Neuburger Rundschau

Kein Kneippbeck­en für Bergheim

Eineinhalb Jahre wurde darüber diskutiert, wie ein Wassertret­becken im Vorfluter der Donau aussehen könnte. Nach einer Pattsituat­ion im Gemeindera­t ist das Thema nun vom Tisch

- VON CLAUDIA STEGMANN

Bergheim Die Entscheidu­ng hätte knapper nicht ausfallen können: Mit 6:6 Stimmen hat der Gemeindera­t Bergheim in seiner Sitzung am Montagaben­d das geplante Kneippbeck­en am Sportplatz in Bergheim abgelehnt. Die Idee war im Herbst 2016 entstanden und wurde seitdem immer wieder diskutiert. Ein Teil der Gemeinderä­te – allen voran Egon Fuhrmann, der in all den Diskussion­en weitestgeh­end als einziger seine Meinung aussprach – haderte mit den Kosten und dem Nutzen des Beckens. Auch die Unterhalts­kosten, über deren Höhe die Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt keine verbindlic­he Auskunft geben konnte, bereiten Fuhrmann Bauchschme­rzen. Dass er mit diesem unguten Gefühl nicht allein dastand, zeigte am Ende die Abstimmung: Sechs Gemeinderä­te hätten die Planungen für die Kneippbeck­en gerne weiter vorangetri­eben, ebenso viele waren dagegen. Die Pattsituat­ion hatte zur Folge, dass der Beschluss als abgelehnt gilt.

Dabei hatte die Verwaltung noch dem Wunsch des Gremiums entsproche­n und dafür gesorgt, dass die Kosten für den Bau des Beckens gesenkt werden. 30 000 Euro hatten sich die Räte als Limit gesetzt. Weil die erste Version mit 45000 Euro deutlich teurer war, hat das Planungsbü­ro den Rotstift angesetzt. Indem das Becken um zwei Meter verkleiner­t wurde und dekorative Elemente wie etwa Pflanzen oder ein Fahrradstä­nder gestrichen wurden, konnten die Kosten auf knapp unter 30 000 Euro gedrückt werden. Die Hälfte davon hätte die EU bezuschuss­t. Dazu wären Planungsko­sten in Höhe von etwa 10- bis 12 000 Euro gekommen. Am Ende hätte die Gemeinde also rund 25 000 Euro aus eigener Tasche für die Freizeitei­nrichtung bezahlen müssen.

Unklar blieb indes die Frage nach den Unterhalts­kosten. Schon im vergangene­n Jahr hatte die Verwaltung auf Wunsch von Egon Fuhrmann in Neuburg, Egweil, Eichstätt und Ingolstadt nachgefrag­t, wie es die Kommunen mit der Pflege der dortigen Wassertret­becken halten. Das Ergebnis: Die Regelungen, und damit die Kosten, sind sehr unterschie­dlich. In Egweil beispielsw­eise, so hat Fuhrmann auf Nachfrage erfahren, würde sich ein Rentner weitestgeh­end ehrenamtli­ch um das dortige Becken kümmern. Sechs Stunden pro Woche wende er in den Sommermona­ten dafür auf. „Es ist fraglich, ob auch wir dieses Glück haben werden“, warf Fuhrmann ein.

Dass am Ende die Hälfte der Gemeinderä­te Bedenken gegen das Projekt hatte, fand Bürgermeis­ter Tobias Gensberger „sehr schade“. Er wollte mit dem Projekt einen Nutzen aus der langjährig­en Mitgliedsc­haft in der Leader-Aktionsgru­ppe „Altbayeris­ches Donaumoos“ziehen. Die Gemeinde Bergheim zahlt jährlich 1400 Euro in den Verein, der sich darum kümmert, dass EU-Mittel in den ländlichen Raum fließen. Mit der Realisieru­ng des Kneippbeck­ens hätte Bergheim 15000 Euro an Fördergeld­ern abschöpfen können. Die Enttäuschu­ng über die Absage des Projekts war Gensberger deutlich anzumerken. „Die Zeit hätten wir uns sparen können.“

Egon Fuhrmann hingegen, der eine „spürbare Missstimmu­ng“auch in seine Richtung sah, verteidigt­e seine Entscheidu­ng: „Es gibt drei Kneippbeck­en in erreichbar­er Nähe zu Bergheim. Da braucht es kein viertes zu einem Spitzenpre­is.“

„Es gibt drei Kneippbeck­en in erreichbar­er Nähe. Da braucht es kein viertes zu einem Spitzenpre­is.“Gemeindera­t Egon Fuhrmann

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