ein gefundenes Fressen für die hoch aufgeschos­senen und kopfballst­arken Innenverte­idiger Sobiech und Christophe­r Avevor, die gefühlt kein einziges Kopfballdu­ell verloren.

Das letztlich einzig Positive aus FCI-Sicht: Der Abstand auf den Relegation­splatz (Kiel) beträgt trotz der Niederlage nur vier Zähler. Aus diesem Grund hat Leitl eben jenen dritten Tabellenpl­atz bei „diesem Schneckenr­ennen an der Spitze“weiter fest im Visier. „Warum soll ich etwas abhaken, wenn man seinen Traum immer noch leben kann?“meint der Ingolstädt­er Coach (zurecht). Doch dafür sollte aus der „Schnecke FCI“möglichst bald ein „punktemäßi­ger Vielfraß“werden. FC Ingolstadt 04: Nyland – Levels, T. Schröck, Matip, Otavio Rosa da Silva – Träsch (86. Wahl) – Ebert (46. Pledl), Mo rales – Mo. Hartmann (68. Kutschke), Lez cano, Kittel.

FC St. Pauli: Himmelmann – Park, L. So biech, Avevor, Buballa – Sobota (88. Flum), Nehrig, Dudziak, Neudecker (75. Zander) – Bouhaddouz, Allagui (80. Möl ler Daehli).

Tore: 0:1 Allagui (30.). – Schiedsric­hter: Sven Waschitzki (Essen) – Zusch.: 10 071.

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Foto: Roland Geier Vergab unmittelba­r nach dem Seitenwech­sel eine der ganz wenigen guten Möglichkei­ten des FC Ingolstadt auf einen Treffer: Son ny Kittel (vorne), der ansonsten blass blieb.

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