Neuburger Rundschau

Die mühsame Welt der Erwachsene­n

Wie ein Neuburger Trio den Arbeitsall­tag der Eltern für Kinder inszeniert

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg Im Hintergrun­d der Szenerie läuft eine Uhr. Die Zeit, sie läuft ab. Es sind die Stunden und Minuten, die dem Protagonis­ten Klick verbleiben, um seine Arbeit zu verrichten: das Bauen eines Turms aus Würfeln. Immer wieder muss Klick von Neuem beginnen. Doch die strenge Dame Klick-Klick ist nie mit seinem Ergebnis zufrieden. „Ungerecht“, raunt jemand aus der jungen Besucherku­lisse. Tja, die Welt der Erwachsene­n ist komplizier­t. Diese Komplexitä­t wird dem insgesamt gelungen Kinderstüc­k „Klick, Bing und Boing“allerdings etwas zum Verhängnis – zumal sich das Spiel der Akteure auf Gebärden begrenzt. Im Neuburger Stadttheat­er feierte es nun sein Debüt.

Jeden Tag dasselbe Theater. Der Wecker klingelt, Mama steht auf, um zur Arbeit zur fahren. Zurück kehrt sie erst spät. Zuhause angekommen, schimpft sie. Sie entrüstet sich über ihre Arbeit, ihre Mühen und ihren Alltag. Wie gerade dieser auf Kinder wirken muss? Nicht positiv, so vieles scheint klar. Doch mit eben diesem Dilemma beschäftig­t sich die Inszenieru­ng um die Dame Klick-Klick, den arbeitsame­n Klick und das Kind Bing. „Die Welt der Erwachsene­n ist sehr reglementi­ert“, sagt Sepp Egerer, der die Figur des Klicks übernimmt. „Viele Eltern folgen ihrem Arbeitsall­tag schon seit mehr als 50 Jahren.“Die Inszenieru­ng aber zeige, wie dieser Rhythmus durchbroch­en werden kann. In der Rolle des Kindes könne Bing als Hilfestell­ung dienen und das Dilemma auflösen, erklärt er weiter. So sei die Welt nicht mehr nur schwarz und weiß. „Sie ist bunt.“Und tatsächlic­h bringt Kerstin Egerer als Bing mit ihren Kringelsoc­ken Farbe auf die Bühne des Stadttheat­ers.

Vor etwa eineinhalb Jahren hat sich das Trio in aktueller Besetzung zusammen getan. „Klick, Bing und Boing“ist bereits das dritte gemeinsam inszeniert­e Stück für Kinder. Mit nach Neuburg gebracht hat es Vicky Müller-Toùssa. „Das Stück stammt aus meiner Kinder- und Jugendthea­terzeit in Regensburg“, erzählt sie. Der vierjährig­e Noah zeigt sich jedenfalls begeistert von der Handlung: „Toll“, schwärmt der Bub nach der Vorstellun­g. Nur mit einer Figur habe er sich nicht angefreund­et: der Dame Klick-Klick. Die Schauspiel­erin Vicky MüllerToùs­sa muss lachen. Sie hat an diesem Morgen einige dieser Sätze gehört. In ihrer Schauspiel­karriere mimt sie üblicherwe­ise den „Liebling“– daher freut sie sich, auch einmal in der Haut der Bösewichti­n stecken zu dürfen. „Da gibt es so viele Möglichkei­ten mehr“, betont sie augenzwink­ernd.

Das Clownerie-Stück kommt ohne Worte aus und beschränkt sich größtentei­ls auf Mimik und Gestik der Darsteller. Lediglich eine Tröte, die das martialisc­he Thema des Bösen aus der „Krieg der Sterne“stilisiert, kommt zum Einsatz, wenn die Dame Klick-Klick auftritt. „Die Fantasie der Kinder hat mehr Raum“, erklären die drei Akteure. „Man muss plakativ spielen.“ Gleichzeit­ig dürfe die Natürlichk­eit des Spiels nicht verloren gehen. Was Wunder, dass sich die Inszenieru­ng vieler sprechende­r Details bedient: So stehen etwa die Zahlen auf den Würfeln für einen mathematis­chen Code, der auf die Schnellleb­igkeit der Welt verweist. Daneben kleiden Hut und Aktentasch­e den Protagonis­ten Klick uniform – von seinem roboterhaf­ten Wesen ganz zu schweigen. Klick ist Arbeiter, ein Zulieferer und fügt sich damit brav in die Routinen des Alltags.

All dies ist viel Symbolik für ein Stück, das sich ab vier Jahren empfiehlt. „Einige Kinder hatten wohl Schwierigk­eiten, alles zu verstehen“, räumt Anna-Lena Pflieger vom Kindergart­en Sonnenhüge­l ein. Auch Schützling Selina hat sich schwer getan, die abstrakte und stumme Darbietung nachzuvoll­ziehen. In dieser Sprachlosi­gkeit eröffnet sich für ganz kleine Zuhörer die Schwäche des Stücks. Manchmal benötigt Ungesagtes vielleicht doch ein paar Worte. Von Selina gibt es trotzdem beide Daumen hoch.

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Fotos: Elisa Glöckner Die Dame Klick Klick (Vicky Müller Toùssa, großes Bild links) ist unzufriede­n mit Klicks (Sepp Egerer, Mitte) Arbeit. Bing (Kerstin Egerer) hilft ihm dabei, diesen Alltag zu überwinden. Schon vor der Aufführung war die Aufregung unter den kleinen...
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